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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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und House-Music auflegte.
    Steven war anders. Er war klug, belesen und hatte offensichtlich kein Problem damit, wenn sie gelegentlich die Führung übernahm. Aber er kam ihr vor wie von einem anderen Planeten. Mehr noch: Wenn Frauen von der Venus und Männer vom Mars stammten, dann kam Steven mindestens vom Pluto, wenn nicht sogar vom weit entfernten Pferdekopfnebel.
    Was ihn durchaus interessant machte.
    Schmunzelnd wandte sie sich ab und ging zurück zum Schloss. Dieser weltfremde Antiquar würde sich schon wieder beruhigen. Währenddessen konnte sie sich ja auch mal ohne seine Begleitung umschauen. Sara sah auf die Uhr. Die Arie des bestimmt sündhaft teuren Tenors musste mittlerweile vorüber sein. Es konnte also nicht schaden, der Venusgrotte einen Besuch abzustatten.
    Sie zog die Maske und ihre Stöckelschuhe aus, die ihr bereits die ersten Blasen eingebracht hatten, nahm sie in die Hand und machte sich auf den Weg in den oberen Teil des Parks. Kaum hatte sie das Schloss umrundet, war sie völlig allein. Violette und blutrote Blumenteppiche breiteten sich um sie herum aus, vor ihr blickte ein strenger Neptun mit seinem Dreizack auf sie herab. Er stand in der Mitte eines Brunnens, gespeist von einer plätschernden Kaskade, die sich vom oberen Hang in ein Becken ergoss. Rechts und links der Kaskade führten eingewachsene Laubengänge hinauf zur Venusgrotte.
    Sara betrat den linken Laubengang, neben dem eine weiß schimmernde Frauenstatue wachte. Sofort war es um sie herum stockfinstere Nacht. Kurz war sie versucht, umzudrehen und einen einfacheren Weg zu suchen. Doch dann entschied sie sich, ihren anderen vier Sinnen zu vertrauen und einfach weiterzugehen. Unter ihren Füßen spürte sie Kies knirschen, es roch nach einer letzten Ahnung von Sommer. Nach einer Weile hatten sich die Augen so weit an die Dunkelheit gewöhnt, dass sie um sich herum wenigstens Schemen ausmachen konnte. Blätter streichelten über ihr Gesicht, durch die Zweige schimmerte trübes Mondlicht.
    So muss es hier auch schon vor über hundert Jahren gewesen sein, dachte sie in einem plötzlichen Anflug von Nostalgie. Beinahe könnte man glauben, der König selbst böge um die nächste Ecke.
    Plötzlich ertönten hinter ihr Schritte auf den Steinen.
    »Ist da wer?«, fragte Sara zaghaft, doch niemand antwortete.
    Sie wartete ein bisschen, konnte aber nichts Ungewöhnliches vernehmen. Als sie schließlich weiterging, blieb es zunächst ruhig. Doch dann war wieder das Knirschen zu hören.
    »Herr Lukas!«, rief Sara. »Das ist nicht witzig! Ich hätte Ihnen wirklich ein wenig mehr Niveau zugetraut. Nur weil ich gesagt habe, dass Sie alt sind, müssen Sie jetzt nicht so tun, als wären wir auf einem Kindergeburtstag. Also hören Sie …«
    Sara stockte, als die Schritte hinter ihr plötzlich schneller wurden. Sie kamen den Laubengang empor, direkt auf sie zu. Jetzt konnte sie ungefähr fünf Meter hinter sich eine riesige Gestalt ausmachen. Sie war noch schwärzer als die Dunkelheit um sie herum. Ein Bär von einem Mann, mit breiten Schultern und einem langen Mantel, unter dem er jetzt so etwas wie ein kleines Tuch hervorholte.
    Im nächsten Moment war der Riese über ihr.
    Sara stürzte zu Boden und wurde begraben von dem Koloss. Sie atmete den strengen Geruch des Ledermantels und versuchte sich unter dem Mann zu bewegen. Doch es war, als würde ein Fels auf ihr liegen. Etwas Hartes drückte gegen ihren Oberschenkel.
    Mein Gott, er will mich vergewaltigen! Ich bin auf einem rauschenden Millionärsfest mit dem bayerischen Innenminister, und dieser Typ will mich vergewaltigen. Das darf doch nicht wahr sein!
    Sie versuchte zu schreien, doch der Riese presste ihr seine haarige Hand auf den Mund.
    »Wo ist das Buch?«, hörte sie ihn plötzlich brummen. Seine Stimme klang überraschend wohltönend, Sara musste an einen sonoren Radiosprecher denken. »Das Buch, du Schlampe! Du weißt, wovon ich rede!«
    Sara erstarrte, das Schlucken fiel ihr schwer. Das war keine Vergewaltigung, sondern ein Überfall! Wobei sie bezweifelte, dass das ihre Lage entschieden verbesserte. Wohl eher das Gegenteil.
    »Ich … ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, keuchte sie. »Ich kenne kein …«
    Der Mann schlug ihr hart ins Gesicht, sie spürte warmes Blut über ihre Lippen laufen. Sara wimmerte und schämte sich im gleichen Augenblick dafür.
    »Ist ja gut, ich red ja schon!«, kam es krächzend aus ihr hervor. »Der Antiquar hat es, er ist hinten bei der alten

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