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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Einladung rein.»
    «Dann lass uns heimfahren», schlug sie vor. Er machte auf der Stelle kehrt, um ihren Mantel zu holen. Jo und Lilo konnten mit Wolfgang zurückfahren.
     
    Sie schlief ausgezeichnet in der Nacht zum Montag. Als um sechs im Bad das Zirpen einsetzte und Michael sie auf denNacken küsste, erinnerte sie sich nur an ein paar flüchtige Traumbilder. Ein Albtraum war es nicht gewesen. Er hatte ihr das Baby in den Arm gelegt und zugeschaut, wie sie es stillte.
    Er ging ins Bad und eine halbe Stunde später in die Garage. Bis dahin hatte er sie hundertmal beschworen, vorsichtig zu sein. Und sie hatte ihm ebenso oft erklärt, dass heute absolut nichts geschehen könne, weil sie doch nur das Geld hole und Wolfgang sie kaum aus den Augen ließe. Dann kam er noch einmal zurück. Sie war gerade dabei, sich die Haare zu föhnen. «Kann ich dein Auto nehmen?», wollte er wissen. «Du brauchst es doch nicht, wenn du mit Wolfgang fährst.»
    «Lernst du das eigentlich nie?», fragte sie.
    Er lachte verlegen. «Tut mir Leid. Ich hatte gestern anderes im Kopf als tanken. Willst du morgen nicht doch lieber ein Motorrad nehmen?»
    «Schatz», sagte sie. «In meinem Zustand auf ein Motorrad, das halte ich wirklich für keine gute Idee. Stell dir vor, ich stürze.» Das sah er ein.
    Schon kurz nach sieben stand Wolfgang vor der Tür mit ihrem alten Führerschein, dem Personalausweis und einem Reisepass, den sie nie beantragt hatte. «Nervös?», erkundigte er sich.
    «Nein», sagte sie.
    Wolfgang wirkte angespannt. Während der Fahrt erklärte er noch einmal, wie es weitergehen sollte, wenn sie Zurkeulens Geld in Empfang genommen hatte. Und dass sie sich wirklich keine Sorgen machen müsse. Er werde sie verkabeln lassen und rundum absichern mit einem Dutzend Männer. Sie hörte ihm kaum zu. Was interessierten sie ein Dutzend seiner Männer? Für sie ging es nur um den einen, der, ehe er zum zweiten Mal zur Garage gegangen war, noch gesagt hatte: «Wenn dir morgen etwas zustößt, das halte ich nicht aus.»
    Kurz vor elf erreichten sie die Stadtgrenze von Luxemburg.Es war noch Zeit für eine kleine Rast. Wolfgang schlug ein ausgiebiges Frühstück vor und machte ein kleines Café in der Nähe des Bankhauses ausfindig. Eine halbe Stunde verbrachten sie bei Croissants, Milchkaffee und einer Unterhaltung über den nächsten Tag. Dann drückte er ihr einen Aktenkoffer mit Zahlenschlössern in die Finger, nannte ihr die Kombination, zeigte ihr, wie sie ihn sicher an ihrem Handgelenk befestigen konnte, und schickte sie los. «Keine Sorge», sagte er. «Ich bin immer dicht hinter dir.»
    Für Nadia wäre es vermutlich eine Selbstverständlichkeit gewesen, das Bankhaus zu betreten, den Direktor zu verlangen, an die telefonische Ankündigung zu erinnern und knapp sechs Millionen Euro in Empfang zu nehmen. Sie kam sich vor wie in einem Film. Aber Probleme gab es nicht, das Geld lag bereit. Große Scheine, in dünnen Bündeln von Banderolen zusammengehalten. Es sah nicht einmal nach viel aus.
    Man prüfte ihre Ausweispapiere, zeigte Verständnis für die Notlage ihres Kunden und half ihr, die Bündel so im Koffer zu verstauen, dass sie auch alle hineinpassten. Als sie den Koffer an ihrem Handgelenk befestigte, wusste sie schon nicht mehr, was sie über den Kunden und dessen Notlage erzählt hatte. Irgendetwas. Darin war sie mittlerweile meisterhaft.
    Wolfgang erwartete sie bei der Eingangstür. Mit einer Hand unter seinem Jackett sicherte er den Rückweg zu seinem Rover. Die Ausweispapiere verlangte er sofort zurück. Der Koffer blieb, wo er war, an ihrem Handgelenk. Während der gesamten Rückfahrt lag er in ihrem Schoß. Knapp sechs Millionen! Und irgendwo lagen noch vierzehn.
    Am späten Nachmittag waren sie zurück. Michael war noch nicht daheim. Seine Männer hatte Wolfgang abziehen müssen. Mit Beginn der neuen Woche hatten sie andere Aufgaben zu erfüllen. Für den letzten Tag offiziellen Polizeischutz anzufordern und damit andere Abteilungen einzubeziehen,hielt er für überflüssig. Er begleitete sie ins Haus, löste die Handschelle von ihrem Gelenk und verlangte: «Bring es rauf in den Tresor.»
    «Es wäre mir lieber, wenn du es an dich nimmst.»
    «Du hast Nerven», sagte er. «Ich hab keinen Safe. Soll ich mir den Koffer unter die Matratze legen?»
    Sie legte den Koffer erst einmal in der Küche ab. «Ich mache uns einen Kaffee.» Eine Rast auf der Rückfahrt hatten sie nicht eingelegt. Das Mittagessen war

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