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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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ausgefallen.
    «Für mich nicht», sagte Wolfgang. «Ich muss ins Büro. Jetzt bring endlich das Geld nach oben.»
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als auf den Dachboden zu steigen. Zum Glück folgte er ihr nicht. Sie klemmte den Koffer zwischen den Blechkasten der Alarmanlage und den Tresor und ging wieder hinunter. «Auftrag ausgeführt», sagte sie lässig.
    Er nickte, wirkte angespannt, warf einen Blick zum Fenster. «Doc wird doch heute sicher nicht zu spät heimkommen, oder?»
    «Nenn ihn nicht immer Doc», sagte sie. «Das hasse ich.»
    Er grinste flüchtig und legte einen Zettel mit mehreren Telefonnummern auf den Tisch. «Unter einer davon müsstest du Zurkeulen erreichen, wenn nicht, bitte um Rückruf. Du rufst am besten sofort an. Damit schrauben wir das Risiko bis morgen auf null. Mit der Aussicht auf eine elegante Lösung wird er nichts unternehmen. Du weißt ja, was du zu sagen hast.»
    Das wusste sie nicht genau, weil sie ihm nicht aufmerksam zugehört hatte. Aber Uhrzeit und Treffpunkt reichten wahrscheinlich.
    Wolfgang verließ das Haus. Michael kam nur zehn Minuten später – nicht allein. Sie stand vor dem Schreibtisch und hatte nach drei Versuchen endlich Zurkeulen in der Leitung. Damit war das Händezittern ausreichend erklärt. Als die beidenMänner die Treppe heraufkamen, sagte Zurkeulen gerade: «Ich freue mich zwar, dass Sie Herrn Hardenberg überzeugt haben und mir mein Eigentum zurückgeben möchten. Nur kann ich es morgen nicht einrichten.»
    Und auf der Treppe sagte Michael: «Fragen wir sie doch, was sie gemeint hat.»
    «Ich kann es nur morgen einrichten», sagte sie ins Telefon. «Ich werde pünktlich um sechzehn Uhr auf dem Parkplatz am Flughafen sein. Wenn Sie ebenfalls pünktlich sind, haben wir beide diese Angelegenheit schon wenige Sekunden später vergessen. Wenn nicht, meine Maschine geht kurz nach siebzehn Uhr. Erwarten Sie nicht von mir, dass ich Ihnen mein Reiseziel nenne. Ich versichere Ihnen nur, dass sich Ihre Möglichkeiten dort erschöpfen.»
    Zurkeulens Antwort wartete sie nicht ab, legte auf und drehte sich zur Tür um. Ihr Lächeln fiel mehr als verkrampft aus. «Hallo», murmelte sie.
    Michael lächelte sie an. «Was hast du nur mit dem armen Jacques angestellt? Er ist ja völlig durcheinander.»
    Das Händezittern verstärkte sich und griff auf die Knie über. Sie musste sich setzen. Dass dieser Idiot es wagte, sie in Michaels Gegenwart zur Rede zu stellen, und womöglich auf vermeintliche Rechte pochte, hatte sie nicht einkalkuliert.
    Michael betrachtete sie verunsichert. «Alles in Ordnung?»
    «Nein», sagte sie. «Ich glaube, Wolfgang muss doch Polizeischutz für uns anfordern.»
    Jacques hatte bei der Tür Halt gemacht. Um ihren Hinweis an Michael kümmerte er sich nicht, fiel wie am Vorabend mit einem Wortschwall über sie her, aus dem sie nur wenige Silben filtern konnte, die keinen Sinn ergaben.
    «Moment, Jacques», bat Michael, hielt den Blick auf sie gerichtet, wirkte besorgt und erkundigte sich: «Hast du das Geld nicht bekommen?»
    «Doch, es ist oben», sagt sie. «Aber Zurkeulen   …»
    Jacques kümmerte sich auch nicht um Michaels Bitte. Er gab weitere unverständliche Sätze von sich und klang sehr aufgebracht dabei. Michael hob eine Hand in seine Richtung, sagte: «Sekunde noch», und wollte von ihr wissen: «Will Zurkeulen sich nicht mit dir treffen?»
    «Nein», sagte sie. «Aber er wird wohl kommen, ich habe ihm   …» Sie brach ab und fuhr Jacques an: «Jetzt halt endlich den Mund! Was soll denn dieser Zirkus?»
    Jacques stockte tatsächlich mitten im Satz, setzte jedoch sofort neu an – etwas gemäßigter und damit auch für sie teilweise verständlich. Die wenigen Brocken, die sie zweifelsfrei identifizierte, deckten sich mit dem, was er am vergangenen Abend von sich gegeben hatte, und mixten sich für sie zu einem teuflischen Cocktail. Er schreckte tatsächlich nicht davor zurück, sie in Michaels Beisein an ihre Pläne mit ihm zu erinnern. Eine Villa auf den Bahamas. Michael lauschte mit konzentriert gerunzelter Stirn, ließ den Blick zwischen ihr und ihm hin und her wandern.
    «War ich gestern nicht deutlich genug?», versuchte sie, Jacques Einhalt zu gebieten.
    «Non», sagte er.
    «Tut mir Leid», erklärte sie, warf einen bezeichnenden Blick auf Michael. «Aber noch deutlicher möchte ich nicht werden.»
    «Verdammt, Nadia», fuhr Michael auf. «Was ist hier los?»
    «Weiß ich nicht», sagte sie. «Ich weiß wirklich nicht, was

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