Die Lüge
Badetuch. «Ab auf die Couch.»
«Nein, wirklich», sagte sie hastig. «Es ist nicht nötig. Du bist doch auch müde.»
«So müde aber nicht», erklärte er und breitete demonstrativ das Tuch aus. Sein Verhalten ließ keinen Zweifel, dass er ihr unbedingt helfen wollte und nicht eher Ruhe gab, bis sie ihn tun ließ, was er sich vorgenommen hatte. Sie dachte an die Flaschen mit dem Massageöl im Nebenzimmer. Für ihn war es wohl ganz selbstverständlich. Nadias Rücken war verspannt, also massierte er Nadia. Und in ihrem Hinterkopf sagte Nadia: «Du kannst verhindern, dass er stutzig wird. Du musst dich nur so benehmen, wie ich es normalerweise tue.»
Sie fühlte wieder die Hitze ins Gesicht steigen, als sie sichim Wasser aufrichtete. Er hielt ihr das ausgebreitete Tuch vor die Brust und schlug es in ihrem Rücken zusammen. Dann ging er endlich. Sie trocknete sich eilig ab, klemmte sich das Tuch unter die Achseln, sodass es Rücken, Brust, Bauch und Oberschenkel verhüllte. Mit einem Zipfel versuchte sie es über der Brust festzustecken. Es hielt nicht. Aber wenn sie den Zipfel ebenfalls unter die Achsel klemmte und sich nicht zu schnell bewegte, blieb es an seinem Platz. Zur Sicherheit nahm sie noch rasch die Tampons aus dem Schrank, legte sie gut sichtbar auf den Rand eines Waschbeckens und folgte ihm ins Nebenzimmer.
Er hatte ein zweites Badetuch über die Couch gebreitet und wies mit einer einladenden Geste auf sein Werk. Eine Flasche Massageöl stand mit offenem Verschluss auf dem Schrank bereit. Sämtliche Kissen lagen auf dem Boden. Zwei Sekunden später lag dort auch das feuchte Tuch. Er riss es ihr mit einem Ruck herunter. Sie beeilte sich, bäuchlings auf der Couch Platz zu nehmen. Kaum lag sie ausgestreckt, schwang er sich über sie und setzte sich rittlings auf ihre Oberschenkel. Sie presste ihr Gesicht gegen das Badetuch und hatte Schwierigkeiten zu atmen. An seinem Gewicht lag es nicht. Auf ihren Schenkeln machte sich das nicht unangenehm bemerkbar.
Aus den Augenwinkeln sah sie seinen Arm über ihren Kopf hinweg nach der Flasche greifen. Er goss sich Öl in die Hand. Dann fing er an – auf den Schultern. Mit geübten Griffen knetete er die verspannte Muskulatur durch, strich mit den Fingerspitzen den Nacken hinauf bis unter den Haaransatz und seitlich an der Wirbelsäule wieder hinunter zu den Hüften. Zweimal erkundigte er sich: «Gut so?»
«Hm», machte sie.
Es war wirklich sehr angenehm und minutenlang fast wie beim Masseur. Der hatte zwar nicht auf ihren Oberschenkeln gesessen, und sie hatte ein Höschen getragen. Aber sonstwar der Unterschied nicht groß. Michael Trenkler massierte garantiert nicht zum ersten Mal. Allmählich entspannte sie sich, fühlte eine angenehme Wärme den Rücken durchziehen. Acht Fingerspitzen drückten den Haaransatz, zwei Daumenkuppen strichen fest durch ihren Nacken. Sie atmete tief durch, fühlte vier Fingerspitzen und eine Daumenkuppe rechts an ihrer Wirbelsäule hinunterstreichen, genoss es und fragte sich keine Sekunde lang, was er gerade mit der anderen Hand machte.
Er verlagerte sein Gewicht auf ihren Beinen, rutschte ein Stück tiefer. Seine Hand arbeitete sich an ihrer Wirbelsäule hinauf und langsam wieder hinunter. Irgendetwas streifte kurz ihren linken Oberschenkel, zu kurz, um zu registrieren, dass es sich um das Ende eines geöffneten Gürtels handelte. Das begriff sie erst, als sie das Geräusch eines Reißverschlusses hörte und gleich darauf seine Finger an einer Stelle spürte, die Nadia keinem Vergleich unterzogen hatte. Weil er diese Stelle nie aus der Nähe hatte sehen und gewiss nie hatte fühlen sollen.
Sie hätte die Tampons schon am Nachmittag oder am Abend aus dem Schrank nehmen müssen. Wenn er sie nun zu Gesicht bekam, wusste er, dass sie nur als Ausrede auf dem Beckenrand lagen. «Nein», protestierte sie. «Lass das.»
Er nahm tatsächlich die Finger weg. Um sich das Hemd auszuziehen, wie sie entsetzt feststellte, als sie den Kopf zur Seite drehte. Das Hemd flog zu Kissen und Badetuch auf den Boden.
«Nein», wiederholte sie energisch und versuchte, ihn von ihren Beinen zu schütteln. «Hör auf. Ich habe wirklich Kopfschmerzen.»
Er beugte sich über sie, küsste sie auf den Nacken und flüsterte: «Klar doch. Ich auch. Na komm, erst reizen, dann kneifen gilt nicht.» Mit einer Hand griff er unter ihr Kinn,hob ihren Kopf an und drehte ihn noch weiter zur Seite, sein Gesicht kam näher.
«Lass mich! Ich will das nicht», sagte
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