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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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hier bloß nie mehr sehen!«
    »Hat der Herr ein Problem? Vielleicht mit sich?« Nina duckt sich, denn sie hat seinen Schlag kommen sehen.
    Elke fängt seinen Arm ab. »So, ich glaube, das reicht jetzt«, sagt sie und schaut Sven streng an. »Du bist ein Mann, du solltest dich schämen!«
    »Ach, jetzt auf einmal?« höhnt er. »Sonst seid ihr doch auch immer so emanzipiert!«
    »Willst du von mir auch noch eine?« fragt Elke ruhig.
    Er steht auf, hebt die Hände beschwichtigend nach oben.
    »Macht das unter euch aus. Ich schreibe derweil schon mal für Nina das Zeugnis! Kannst es dir gleich abholen!« Damit ist er aus der Tür hinaus, und mit ihm Kai und Alissa.
    »Das heißt noch gar nichts«, Sarah geht zu Nina und legt ihr den Arm auf die Schulter. »Carstens ist auch noch da!«
    »Das will ich meinen«, Elke nickt bekräftigend. »Wenn er aus seinem Urlaub zurück ist, muß er mal über die Dinge informiert werden, die hier so laufen!«
    Nina bricht in Tränen aus. »Dabei war das wirklich ein guter Beitrag, ich schwör's euch! Es ist eine solche Gemeinheit!«
    »Das ist es!«»Stimmt!«
    »Ich fahre jetzt zu meiner Mutter!«
    »Das kann ich verstehen!«
    »Frohes neues Jahr, Nina«, Elke tätschelt ihren Rücken, »und Kopf hoch. Im neuen Jahr klären wir das. Dann ist auch Sabrina aus ihrem Urlaub zurück, und damit sind wir um eine stärker. Das wollen wir doch mal sehen!«
    »Ja«, sagt Nina und »danke« und weiß genau, daß dies ein Abschied für immer ist.
    Sie geht runter zu ihrem Wagen, legt ihre Tasche auf den Beifahrersitz, setzt sich hinters Lenkrad und fängt an zu heulen. Hat sie früher jemals so viel geheult wie in letzter Zeit? Sie weiß es nicht. Wahrscheinlich hatte sie keinen Grund dazu. Jetzt hat sie einen, was heißt einen, sie hat Tausende von Gründen, und sie heult, weil sie heulen will. Und heulen muß. Alles zu seiner Zeit, und jetzt ist die Zeit zum Heulen!
    Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, große etwas später. Sie hat ihre Mutter gestern angelogen. Das war die Strafe und ein Grund, noch mehr zu heulen.
    Soll sie ihrer Mutter alles beichten? Das kann sie nicht.
    Also wird sie wieder lügen müssen.
    Und also .
    Welch ein Inferno, welch ein Desaster, welche Mühsal auf Erden.
    Sie könnte sich umbringen.
    Aber das wäre dann schon wieder eine Sünde.
    Scheiß Religionsunterricht, warum kreisen immerzu diese katholischen Phrasen in ihrem Kopf herum, sie ist aus der Kirche ausgetreten, sie ist Atheistin, sie kann sich umbringen, so lange, soviel und sooft sie will.
    Und vor allem, sie ist todtraurig und heult und heult und heult.
    Irgendwann hebt sie ihren Kopf. Sie steht noch immer auf dem Parkplatz, die Scheiben sind beschlagen, die Welt außerhalb ihres alten Golfs existiert nicht mehr. Sie ist ganz allein mit sich, ihren Gedanken und der Kälte. Es ist ekelhaft kalt! Erfrieren will sie nicht, das ist kein Tod nach ihrem Geschmack. Sie startet. Der Wagen läuft. Na, wenigstens etwas. Sie hätte ihn sonst zur Strafe einfach stehenlassen.
    Sie fährt langsam los, ohne Ziel, ohne Richtung und landet prompt vor ihrem Elternhaus. Ohne noch lange zu überlegen, geht sie an die Tür und klingelt Sturm.
    »Ja, ja, ja, ich komm ja schon«, hört sie von innen die wohltuende Stimme ihrer Mutter. »Kind! Wie siehst du denn aus, bist du überfallen worden?«
    »Ja, Mutti, das kann man wohl sagen!«
    Ihre Mutter schiebt sie an den Schultern in Richtung Wohnzimmer. »Warst du bei der Polizei?«
    »Mutti, ich habe mich mit Sven in die Haare gekriegt!«
    »Mit Sven? Da muß ich mich setzen!« Sie rückt Nina einen Stuhl zurecht.
    Nina bleibt stehen, denn es sitzt noch jemand am Tisch. Ein Gesicht, das sie kennt.
    »Ach ja«, Ilse Wessel besinnt sich, »das ist übrigens Rosa Heckschneider, Frau Heckschneider, das ist meine Tochter Nina. Aber jetzt erzähl, Kind, doch nicht schon wieder ein Autounfall?«
    Nina wirft einen scheuen Blick zu der alten Dame und sieht sie noch vor sich mit ihrem Umhang und dem Handy auf asphaltnasser Straße. Und später als Interviewpartnerin bei der Weihnachtsumfrage. Daß sie damals nicht gleich darauf gekommen war!
    »Nein, Mutti, ich sagte doch, Sven und ich hatten Krach. Wir haben uns geprügelt!«
    »Geprügelt! Wie entsetzlich!«
    Rosa Heckschneiders Mimik scheint aber eher lebhaft interessiert als schockiert. »Wie kommt es denn zu so etwas, zwischen Mann und Frau?«
    Und Nina erzählt. Von den Schikanen, die sich Sven ausgedacht hat, seitdem sie

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