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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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mich schützen. Alte Knochen kühlen schnell.«
    »Wo haben Sie die her?« fragt Nina schnell und deutet auf die Taschenlampe.
    »Die gibt es überall zu kaufen!«
    »Und warum sagte die Frau in dem Kleinbus, der Abschleppdienst sei schon verständigt?«
    Die Frau ihr gegenüber zuckt mit den Achseln: »Weil ich ihn verständigt habe!«
    »Von hier aus?« Nina schaut sich um. »Wo soll hier denn eine Notrufsäule sein?«
    »Ich habe von meinem Autotelefon aus angerufen!«
    »Von was??« Nina steht der Mund offen.
    Aus der Ferne zuckt ein Blaulicht heran.
    »Die Polizei habe ich nicht angerufen«, sagt die Frau und dreht sich nach dem Licht um, »hätten Sie die auch gebraucht?«
    Nina überlegt. Braucht sie vielleicht einen Polizeibericht für die Versicherung? Auf der anderen Seite hat sie bei ihrer Mutter fast zwei Gläser Wein getrunken. Sie schüttelt den Kopf.
    »Dürfte ich bei Ihnen kurz telefonieren?«
    »Den Besitzer des Wagens anrufen?«
    Warum bloß sieht man ihr an der Nasenspitze an, daß sie sich einen solchen Wagen nicht leisten kann? Stumm nickt sie.
    »Ich war dabei, ihn abzuholen!«
    »Also waren Sie in Eile!«
    »Nicht wirklich!«
    »Kummer?«
    »Schon eher!«
    »Telefonieren Sie!«
    Nina sitzt in den verschlissenen Sitzen des Golfs und wählt Svens Nummer. Dabei beobachtet sie, wie der Abschleppwagen heranfährt und die alte Dame ihn einweist. In ihrem weiten Umhang, halb verhüllt unter der Kapuze, wirkt sie im wechselnden Licht der Warnblinkanlage wie einer der Mönche aus dem Film »Im Namen der Rose«. Was ist das nur für ein seltsames Wesen, überlegt Nina noch, da ist Sven in der Leitung.
    »Wo bleibst du bloß? Ich bin längst fertig, wollte mir eben ein Taxi rufen!«
    Nina schaut dieser agilen alten Frau zu, die sie fast wie mit einem Torpedo abgeschossen hätte, und eine seltsame Ruhe überkommt sie. »Ich kann dich leider nicht abholen!« Sie kann hören, wie er überlegt.
    »Das muß dann aber schon ein wichtiger Grund sein«, tastet er sich vor. Wahrscheinlich ahnt er es schon, will es bloß noch nicht hören.
    Nina tut ihm den Gefallen: »Ein ziemlich wichtiger Grund!«
    »Sag schon!« Jetzt wirkt er doch barsch.
    »Ich hatte einen Unfall!«
    Auf der anderen Seite ist es still. Dann: »Es ist was mit dem Wagen! Oder? Total? Halb? Klein? Nun sag schon!«
    Nina zögert. Bei allem Verständnis für seine Sorge um den Wagen sollte er vielleicht auch an sie denken. »Nach mir fragst du überhaupt nicht?«
    »Daß du noch lebst, höre ich ja!«
    Nina schluckt. Und er wird sich noch für ungeheuer verständnisvoll halten, weil er nicht gleich losgebrüllt hat.
    »Der Abschleppwagen ist da, ich bin gegen die Leitplanke geprallt!«
    »Und das muß natürlich ausgerechnet mit meinem Wagen sein!«
    »Mit meinem hätte ich es nicht überlebt. Wenn dir das lieber gewesen wäre ...«
    Mit meinem wäre es mir überhaupt nicht passiert, denkt sie bei sich. Sie kann kaum nachvollziehen, was in ihr vorgegangen sein muß. Schließlich verunsichert er sie dauernd mit seinen Hinweisen auf ihre Unfähigkeit, da muß man sich ja mal Luft machen - auf die eine oder andere Weise.
    »Nun gut, er ist ja vollkaskoversichert. Die erhöhte Police geht allerdings auf deine Kosten. Irgendwo hat das Mäzenatentum schließlich auch einmal ein Ende.«
    Du bist ihm nichts wert! Hau ab, solange du noch kannst!
    Aber Nina haut nicht ab. Sie fühlt sich schuldig, und deshalb versucht sie, den Schaden wiedergutzumachen. Sven hat ihr vorgerechnet, was dieser kleine Temperamentsausbruch im Jahr kosten wird, bis er bei seiner Versicherung wieder bei fünfundvierzig Prozent angelangt ist, und Nina hat ihm den Wisch unterschrieben, den er ihr dazu unter die Nase gehalten hat.
    Nina kritzelt darunter:
    Im Flur hängt seitdem eine kleine Tafel mit einer Liste. Schwarz auf weiß steht da:
     
    Bild 1
     
    Aber sie leidet. Vor allem nachts, denn Sven brüstet sich nicht nur damit, ein aktiver Fernsehmensch, ein aktiver BMW-Fahrer und ein aktiver Gourmet zu sein, sondern vor allem auch ein aktiver Liebhaber. Von Nacht zu Nacht fällt es ihr schwerer, sich von ihm berühren zu lassen. Ihr ganzer Körper schreit: »Finger weg! Laß mich in Ruhe!« aber sie sieht keine Möglichkeit, dieser fatalen Lage zu entkommen.
    Sie dreht zwei Einspielfilme für eine Show und einen Zweiminüter für die Nachrichten. Dabei ist ihr im Grunde alles egal. Nina kennt sich selbst nicht mehr. Fernsehen war ihre große Leidenschaft, Filme drehen das

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