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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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Gelernt ist gelernt. »Aber, Mutti, mir geht es glänzend«, sagt sie fröhlich, »ich komme morgen zu euch, dann erzähle ich dir alles. Silvester feiere ich mit Nic im Maritim, stell dir vor, die kleine Nina im Maritim. Ganz großer Bahnhof!«
    »Aha! Stellt die kleine Nina ihren großen Nic auch einmal bei uns vor?«
    Oh, Scheiße! »Aber sicherlich, Mutti, er freut sich schon, euch kennenzulernen!« Dafür kommt sie in die
    Hölle, sie weiß es. Oder zumindest wird irgend etwas Unangenehmes passieren.
    Als ihr Wagen eine Viertelstunde später problemlos anspringt, weiß sie, daß es schlimmer kommen muß. Für Irene Roller hat sie ein Kuvert mit ihrer Miete vorbereitet. Sie wirft es in ihren Briefkasten und flüchtet sich dann schnell ins Bett.
     
    Die Katastrophe bricht am nächsten Morgen über sie herein. Sie hat bei der Gärtnerei an der Ecke einen Tulpenstrauß für zwölf Mark erstanden, schleicht sich damit zu Nadine, um sich herzlich zu bedanken und gleichzeitig zu berichten, wie wunderbar alles geklappt hat. Dann verabredet sie einen Schnitttermin, setzt sich zur Morgenkonferenz in die Redaktion und schaut siegesgewiß in die Runde. »Danke«, flüstert sie Elke noch zu, »der Tip mit Walodja war Gold wert!«
    Elke grinst: »Ein völlig verdrehter Kopf, aber ein Profi. Das zahlt sich aus!«
    Sven läßt sie in Ruhe, setzt ihr nur den Abnahmetermin auf vierzehn Uhr, für einen Dreiminüter eine Leichtigkeit, und Alissa schlägt ein Feature über Hundefriedhöfe in Mönchengladbach, Krefeld und Duisburg vor.
    »Und was hat das mit Köln zu tun?« will Nina wissen.
    Alissas Mundwinkel verziehen sich spöttisch nach unten.
    »Fast jeder hier hält sich irgendein Haustier und ist bereit, für eine ordentliche Beerdigung zu zahlen. Eine grüne Wiese am Stadtrand, alle sechs Jahre wird umgebaggert, das bringt Geld in die Stadtkasse. Warum läßt sich Köln eine solche Einnahmequelle durch die Lappen gehen?«
    Sven nickt ernsthaft. Elke schüttelt den Kopf: »Also ein hochpolitisches Thema, sehe ich das richtig?«
    »Wenn man Politik mit Wirtschaft verwechselt, ja!« Alissa streicht mit einer flüchtigen Handbewegung eine Haarsträhne aus ihrem porzellanhaften Gesicht.
    Elke sieht für einen Moment so aus, als nähme sie bereits Maß für eine gezielte Fünffingeraktion. Dann dreht sie sich zu Sven um. »Kannst du die nicht dahin zurückschicken, wo sie herkommt? Wir brauchen so eine intellektuelle Schreckschraube nicht«, sagt sie ruhig zu ihm.
    »Ähem«, ein roter, nervöser Fleck zeigt sich auf seiner Stirn, »ich werde das Thema trotzdem vorschlagen. Boulevardthemen sind immer gefragt!«
    »Ach so!« Elke lehnt sich in ihrem Bürostuhl zurück, schaut ihn herausfordernd an. »Ich dachte, es sei ein Wirtschaftsthema. Jetzt ist es plötzlich Boulevard. Denkst du nur noch mit dem Schwanz, oder was?«
    Sven schießt hoch und zeigt mit dem Zeigefinger auf sie, dann auf Nina und schließlich auch noch auf Sarah:
    »Ich habe die Schnauze voll von euch, von euch allen! Intrigant und amateurhaft! Damit wollt ihr hier großtun! Aber der Chef in dieser Abteilung bin immer noch ich, merkt euch das!«
    Damit stürzt er wutschnaubend hinaus.
    Elke grinst Alissa an: »Willst du nicht gleich hinterher, Prinzessin Unschuldslamm?«
    Alissa setzt sich gleichgültig an ihren Computer, schaltet ihn ein. »Wo er recht hat, hat er recht!« Lakonisch zuckt sie mit den Achseln.
    »Was uns der liebe Gott so alles beschert.« Elke wendet sich mit einem kurzen Stoßseufzer wieder ihrer Arbeit zu.
    Nina schaut auf die Uhr. Um zehn hat sie ihren Schneidetermin, sie muß sich beeilen. Sie greift hastig in ihre Schreibtischschublade, fühlt aber nichts. Nanu, sie schaut hinein. Stapel von Notizblättern, eine Haarbürste, ein Lippenstift, ein Synonymwörterbuch, aber keine Kassette und auch kein Manuskript.
    Ein Adrenalinstoß durchfährt sie. Das kann doch nicht sein!
    Nina zieht die Schublade ganz heraus. Sie glüht bis zu den Haarwurzeln, Angstschweiß rinnt ihr von der Stirn. Hat sie es vielleicht in eine andere Schublade ...? Nina durchwühlt alles, erst langsam, dann immer hektischer.
    Schließlich sinkt sie auf ihrem Drehstuhl zusammen.
    »Weg«, schluchzt sie, »einfach weg!«
    »Was ist denn los?« Elke legt die Hand auf die Muschel.
    »Mach doch nicht so ein Geschrei«, flüstert sie, »siehst du nicht, daß ich telefoniere?«
    »Ich bring sie um!« Mit wutverzerrtem Gesicht springt Nina auf und fällt über Alissa her, so daß

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