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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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packte sie in die Papiertüte. «Jacob kommt doch mit, oder?», fragte sie Peter.
    «Ja, klar.»
    «Aber was ist, wenn Libby ihn suchen kommt?»
    Ann und Peter wechselten einen Blick. «Wir lassen einen Brief für sie hier», sagte Ann. «Sie wird sich freuen, dass wir uns um Jacob kümmern.»
    Sie würden nach Jacobs Verwandten suchen müssen. Libbys Eltern lebten in Arizona, fiel Peter ein, und sie hatte eine Schwester. Sobald sich die Lage besserte, würden sie Kontakt mit ihnen aufnehmen.
    «Was ist mit Barney?», fragte Maddie. «Ihn müssen wir auch mitnehmen.»
    Peter lächelte. «Aber natürlich, Kleines.»
    Ann blickte von der Hausapotheke auf.
    Peter zwinkerte ihr zu. Ihm war viel wohler, seitdem es klar war, dass sie von hier weggehen würden. Ihm war ein Stein vom Herzen gefallen. Eigentlich hätte er schon vor Wochen auf die Idee kommen sollen, in die Hütte zu fahren. «Er kann sich sein Futter im Wald suchen. Vielleicht fängt er uns sogar ab und zu mal ein Eichhörnchen.»
    «Mann, Dad, das muss doch nicht sein», protestierte Kate.
    «Igitt», machte Maddie.
    Da war sein Angelkasten. Er klappte ihn auf, kontrollierte den Inhalt, klappte ihn wieder zu und stellte ihn zu den Angelruten. «Wir sollten auch Sonnencreme und Insektenspray mitnehmen.»
    Maddie quiekte. «Iiih, gibt’s da Viecher?»
    «Vielleicht ab und zu.» Peter rollte die Moskitonetze zusammen. Im Juli würden sie der stickigen Hütte entkommen und von Mücken unbehelligt auf der Veranda schlafen können. «Macht euch keine Sorgen. Ihr beide werdet die Hütte lieben. Euer Großvater ist mit mir und Onkel Mike dauernd da rausgefahren.»
    «Wieso waren wir denn noch nie da?», fragte Kate.
    Ann blieb an der Tür zum Hauswirtschaftsraum stehen und sah ihn an.
    «Na ja», sagte Peter. «Ich war auch schon lange nicht mehr da.»
    «Wieso denn nicht?», fragte Maddie.
    Merkwürdig. Es war eine einfache Frage, aber es fiel ihm schwer, sie zu beantworten.
    Ann stellte eine Flasche Insektenmittel auf den Tisch. «EuerDad hatte keinen Spaß an der Jagd. Deshalb gab es keinen Grund für uns, dort hinzufahren.»
    Kate sah ihre Eltern mit gerunzelter Stirn an. «War es nicht die Hütte, wo Granddad den Unfall hatte?»
    Leise sagte Ann: «Richtig.»
    So stand es auf dem Totenschein. Und so wollte es Peter glauben. Sein Bruder war anderer Ansicht. Ihr Vater sei zu erfahren gewesen, um in der Jagdsaison ohne seine orange Schutzweste loszugehen, meinte er, und es sei wohl kaum ein Zufall gewesen, dass bei ihrer Mutter gerade Alzheimer diagnostiziert worden war.
Der alte Herr hat Schluss gemacht, Peter. Er hat sich aus der Affäre gezogen. Wie immer.
    Ann legte Maddie eine Hand auf die Schulter. «Bist du mit der Speisekammer fertig, Schatz? Dann müsst ihr beide mir jetzt helfen, eure Klamotten rauszusuchen. Ein Koffer für jede.»
    «Was ist mit Jacobs Kindersitz?», fragte Kate.
    «Stimmt.» Ann legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie zärtlich. «Gut, dass du daran denkst.»
    Kate wurde rot.
    Peter freute sich, dass sie alle vier so unbefangen miteinander umgingen. Endlich, nach all diesen Jahren, herrschte Harmonie zwischen ihnen. Er sah darin ein Geschenk, ein Zeichen, dass sein Entschluss, mit seiner Familie in die Hütte zu gehen, richtig war. Die gelöste Stimmung war ein Vorbote der guten Zeiten, die nun kommen würden.
     
    Er lag noch lange wach, als alle schon schliefen, und betrachtete die Schatten, die das Mondlicht an die Decke malte. Er lauschte den gleichmäßigen Atemzügen von Ann, dem leisen Schnarchen von Kate, Jacobs gelegentlichem Wühlen. Maddie lag im Schlaf vollkommen still, so wie immer. Vielleicht hieltihn das mal wieder wach – dass er nach ihrem Atem lauschte. Ach, Unfug. Maddie war jetzt zu groß, als dass ihm das noch nachhängen könnte. Er hatte andere Sorgen. Dieser Junge, zum Beispiel, in den Kate sich verliebt hatte. Wie hieß er noch? Er hatte einen komischen Namen. So was wie Beaver. Nein, das war es nicht. Scooter. Richtig. Scooter.
    Wie würde Kate aus dieser schlimmen Zeit hervorgehen? Sie war auf dem Weg gewesen, ein typischer Teenager zu werden, mit allem, was dazugehörte. Sie kicherte, quatschte mit Freundinnen, hatte ständig ihre Frisur im Kopf, verknallte sich. Aber die Grippe hatte sie aus allem herausgerissen. Von Ann wusste er, dass Kates beste Freundin neulich nicht online gewesen war. Daraus ließ sich nur eines schließen. Wie viele ihrer Freunde waren noch umgekommen? Das würde sie

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