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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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Schüssel fallen.
    Peter verzog das Gesicht vor Schmerz. «Wieso war Barney draußen vor dem Haus?»
    «Keine Ahnung», sagte Ann. «Ich dachte, du hättest ihn gestern Abend in der Garage eingeschlossen. Willst du was essen?» Sie nahm eine Schüssel. «Peter?»
    Er blinzelte. Die Bewegung tat in seinen Augen weh.
    Ann sah ihn merkwürdig an. «Maddie und Kate.» Ihre Stimme schien von weit her zu kommen. «Ich möchte, dass ihr beide nach draußen geht. Und nehmt Jacob mit. Okay?»
    Er blinzelte, der Schmerz war kaum auszuhalten. Nun war er mit Ann allein.
    «Schatz, was ist mit dir?»
    Nichts war mit ihm. Ihm ging es gut. Natürlich ging es ihm gut. Er hob einladend die Arme. Warum kam sie nicht zu ihm? Sie kam nicht näher, sie legte nicht den Kopf an seine Brust. Als er den Blick senkte, sah er, dass seine Arme sich nicht bewegt hatten. Sie hingen reglos an seinen Seiten.

ZWEIUNDVIERZIG
    Zitternd stand Ann an der Spüle, ließ sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen und spritzte es sich ins Gesicht, als könnte sie es auf diese Weise wegwaschen. Peters Anblick an der Küchentür hatte sie gleich beunruhigt. Seine Wangen waren besorgniserregend verfärbt. Und als er sich dann an den Türrahmen lehnte und verwirrt von Kate zu Maddie blickte, war die schreckliche Gewissheit eingekehrt. Mein Gott. Das Monster. Es steckte in Peter.
    Es hatte eine Weile unsichtbar in ihm gelauert, wie ein Alien, der sich eine ganze Zeit lang verborgen hielt und erst aus dem Bauch platzte, wenn schon keiner mehr damit rechnete.
    Unbemerkt hatte es sich eingeschlichen und war stundenlang im Haus herumgekrochen. Die Kinder hatten es eingeatmet, hatten die ganze Nacht in seiner Nähe verbracht. Sie und Peter hatten sich geliebt. Bis zum Morgengrauen hatte er sie gestern in den Armen gehalten. Konnte das Monster auch schon in sie eingedrungen sein? Der Gedanke nagte an ihr und drohte sie zu verschlingen.
    Sie musste einen klaren Kopf behalten. Sie schaufelte sich noch eine Ladung Wasser ins Gesicht, das Wasser rann über ihr Gesicht und auf das Hemd. Wenn sie nicht in Bewegung blieb, konnte sie gar nichts ausrichten, für niemanden. Sie griff nach einem Küchenhandtuch und ließ es gleich wieder los.Nichts war sicher. Sämtliche Flächen, das Geschirr, die Kissen, die Türknöpfe, die Sachen, die sie ins Auto gepackt hatten. Wie sollte sie das bloß alles säubern?
    Moment. Eins nach dem anderen. Sie musste die Ruhe bewahren. Peter brauchte sie. Er war kaum noch die Treppe hochgekommen. Sie hatte die Mädchen rausgeschickt, damit er ihnen auf dem Weg ins Gästezimmer nicht zu nahe kam. Es hatte ihn unendliche Mühe gekostet, sich nicht am Geländer oder den Wänden abzustützen. Ihr waren bei dem Anblick die Tränen gekommen. Jetzt wurden ihre Augen schon wieder feucht, und sie presste die Fingerspitzen an die Schläfen.
    Er war schon früher gelegentlich ziemlich krank gewesen. Einmal war er beim Arzt ohnmächtig geworden. Da hatte er Keuchhusten gehabt. Bei Erkältungen hatte er manchmal unter heftigem Schüttelfrost gelitten. Aber er war jedes Mal wieder gesund geworden. Er hatte gute Widerstandskräfte. Er gehörte nicht zu einer der primären Risikogruppen.
    Aber die Mädchen gehörten dazu, und Peter hatte die Nacht draußen vorm Haus verbracht. Irgendwie musste er es im Gefühl gehabt haben. Er musste es gespürt und sich deswegen von ihnen entfernt haben.
    Zwei winzige Hoffnungsschimmer.
    Sie zog ein Paar Latexhandschuhe aus dem Karton und streifte sie über. In dem alten Werkzeugkasten, den Peter immer mitnahm, wenn er zu Forschungszwecken unterwegs war, hatte er Masken gehabt, aber die waren natürlich mit dem Pickup verschwunden. Vielleicht hatte er noch welche in Reserve, auf seiner Werkbank in der Garage. Seine Sachen hatte das ganze letzte Jahr über keiner angerührt.
    Sie lief in die Garage und schloss die Tür hinter sich. Wie viele Viren mochten hier auf sie lauern? Sicher waren sie bei der Kälte alle abgestorben. Sie begab sich zum Garagentor, zoges so weit hoch, dass sie es mit der Schulter aufstemmen konnte, und schob weiter, bis das Tor hinten anknallte. Sie wartete, um zu sehen, ob es zurückprallen würde. Es schaukelte ein wenig, blieb aber oben. Sie wollte es offen lassen und eine Weile lüften.
    Jetzt fiel genug Licht herein, dass sie alles erkennen konnte. Auf dem Regal über der Werkbank stand ein grauer Pappkarton. Als sie ihn herausnahm, spürte sie sein Gewicht. Glück gehabt. Jede Menge weißer

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