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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Onkel Lu sollte ihnen helfen. Es war besser, den alten Mann nicht unnötig zu verängstigen. Wobei er nicht so aussah, als ob er vor allzu viel im Leben Angst hätte.
    Sara wechselte das Thema. »Wenn Ihre Geschichte stimmt und Loewenfeld und Marot wirklich Tatzeugen waren, dann steht das mit ziemlicher Sicherheit in diesem Buch«, begann sie nachdenklich. »Und irgendjemand will verhindern, dass es ans Licht kommt. Nur wer und warum? Und was sollen diese verschlüsselten Wörter? Offensichtlich gibt es da doch noch ein weitaus größeres Geheimnis, das nicht gelüftet werden soll.« Müde rieb sie sich die Augen. »Es wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben, als auch den Rest des Tagebuchs zu entschlüsseln. Vielleicht kommen wir so auf den Täter.« Sie deutete auf das Tagebuch in Stevens Rucksack. »Herr Lukas und ich vermuten, dass das nächste Schlüsselwort in Herrenchiemsee versteckt ist.«
    »In Herrenchiemsee?«, fragte Zöller erstaunt.
    Steven nickte. »Es ist das nächste Wort in den Aufzeichnungen, das groß geschrieben ist. Wie zuvor ›Linderhof‹. Außerdem hat uns Marot mit dem Wort ›KOENIG‹ noch einen weiteren Hinweis hinterlassen. Ich habe allerdings so meine Zweifel, dass wir auf Herrenchiemsee fündig werden. Schließlich ist die Insel weitaus größer als der Schlosspark von Linderhof.«
    Onkel Lus Augen leuchteten auf. »Eine Rätselsuche also«, flüsterte er. »Gehe ich recht in der Annahme, dass ich Ihnen dabei helfen soll?«
    Sara lächelte. »Würden Sie das denn tun?«
    »Ob ich das tun würde?« Wieder musste Zöller lachen, woraufhin sein Kugelbauch wie ein fremdes Wesen auf und ab hüpfte. »Sie müssten mich hier festbinden, damit ich Ihnen nicht helfe.« Schlagartig wurde er wieder ernst. Er erhob sich schnaufend von seinem Stuhl, ging auf eines der Regale zu und zog einen Stapel dicker Folianten hervor. »Am besten, wir fangen gleich an«, murmelte er gedankenverloren. »Es gibt an die hundert Bücher über Herrenchiemsee. Meinen Sie, die kriegen wir alle in Ihr Auto?«

17
    E twas fiepte im Wagen, aber Steven konnte partout nicht ausmachen, was es war. Er drehte am Radio, überprüfte die Klimaanlage und klopfte verzweifelt gegen das Armaturenbrett, doch das Fiepen blieb.
    »Verdammt, was ist das?«, murmelte er und sah hilflos zu Sara hinüber, die mittlerweile wieder am Steuer saß. »Gibt Ihr Mini etwa den Geist auf?«
    »Wenn, dann nur, weil wir überladen sind.« Sara deutete nach hinten, wo Onkel Lu wie ein fetter Riese in einem Spielzeugauto auf der Rückbank saß. Der massige Schädel schabte an der Decke, Zöllers Knie piksten Steven durch das Polster in den Rücken. Trotzdem machte der Alte einen vergnügten Eindruck, was vor allem mit dem Waschkorb zu tun hatte, der neben ihm bei jeder Kurve hin und her rutschte. Er war bis obenhin gefüllt mit Büchern. Gelegentlich griff Onkel Lu nach einem der Wälzer, blätterte darin und machte sich Notizen in einem speckigen kleinen Schreibblock.
    »Die Herreninsel im Chiemsee hat über 230   Hektar und einen Umfang von 7 Kilometern«, brummte er, ohne aufzublicken. »Eine eigene kleine Welt. Ludwig wollte auf ihr sogar eine schnucklige Eisenbahn einrichten, so wie auf Lummerland. Sie kennen doch Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer, oder? Haben Sie von dem Kinderbuch schon mal gehört?«
    »Herr Zöller, momentan höre ich nur ein Fiepen«, entgegnete Steven genervt. »Und das macht mich wahnsinnig.«
    »Oh, Verzeihung.« Onkel Lu griff an sein rechtes Ohr und nestelte daran. Sofort hörte das Fiepen auf. »Mein Hörgerät. Muss wohl übersteuert haben.«
    »Na dann.« Müde schloss der Antiquar die Augen und versuchte, ein bisschen Ruhe zu finden. Sie waren bereits seit fast drei Stunden unterwegs, das Auto roch nach Männerschweiß, Kuhdung und dem Rauch von Saras Mentholzigaretten, so dass Steven seit längerem leicht übel war. Ihre Fahrt hatte sie über kleine kurvige Landstraßen, durch stille Dörfer und an Kapellen vorbei bis ins Chiemgau geführt. Zweimal hatten sie warten müssen, weil ein Bauer seine Herde Kühe gemächlich über die Straße trieb, ein weiteres Mal hatten sie sich dermaßen verfahren, dass der Mini beinahe in einem stinkenden Misthaufen in einer Sackgasse stecken geblieben wäre. Nun endlich erstreckte sich vor ihnen zum Greifen nahe der blaue Chiemsee, der bis an die vordere Bergkette der Alpen zu reichen schien. Drum herum lagen im Licht der Herbstsonne grüne Hügel und Wiesen wie in

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