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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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du präparierst die roten Blutkörperchen.»
    Sie machte ihm Platz. Ihre Miene war besorgt. Kein Wunder. Die Infektion der Blauflügelenten kam einer Katastrophe gleich. Keiner von ihnen legte Wert darauf, es mit einem solchen Virus aufzunehmen.
    Er zog einen Laborkittel und Handschuhe über. Dann suchte er aus dem Gefrierschrank einige Proben heraus und trug sie zur Sicherheitswerkbank. Dreißig Minuten bei Raumtemperatur sollten reichen, um sie aufzutauen. Er holte frische Pipetten und Platten und stellte sie neben die Aliquots.
    «Welche Antiseren willst du testen?», fragte Shazia.
    «Wir nehmen H1, h1, H5 und H7.» Er wollte erst die üblichsten Subtypen testen und sich weitere nur dann vornehmen, wenn dabei nichts herauskam. Er zog die Glasfläschchen zu sich heran und nahm auf dem Hocker Platz. Sie mussten schnell arbeiten und hatten keine Zeit, die Wirksamkeit des Virus zu neutralisieren. Er würde eben achtgeben müssen.
    Er platzierte vier dünne, flexible Platten mit zylinderförmigen Mulden unter dem klaren Kunststoffdeckel der Werkbank. Dann versah er sie mit Etiketten und reihte sie vor sich auf. Mit einer Pipette füllte er hundert Milliliter der Originalprobe in jede der 32   Vertiefungen der ersten Platte und wiederholte den Vorgang noch dreimal. Für jede Platte nahm er eine neue Pipette, sobald er fertig war, deckte er die Platten ab und stellte sie beiseite.
    Eigentlich gab es keinen Anlass, die Luft anzuhalten. Schließlich war er durch die Werkbank geschützt. Er trug Handschuhe, und seine Hand war ruhig. Er hatte keine Röhre umgekippt und auch nichts verschüttet. Trotzdem atmete er erleichtert auf, als er die Proben ohne Zwischenfälle portioniert hatte.
    Als Nächstes träufelte er hundert Milliliter des H 1-Antiserums in jede Mulde auf der ersten Platte. Er deckte die Platte zu und nahm sich die nächste vor. Hier füllte er die Mulden mit h1.   Als er mit der vierten und letzten Platte fertig war, lehnte er sich zurück. Eine Stunde würde es dauern, bis die Antikörper die Antigene erkannten. Er würde sich so lange gedulden müssen. Für das menschliche Auge waren die entscheidendenVorgänge in den kleinen Mulden unsichtbar. Mit welcher Variante der Vogelgrippe hatten sie es hier zu tun?
    Er drehte den Kopf nach allen Seiten. Wie lange war er in die Arbeit vertieft gewesen? Er sah auf die Uhr an der Wand und konnte kaum glauben, dass es schon fast Mittag war.
    Das Telefon klingelte. Shazia ging ran und hielt Peter den Hörer hin. «Dan.»
    Peter klemmte den Hörer zwischen Ohr und Schulter und wusch sich am Waschbecken die Hände. «Wir haben es mit Vogelgrippeviren zu tun. Und so, wie die Blauflügelenten darauf reagiert haben, sind sie hochpathogen.» Vielleicht sollte er die experimentelle RT-PC R-Technik anwenden, von der er gelesen hatte. «Ich teste gerade die Subtypen.» Schweigen. «Dan?»
    «Ja, ich bin da. Hast du Lust auf eine Spritztour?»
    Eher nicht. «Das ist nicht dein Ernst.» Aber Dan machte normalerweise keine Scherze. «Wieso?»
    «Mir ist gerade noch ein Vogelsterben angezeigt worden.»
    Das konnte nicht sein. Peter hatte noch nie von zwei solchen Fällen in so rascher Folge gehört. «Wo?»
    «Dreißig Meilen nördlich vom Sparrow Lake. Ein Jagdhüttenbesitzer hat angerufen.»
    Das Seminar am Nachmittag würde er ausfallen lassen. Die Arbeit im Labor konnte Shazia fertig machen. «Ich komme sofort. Gib mir die Adresse, dann suche ich mir die Strecke auf MapQuest raus.»
    «Gut. Und Peter? Bring deine Tasche mit.»
     
    Peter holperte mit seinem Pick-up über die Schotterstraße. Das Rauschen im Radio war kaum zu verstehen.
    «…   aktuelle   … Durchzug   … die Unfähigkeit   …»
    Das wenige, was er verstand, wurde in dringlichem Ton vorgetragen.Worüber regte sich der Sprecher so auf? Ein neues Gesetz, über das der Kongress abzustimmen hatte? Stiegen die Zinsen ins Uferlose?
    Er langte zum Radio, um einen anderen Sender einzustellen, drückte nervtötende Musik und Gerede weg und blieb schließlich bei einem alten Song von den Eagles hängen.
    Zu beiden Seiten der Straße breiteten sich strohfarbene Felder aus. Der Horizont war von Kiefern gesäumt. Durch das offene Wagenfenster drang der Geruch von Gras und Kuhdung. Hinter der nächsten Kurve standen rechts schwere Angusrinder auf einer Weide. Eine Kuh trottete an den Zaun, um zuzusehen, wie er vorbeifuhr, und ihr Euter schlenkerte im Gehen hin und her.
    Dann kam die Abzweigung, ein ungepflasterter

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