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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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schwindlig. Sie torkelte ins Bad und anschließend zum Telefon ins Arbeitszimmer. Unter der Kurzwahl null eins meldete sich der Anrufbeantworter von Alfo Investment, gleichzeitig wurde in einem Display die komplette Rufnummer eingeblendet. Kurzwahl null zwei zeigte eine Doppelnull in der Vorwahl. Es meldete sich eine Frau, der Stimme nach älter, mit einem fragenden: «Wie?» So jedenfalls klang es in ihren Ohren. Automatisch sagte sie: «Guten Morgen. Entschuldigen Sie die Störung, ich muss dringend mit Nadia   …»
    Kaum hatte sie den Namen ausgesprochen, begann die Frau zu schimpfen – auf Französisch. Sie legte rasch auf. Null drei war das Labor. Bei null vier erschien die Vorwahl von München, bei null fünf ebenso. In beiden Fällen drückte sie die Gabel nieder, ehe jemand abheben konnte.
    Nach der sechsten Kurzwahl meldete sich ein Anrufbeantworter mit der Frauenstimme, die auch bei Alfo Investment die Ansage sprach. Helga Barthel. Diesmal nannte sie nur die Rufnummer, die das Display zeigte, und verlangte: «Hinterlassen Sie eine Nachricht, wir   …»
    Es war Viertel nach neun, für einen Sonntagmorgen vielleicht etwas früh. Sie wollte schon auflegen, da wurde die Bandansage unterbrochen von einem hektischen «Philipp?».
    «Hallo, Helga», sagte sie, bereit aufzulegen, sobald Unstimmigkeiten auftauchten. «Ich bin es, Nadia.»
    Und Helga Barthel sprudelte erleichtert los: «Gott sei Dank! Warum meldest du dich erst jetzt? Warum hast du mir amDonnerstag nichts gesagt? Dann wäre das nicht passiert.» Ehe sie fragen konnte, was passiert sei, entschuldigte sich Helga Barthel, dass Michael durch ihre Unwissenheit von Genf erfahren habe, und beschwerte sich, dass ihr nie jemand sagte, was wirklich los war.
    «Schon gut», unterbrach sie den Redefluss.
    Helga Barthel beruhigte sich ein wenig. «Bist du daheim? Kannst du herkommen?»
    «Leider nicht», sagte sie. «Ich bin noch in Genf. Ich habe ein kleines Problem und müsste dringend mit Philipp   …»
    «Er hat gesagt, er muss nach Berlin», fiel ihr Helga Barthel ins Wort, ehe sie mit Philipps vergessener Privatnummer und defektem Laptop eine Behauptung aufstellen konnte, die rasch als falsch erkannt worden wäre, wie sie im weiteren Verlauf des Gespräches begriff. Schon bei Helgas nächsten Sätzen wurde ihr klar, dass sie mit Hardenbergs Privatanschluss verbunden und Helga mit Philipp zwar nicht verheiratet, aber liiert war und panische Angst hatte, ihm könne etwas zugestoßen sein.
    Von einer Sekunde zur anderen klang Helga weinerlich, erzählte, Philipp habe sie am Freitagabend zu ihrer Schwester gebracht, weil er angeblich schon an dem Abend nach Berlin fliegen wollte. «Ich sollte das ganze Wochenende bei meiner Schwester bleiben, hatte aber meine Tabletten vergessen und bin kurz vor elf mit einem Taxi nach Hause. Da saß er im Bad. Er war weiß wie eine Wand, hatte sich übergeben, eine Verletzung im Gesicht und einen Fleck auf den Rippen. Und mir erzählte er, er wäre am Flughafen gestürzt und hätte die Maschine verpasst.»
    «Und das hast du ihm nicht geglaubt», stellte sie fest.
    «Nein», jammerte Helga. «Es gibt Ärger mit Zurkeulen. Hat der Kerl mehr verloren als seine Einlage bei Joko-Elektronik? Als er am Mittwoch hier auftauchte, hat er auch irgendwasvon Lasko gesagt, das habe ich mitbekommen, mehr leider nicht. Ist das die Möbelfirma, die du vor deinem Urlaub gecheckt hast? Sind die nicht solvent?»
    «Doch», sagte sie, dachte mit Schaudern an Zurkeulens festen Griff und das lüsterne Grinsen seines Begleiters. Woher sie die Worte nahm, wusste sie selbst nicht. «Aber Zurkeulen hat mit Lasko nichts zu tun. Ich weiß nicht, was du am Mittwoch gehört hast. Ich bin auch wunderbar mit Zurkeulen klargekommen.»
    «Ich denke, du bist in Genf», sagte Helga verständnislos.
    «Ja, Zurkeulen ist auch hier.»
    «Lüg mich nicht an, Nadia», jammerte Helga. «Er war gestern Abend hier an der Tür, mit dem komischen Typ, der ihn immer fährt. Ich hab sie nicht reingelassen. Es war schon nach elf, und ich war ja allein. Philipp ist gestern Morgen weg. Er hat gesagt, ich soll zu meiner Schwester fahren. Aber ich lass mich nicht abschieben, wenn irgendwas im Busch ist.»
    «Gestern», sagte sie, «war Samstag, gerade sprachen wir noch von Freitag. Da habe ich Zurkeulen getroffen. Er hat mir nicht gesagt, dass er zurückfliegt.»
    «Und warum habt ihr euch am Donnerstag so gefetzt?», wollte Helga wissen. «Es ging doch nicht nur um den

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