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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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«Warentermine. In der Hauptsache indische Baumwolle, Tee und Heizöl.»
    «Heizöl?», fragte Jo konsterniert.
    «Ja, man muss bei Warenterminen kombinieren», behauptete sie. «Die Baumwolle war ein großes Risiko. Man weiß ja nie, wie das Wetter in Indien wird. Aber wenn es da Einbrüche gegeben hätte, hätte ich die mit dem Tee auffangen können. Du hättest dann zwar keinen großen Gewinn gehabt, aber auch keinen nennenswerten Verlust. Öl war stabil.»
    Es mochte horrender Blödsinn sein, klang aber professionell. Jo entspannte sich, wenn er auch immer noch ein wenig skeptisch wirkte. «Hast du die Daten im Rechner?»
    «Alle», behauptete sie. «Ich kann sie dir zeigen, wenn wir ihn in Gang setzen.» Was sie ihm zeigen wollte, stand außer Frage. Die Datei NTK, da war immerhin sein Name drin gewesen. Über den Rest mochte er sich dann selbst den Kopf zerbrechen.
    Er erhob sich. «Dann wollen wir mal sehen.»
    Es gab nichts zu sehen. Der Computer reagierte nicht auf Arosa, daran änderte auch Jo nichts. Eine Möglichkeit, das Kennwort zu umgehen, gab es nicht. Jo äußerte noch einmal den Verdacht, Michael habe ihr einen Streich gespielt, und bot an, ein ernstes Wort mit ihm zu reden. Es war nach Lage der Dinge nicht auszuschließen, dass Michael den Rechner manipuliert hatte – vielleicht erst am Samstag   –, aus Wut, weil sie zur Arbeit musste.
    Sie senkte den Kopf und murmelte: «Lass nur. Es ging mir nicht so gut in letzter Zeit. Ich weiß nicht, ob du das bemerkt hast, ich habe mir viel Mühe gegeben, mir nichts anmerken zu lassen.» Mit einem langen Seufzer betrachtete sie den dunklen Bildschirm. «Kann sein, dass ich selbst etwas geändert habe und mich nur nicht daran erinnere. Ich habe wohl mal ein Schlückchen getrunken. Aber erzähl das bitte nicht Michael.»
    Jo betrachtete sie mit einer Mischung aus Bedauern und Begreifen und empfahl erneut, einen Jumper zu setzen. «Tu es gleich morgen. Wenn du aus Versehen mehr geändert hast als das Kennwort, könnte es Probleme mit der Anlage geben.»
    Sie hatte nicht die geringste Vorstellung, was ein Jumper sein könnte. «Morgen schaffe ich das nicht», sagte sie und hoffte auf ein Angebot, dass er sich darum kümmerte.
    Aber er entschied nur: «Dann checke ich oben durch.» Er ging auf die Tür zu, und sie hatte keine Ahnung, wohin er wollte. Oben!
     
    Für ihre Begriffe waren sie oben. Das Haus hatte zwar kein Flachdach, musste folglich auch einen Dachboden haben. Nur gab es keine Treppe, die hinaufführte. Bislang war ihr auch keine Klappe in der Flurdecke aufgefallen, hinter der sich eine ausziehbare Treppe verbergen könnte, wie es sie in ihrem Elternhaus und im Haus ihrer Schwiegermutter gegeben hatte.
    Jo war bereits im Flur. Sie wusste sich nicht anders zu helfen, als ihn zurückzurufen. «Ich habe die Daten auch auf dem Laptop.» Sie schaltete das Gerät ein, nichts rührte sich. «Ja, was ist das denn?», rief sie. «Hat sich denn alles gegen mich verschworen? Jetzt funktioniert das auch nicht mehr!» Er kam tatsächlich noch einmal zurück bis zur Tür. Sie zeigte anklagend auf den dunklen Bildschirm. «Vielleicht kannst du das reparieren.»
    «Nein, nein», wehrte er ab. «Von den Zwergen lasse ich die Finger. Damit kenne ich mich nicht aus. Das schickst du besser ein. Jetzt komm.»
    «Sekunde noch», sagte sie, tippte wahllos auf ein paar Tasten. «Vielleicht liegt es an der – geh schon mal vor.»
    Er verschwand wieder. Als sie zwei Sekunden später auf den Flur spähte, stand die Tür eines Gästezimmers offen. Zögernd ging sie darauf zu. Jo hatte den Kleiderschrank geöffnet, drückte gegen die Rückwand. Die schwang zur Seite und gab den Blick frei auf eine Treppe, auf der es augenblicklich hell wurde.
    Der Dachboden war riesig. Unter dem Giebel hing ein rundes Dutzend Neonröhren und tauchte den gesamten Raum in grelles Licht. Noch der letzte Winkel war gut ausgeleuchtet. Ihr erster Blick fiel auf einen massiven Tresor. Daneben stand ein hüfthoher, weißer Blechkasten. Jo war bereits davor in die Hocke gegangen, hatte den Kasten geöffnet, zog etliche kleine Werkzeuge aus der Hosentasche und kontrollierte das Herz seiner Alarmanlage. Er war ziemlich lange mit Kabeln und Platinen beschäftigt, prüfte hier einen Widerstand, maß dort etwas durch. Am Ende war er zufrieden. Es schien nicht, dass sein Sicherheitssystem in Mitleidenschaft gezogen war.
    Sie ließ währenddessen den Blick wandern. Nadia nutzte ihren Dachboden keinesfalls

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