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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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Mittelsäger waren die ersten Enten, die er als Junge zu bestimmen gelernt hatte.
    «Hast du es schon gemeldet?», fragte er Dan. Sein Stimme war belegt, er räusperte sich.
    «Ganz nach oben.»
    Peter stand auf. «Dann bin ich überrascht, dass die Medien noch nicht da sind.»
    «Die kommen», erwiderte Dan grimmig.
    Ein Stück von ihnen entfernt knieten zwei Männer mit weißen Schutzanzügen im Sand. Entschlossen arbeiteten sie sich voran, hoben einen Vogel nach dem anderen hoch, nahmen Abstriche und verstauten die Proberöhrchen. «Wie viele Proben nehmt ihr?»
    «Für jede Vogelart mindestens drei. Nasal und kloakal.»
    «Sobald ich wieder im Labor bin, setze ich sie an.» Er würde Studenten aus anderen Projekten abziehen müssen. Scheiße, er würde so viele Kollegen wie möglich zu Hilfe holen.
    Hinter ihnen rief jemand nach ihnen: «Dan.»
    Mike Monroe kam aus dem Wald auf sie zu, in so großer Eile, dass er beinahe über die eigenen Füße stolperte.

SECHS
    Ann lief durch den Gang und sah auf die Uhr. Sie hatte eine knappe halbe Stunde Zeit, bis sie zurück sein musste, das reichte, wenn die Schlangen nicht zu lang waren. Als sie um die Ecke kam, stand Rachel im Sekretariat und trug sich in die Anwesenheitsliste ein.
    Ann öffnete die Glastür. «Hallo, lange nicht gesehen.»
    Rachel richtete sich auf. Mit ihrer Größe, dem perfekt geschnittenen Pagenkopf und ihrer selbstbewussten Haltung fiel sie überall auf. Das hatte Hannah von ihr geerbt.
    «Sieh mal an, unsere Schulheldin.» Rachel grinste. «Han nah hat erzählt, du bist in das brennende Gebäude gerannt, um eine ihrer Klassenkameradinnen zu retten.»
    «Tolle Heldin. Das Einzige, was brannte, waren meine Ohren, nachdem der Einsatzleiter der Feuerwehr mit mir fertig war.»
    «Und was hätte er gemacht, wenn du sie einfach dringelassen hättest?» Rachel winkte der Sekretärin zu, die den Telefonhörer am Ohr hatte und aufmerksam der Stimme am anderen Ende lauschte. Sie reagierte nicht. Rachel zuckte die Achseln. Sie fragte Ann: «Kommst du, oder gehst du?»
    «Ich gehe. Ich will nur schnell zur Post, bevor ich die Fünftklässler auf Georgia O’Keeffe loslasse. Und du?»
    «Ich fahre nach Hause. Bin für heute durch.»
    Früher hatten sie beide zu den Ehrenamtlichen gehört und ihre Stunden so gelegt, dass sie hinterher noch schnell etwas essen oder einkaufen konnten, bevor sie ihre Kinder abholten. Aber seit einem Jahr war das anders. Jetzt war Ann eine von den Lehrerinnen, die auf der Suche nach freiwilligen Helfern herumtelefonierte, und Rachel war eine von denen, die sich dann erbarmten. Oder auch nicht.
    Die Sekretärin stand auf. Sie klopfte beim Rektor an und trat ein, ohne auf eine Antwort zu warten. Das war ungewöhnlich. Der Rektor legte sehr viel Wert auf die Einhaltung der Etikette.
    Ann ging mit Rachel nach draußen.
    «Ich bin froh, dass ich dir über den Weg gelaufen bin.» Ann hielt Rachel die Eingangstür auf. Draußen wehten Blätter durch die Luft, und es war kalt. «Ich hab dich gestern Abend angerufen.»
    Rachel nickte und knöpfte sich den schwarzen Mantel zu. «Ich hab deine Nachricht gehört. Tut mir leid, dass ich nicht zurückgerufen habe. Wenn Rich nicht da ist und ich mit den Kindern allein bin, ist es einfach wie verhext.» Rachel zog eine Grimasse. «Na ja, du kennst das vermutlich.»
    Allerdings. Auch wenn sie sich nicht gern als alleinerziehende Mutter sah, obwohl sie natürlich eine war. Peter gehörte zwar noch irgendwie zur Familie, aber den Alltag mit ihren Töchtern, den ganzen Kleinkram, der zu ihrem Leben gehörte, musste sie nun allein bewältigen. «Ich hab gehört, Hannah hat gestern mit Klavierstunden angefangen.»
    «Ja. Da ist ein Platz frei geworden, und ich hab ihn mir gleich gesichert.» Rachel zog sich die Handschuhe über. «Ich weiß, wir haben überlegt, die beiden Mädchen zusammen zum Klavier zu schicken, aber das war, bevor du wieder angefangen hast zu arbeiten.»
    «Ich weiß. Mein Terminkalender war einfach immer voll. Aber vielleicht könnte Hannah nach der Schule bei uns spielen.»
    «Heute? Tut mir leid, sie hat schon was vor.»
    Richtig. Maddie hatte ihr erzählt, dass Hannah heute Nachmittag Karate hatte. «Wie sieht’s am Wochenende aus?»
    «Auch schon ziemlich eng, fürchte ich. Die Mädchen müssen zum Cheerleading und zum Friseur. Und Rich sitzt immer noch in Belgien fest. Aus irgendeinem Grund geht sein Flieger nicht. Ich ruf dich an.»
    So ähnlich hatte Rachel schon letzte

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