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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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damit sie einen kräftigen Schluck nimmt», sagte Kogler.
    Die Frau im indischen Gewand hörte interessiert zu und trank dabei den widerlichen Tee aus. Lilo nahm ihr die Tasse aus der Hand und sagte: «Vielen Dank, Hannah. Du hast uns sehr geholfen. Am besten holst du jetzt deinen Mantel. Dein Taxi müsste jeden Augenblick kommen.» Hannah verließ widerstrebend das Zimmer. Lilo setzte sich auf den Rand des Diwans und strich ihr über die Stirn. «Wie fühlst du dich, Liebes?»
    Alles, was sie fühlte, war ein schwarzes Loch im Hirn. Die Stimmen hallten in der Schwärze. Ilona Blasting erklärte: «Die alten Geschichten sind wieder brandaktuell. Du hast doch gehört, was sie sagte.»
    «Halt du dich raus, Ilona», verlangte Joachim Kogler lautstark. «Sie war völlig verwirrt. Und wem wir das zu verdanken haben, steht wohl außer Frage. Es ist hier hinlänglich bekannt, mit welchen Methoden dein Mann arbeitet.»
    «An deiner Stelle wäre ich still», konterte Ilona. «Man gerät schnell in den Verdacht der Konspiration.»
    «Was heißt das?», fuhr Joachim Kogler auf. «Willst du damit andeuten, dass ich   …»
    «Andeuten will ich gar nichts», fiel Ilona Blasting ihm ins Wort. «Ich spreche Tatsachen aus. Solange man ihrem Ego schmeichelt, darf man auch mal am Honigtopf lecken. Wolfgang hat ein paar Erkundigungen eingezogen. Der Deko-Fonds ist eine Luftblase, mein Lieber. Und zweihundert sind   …»
    Lilo schoss förmlich vom Diwan in die Höhe. «Zu deiner Information, es waren nur fünfzig.»
    «Das war Maiwalds Anteil», konterte Ilona. «Jo konnte sich doch denken, dass du wieder in Kunst investierst und dir noch ein paar Sinfonien an die Wand nagelst. Michael sagte   …»
    «Jo», verlangte Lilo energisch, «sag, dass das nicht wahr ist.»
    Joachim Kogler sagte nichts dergleichen, kam ins Zimmer, wollte wissen, ob es ihr besser ginge, und half ihr, sich in eine sitzende Position aufzurichten. Es tat ihr entsetzlich Leid, dass sie einen derartigen Eklat verursacht hatte. In der Diele sagte Wolfgang Blasting: «Ilona, wir gehen. Kannst du nicht einmal dein Maul halten? Es war wie üblich ein reizender Abend, Lilo.»
    Lilo begleitete die Blastings zur Haustür, kam zurück, den Blick auf ihren Mann gerichtet, ihre Brust hob sich unter einem tiefen Atemzug. Doch ehe sie den Mund öffnen konnte, meinte Joachim Kogler: «Wir beide reden später. Nadia braucht Ruhe.»
    «Nein!» Lilo verschränkte die Arme vor der Brust. «Wir klären das, solange sie noch hier ist. Mich interessiert nur am Rande, ob es fünfzig oder zweihundert waren. Ich will wissen, woher das Geld kam. Was ich gehört habe, habe ich gehört. Und Michael sagte, dass sie das Haus da unten unbedingt kaufen wollte. Ich möchte keine böse Überraschung erleben.»
    «Wenn du noch ein Wort sagst», erwiderte Joachim Kogler sehr ruhig, «erlebst du die auf der Stelle. Was ist dabei, wenn sie sich ein kleines Häuschen   …»
    «Klein?», meinte Lilo. «Michael sprach von einigen Hektar und eigenem Strand. Hast du eine Vorstellung, was so etwas auf den Bahamas kostet? Das bezahlt man nicht aus der Portokasse!»
    «Es war nur ein kleiner Strand», murmelte sie. «Und das Haus war auch nicht groß. Es war nur so ein Strandbungalow, sehr klein und primitiv.»
    «Schon gut, Nadia», sagte Joachim Kogler sanft und zog sie vom Diwan hoch.
    Jo, dachte sie. Nicht Joachim, das hasst er. Mit einem Arm um die Taille führte er sie zur Tür, weiter durch die Diele ins Freie, bis zu Nadias Haustür. Die kalte Nachtluft prickelte auf ihrem Gesicht wie tausend Nadeln. In den Knien fühlte sie noch die Schwäche, hinter der Stirn pochte unverändert das Hämmerchen. Abgesetzt! Während Jo die Haustür für sie aufschloss, murmelte sie: «Was mache ich denn jetzt?»
    «Jetzt schläfst du dich erst einmal aus», riet er väterlich. «Und wenn du aufwachst, klingelst du kurz durch. Dann komme ich und wir reden. Mach keine Dummheiten, versprich mir das.»
    Sie nickte nur. Er lächelte ihr aufmunternd zu, drückte ihr den Schlüsselbund in die Hand und wünschte ihr eine gute Nacht.
    Wie in Trance gelangte sie hinauf ins Bad. Kurz darauf lagsie im Bett, hörte Nadia ihr großzügiges Angebot aussprechen, zweitausend jeden Monat, eine schöne Wohnung und einen tollen Job bei Hardenberg, hörte sich hysterisch lachen und war in der nächsten Sekunde eingeschlafen.
     
    Als sie erwachte, war es hell. Nadias Armbanduhr zeigte wenige Minuten vor neun. Ihr war speiübel und

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