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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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frustriert den Kopf, Lilo horchte aufmerksam. Jo hielt sich an ihrer Seite und ereiferte sich ebenfalls: «Ich weiß nicht, wie Wolfgang sich das vorstellt. Er kann nicht von dir verlangen, dass   …»
    «Es wird schon gut gehen», unterbrach sie ihn. «Mach dir keine Sorgen. Bisher habe ich noch immer Glück gehabt.»
    Jo streifte sie mit einem merkwürdigen Blick und schwieg. Michael hatte bereits hinter dem Steuer Platz genommen. Er fuhr los, kaum dass sie eingestiegen waren. «Wolfgang wird dir ein Motorrad zur Verfügung stellen», erklärte er zufrieden. «Dann hast du nicht nur eine schusssichere Weste. Er besorgt auch einen Helm von einer Spezialeinheit.»
    «Bist du verrückt?», entfuhr es ihr. «Ich steige doch nicht auf ein Motorrad. Ich fahre mit meinem Wagen.»
    «Nadia, sei vernünftig. Wenn Zurkeulen schießt   …»
    «Das wird er nicht», sagte sie. «Er will doch nur sein Geld.»
    «Sei vernünftig, Nadia», mahnte auch Jo. «Zurkeulen kann es sich nicht leisten, dich gehen zu lassen.»
    Beinahe wäre es zu einem Streit gekommen. Michael wusste natürlich, dass sie seit ewigen Zeiten kein Motorrad mehr gesteuert hatte, wann zuletzt, erzählte er ihr nicht. Sie konnte sich Nadia überhaupt nicht auf einem Motorrad vorstellen. Es gab im Führerschein auch keinen entsprechenden Eintrag. Aber mit ein wenig Übung   …, meinte Michael. Es sei nur zu ihrer Sicherheit. Sie könnte sich am Dienstag mit der Maschine vertraut machen.
    «Das kommt überhaupt nicht infrage», erklärte sie bestimmt. «Unter anderen Umständen ja, aber so nicht.»
    Im Eifer des Wortgefechts entging ihr, dass er den Jaguar nicht zurück auf die Autobahn steuerte. Sie wurde erst aufmerksam, als er sich bei Jo erkundigte, ob man in der Hotelgarage parken könne. «Weiß ich nicht», sagte Jo. «Aber ich nehme es an.»
    Um eine Erklärung zu bitten, wagte sie nicht. Es erwies sich auch rasch als überflüssig. Lilo begann zu spekulieren, ob Elenor Ravatzky wieder ein halbes Dutzend ihrer Kollegen uneingeladen auf Jacques’ Empfang schleppte. Einen Empfang hatte sie nicht einkalkuliert. Das nun unvermeidliche Zusammentreffen mit Jacques machte sie sehr nervös.
    Doch angesichts der Masse schwand die Unruhe wieder. Michael führte sie in eine riesige Menschenmenge. Vorsorglich hielt er ihren Arm, um sie im Gedränge nicht zu verlieren. Unbekannte Gesichter, wohin sie schaute. Die wenigen, die ihr vertraut waren, gehörten zu zwei Politikern und anderen Medienopfern. Wolfgang und Ilona waren nirgendwo zu entdecken. Jo und Lilo tauchten in die Menge ein und verschwanden ebenfalls.
    Ein Kellner quetschte sich mit einem voll beladenen Tablett durch Abendroben, bot Sekt und Orangensaft an. Michael nahm für sich ein Glas Sekt und drückte ihr einen Orangensaft in die Finger. Sie stellte den Saft zurück auf das Tablett.
    «Den vertrage ich nicht mehr», sagte sie. «In letzter Zeit bekomme ich davon Sodbrennen.»
    Er beauftragte den Kellner, ihr ein Glas Mineralwasser zu beschaffen. «Aber bitte ohne Zitrone», sagte sie. «Die vertrage ich auch nicht mehr.»
    Während sie auf das Wasser warteten, erkundigte er sich endlich, was ihr Besuch bei Hardenberg ergeben hatte. «Ich glaube nicht, dass wir noch mehr zu befürchten haben», erklärtesie. «Philipp sagte, die anderen seien nur angeschrieben worden.»
    Er gab einen verächtlichen Laut von sich. «Und das glaubst du?»
    «Ja», sagte sie. «Er stand noch unter Schock und hatte panische Angst um Helga. Ich denke nicht, dass er mich belogen hat.»
    Der Kellner brachte das Wasser. Michael ergriff erneut ihren Arm und führte sie weiter durch die Menge, langsam, aber sicher auf eine Gruppe zu, an deren Rand sich Wolfgang, Ilona, Jo, Lilo, Frederik und Elenor Ravatzky aufhielten. Die Schauspielerin war in eine angeregte Unterhaltung mit Frederik vertieft. Den Mittelpunkt der Gruppe bildete Jacques Niedenhoff.
     
    Es war ein Gefühl wie in der Bank, als Zurkeulen bei der Doppelglastür kehrtmachte und direkt auf sie zuhielt. Hier wie dort half es nicht, das Gesicht zur Seite zu drehen. Jacques entdeckte sie und kämpfte sich ihnen die letzten Schritte entgegen. Als er sie erreichte, griff er nach ihren Händen und zog sie beide an die Lippen, wie der alte Barlinkow es bei Lilos Party getan hatte. Wie auf der Bühne sprach Jacques mit starkem Akzent. «Ich freue mich, dass du gekommen bist, Nadia.»
    Seinen Akzent fand sie niedlich, sein Benehmen unverschämt. Ihr Herzschlag machte

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