Die Lüge im Bett
anders!«
Er schüttelt angewidert den Kopf: »Immer die Aktuellen!«
Seine Stimme trieft vor Verachtung, er schraubt weiter und gibt nicht zu erkennen, ob er nun mitkommt oder nicht. Nina bleibt unentschlossen stehen. Was soll sie jetzt tun? Da wirft Walodja ihr einen langen Blick zu. »Na, mal sehen«, sagt er schließlich.
Nina beschließt, die Zeit bis dahin zu nutzen und sich ihrem Bankberater zu stellen. Vielleicht gibt es ja doch eine Lösung für ihre Geldprobleme. Sie öffnet die Tür zum Redaktionsraum.
Sarah steht an ihrem Tisch und telefoniert. »Ach, da kommt sie ja«, ruft sie bei Ninas Anblick und winkt ihr aufgeregt zu.
»Für dich«, flüstert sie, »ein Mann!« Dabei verdreht sie bedeutungsvoll die Augen.
Nina greift nach dem Hörer, es ist Nic.
Eine heiße Welle jagt durch ihren Körper. Was ist nur an diesem Mann, daß sie ihn nicht vergessen kann, denkt sie.
»Nina? Gut, daß ich dich erwische! Hast du Silvester schon etwas vor?« Jetzt geht das schon wieder los!
»Nein, bisher nicht!«
»Nichts mit deinem Freund?«
»Er ist in ... im Ausland. Beruflich!«
»Das ist toll!« Nic klingt erleichtert. »Ich habe eine Einladung nach Köln ins Maritim. Großer Bahnhof. Gesellschaftlich und geschäftlich ganz wichtig. Hast du Lust?«
Lust! Und wie sie Lust hat! Klar hat sie Lust! Auf ihn!
»Und was ist mit Gabriel?«
»Na ja«, er lacht unschuldig, »Gabriel feiert mit Freunden in München, eine lockere Privatfeier gefällt ihm besser als dieser Gesellschaftszirkus, wie er ihn immer nennt.«
So, so!
»Was sagst du dazu, Nina?«
»Ich wohne außerhalb, ich dachte eben an den Alkohol. Da werde ich wohl mit dem Taxi ...«
»Nein, nein«, unterbricht er sie. »Ich habe genug Platz im Zimmer. Wenn es dir nichts ausmacht, kannst du natürlich bei mir schlafen!«
Fast wäre ihr vor Freude der Hörer aus der Hand gefallen. Hat er überhaupt eine Ahnung, worauf er sich da einläßt?
»Es macht mir nichts aus, rein gar nichts«, hört sie sich sagen und sieht ihn im Slip vor sich. Du liebe Güte, du großer Gott, neben ihm im Bett?
Weil Nic beide Eintrittskarten hat, verabreden sie sich um Punkt acht vor dem Eingang zum Maritim. Nina legt auf und greift nach ihrer Tasche.
»Ist was?« Sarah schaut sie an. »Du siehst so ... seltsam aus!«
»Ich habe eben ein verlockendes Angebot bekommen«, antwortet sie abwesend.
Dann geht sie wie eine Schlafwandlerin zur Tür hinaus. Mein Gott, Träume werden doch wahr! Mit Nic in einem Zimmer. In einem Bett. Sie muß zum Friseur!
Voller Tatendrang fährt sie zu ihrer Bank, parkt vor dem Eingang im Halteverbot, weil sie ja nur kurz bleiben will, läuft hinein und setzt sich ohne Umschweife an den Tisch vor ihren Berater. »So, da bin ich!«
Er schaut kurz auf, eher irritiert als ärgerlich.
»Ähem, Frau Wessel, wenn ich mich nicht irre?«
Das ist doch die Höhe. Zuerst zitiert er sie her, und dann erkennt er sie noch nicht einmal.
»Ja, Konto 78043390. Sie haben mir einen Brief geschrieben.«
»Ach ja, einen Moment bitte, ich muß mir den Vorgang erst einmal holen.«
Bevor er seinen Vorgang hat, habe ich meinen Abgang, denkt Nina genervt. Hoffentlich beeilt er sich! Was sie alles noch erledigen muß, bevor sie heute abend die Politjournalistin spielen darf!
Herr Haumann trägt einen gediegenen dunkelgrauen Anzug, ein hellblaues Hemd und eine blaugrau gestreifte Krawatte. Seine mausfarbenen Haare liegen unauffällig korrekt. Er wird nie verstehen, wie man sich in einen Schwulen verlieben kann und deshalb Geld für eine neue Frisur braucht. Sicherlich hat er zwei Kinder und eine Frau, die sich auch ihren Mann zurechtträumt!
»Nun ja«, beginnt er und schaut sie aus wäßrig-blauen Augen an. »Die Situation hat sich ja wieder etwas gebessert!«
»Wie? Gebessert? Was meinen sie damit?« Sie versucht, über seinen Tisch auf den Computerbildschirm zu linsen.
»Nun, gestern ist ein Honorar von 3000 Mark eingegangen, damit haben Sie Ihr Soll von 2500 Mark wieder ausgeglichen und ein Guthaben von 500 Mark. Vergessen Sie in Zukunft aber bitte nicht wieder, daß Ihr Dispositionskredit auf 1500 Mark begrenzt ist. Mit 2500 Mark haben Sie den erheblich überzogen«, er macht eine bedeutungsvolle Pause, »aber jetzt können wir zumindest Ihre restlichen Überweisungen bearbeiten, die uns noch vorliegen.«
»Na prima, dann tun Sie das.« Nina lächelt ihm zu.
»Das wird keine dauerhafte Lösung sein«, entgegnet er näselnd.
»Wie wäre es denn mit
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