Die Luft, die du atmest
…» Sie hatte einen reizenden Akzent. Ihr Blick wanderte unsicher zu Peter. Offensichtlich wusste sie nicht, ob Ann nicht ihren Namen geändert hatte.
«Ich bin Ann», half ihr Ann.
Peter blieb hinter ihnen stehen. «Das ist Shazia Massri, eine meiner Doktorandinnen. Sie kommt aus Kairo.»
Eine Studentin? Peter hatte nicht einmal ansatzweise erwähnt, dass er eine Freundin hatte. Und jetzt brachte er, ohne sie zu fragen, dieses … Kind … mit zu ihnen nach Hause und stellte es ihren Töchtern vor. Peter dachte einfach nie richtig nach. Er war so darauf bedacht, Konflikten aus dem Weg zu gehen, dass er reihenweise welche verursachte.
«Kann ich helfen?», fragte Shazia.
«Danke, ich schaff das schon.» Ann humpelte in die Küche.
Peter senkte den Blick. «Ich geh und hole den Rest.»
Ann machte den Kühlschrank auf und begann die Einkäufe einzuräumen. «Willst du Spaghetti oder Ravioli zum Abendessen, Maddie?»
«Tacos.» Maddie packte eine Tüte aus und reihte die Sachen auf der Küchentheke auf.
«Wir haben gestern Tacos gegessen.»
«Aber Ravioli mag ich nicht!»
«Dann also Spaghetti.» Ann schichtete Käse in die unterste Schublade und quetschte noch eine Tüte Käsesticks hinein. Dann wackelte sie an der Schublade, bis sie zuging.
Kate kam wieder. «Die Milch ist verstaut.»
Ann deutete mit dem Kinn auf eine Tüte auf der Arbeitsfläche. «Dann pack jetzt die aus, ja?»
Kate seufzte schwer, aber sie zog die Tüte zu sich heran.
Peter kam mit zwei Tüten auf dem Arm und zwei weiteren, die er an den Henkeln hielt, zurück. «Das ist der Rest.» Er stellte die Tüten ab, packte eine Packung Kekse aus und wollte sie in die Speisekammer bringen.
«Da nicht, Dad.» Maddie streckte den Finger aus. «Die gehören da oben hin. Und die hier auch.»
Peter nahm die Packung, die sie ihm reichte, und schob sie oben in den Schrank.
Ann betrachtete ihn verstohlen. Es fühlte sich seltsam an, dass er die Einkäufe hereintrug und auspacken half. Früher war das normal gewesen, aber im Laufe des letzten Jahres hatte sie sich daran gewöhnt, diese Dinge alleine zu erledigen. Widerwillig und mit einigem Missfallen gestand sie sich ein, wie wohl es ihr tat, ihn in ihrer Küche zu haben und ihn so etwas Alltägliches und Banales tun zu sehen.
Shazia stand noch immer in der Tür, halb drinnen, halb draußen. Vielleicht wartete sie darauf, dass Ann ihr etwas zu trinken anbot oder ein belangloses Gespräch anfing, aber dazu fehlte ihr schlicht die Kraft. Es war ein schrecklicher Tag gewesen. Sie sehnte sich nach Ruhe. Sie wollte eine warme Mahlzeit und ein heißes Bad, die Mädchen ins Bett bringen und sich dann selbst mit einem guten Buch hinlegen.
Sie verstaute den letzten Hüttenkäse und schloss die Kühlschranktür. «Danke. Ich komme dann schon allein klar.»
Peter nickte und kramte seine Schlüssel aus der Tasche.
Kate verschränkte die Arme. «Und wie geht es mit Shazia weiter, Dad?»
Ann legte die Papiertüte, die sie gerade faltete, aus der Hand und sah Peter an. Was hatte Kates Frage zu bedeuten?Gab es da doch etwas, was sie über die beiden wissen sollte?
Peter stand da und ließ betreten die Schlüssel baumeln.
«Ich hab’s gehört, als du telefoniert hast», sagte Kate. «Sie hat überhaupt keine Unterkunft. Stimmt’s?»
Ann war überrascht. «Ich dachte, die Universität stellt Unterkünfte für die ausländischen Studenten bereit. Du warst doch in der Kommission, Peter. Haben die ihre Pläne geändert?»
«In der Verwaltung ist irgendwas schiefgelaufen. Shazia ist nicht in der Datei.»
«Er hat in allen möglichen Hotels angerufen», erklärte ihr Kate. «Nirgendwo ist ein Zimmer frei.»
«Es gibt Hunderte von Hotels in Columbus», sagte Ann. «Da muss es doch was geben.»
Er zuckte die Achseln. «Die gehen alle nicht ans Telefon.» Seiner Stimme war nichts anzumerken, aber sein Blick war ernst. «Halb so schlimm. Zur Not übernachtet Shazia bei mir.»
Das tat weh. Sie waren noch nicht einmal geschieden.
«Ha.» Kate lehnte sich an die Arbeitsfläche. «Du solltest Dads Wohnung mal sehen, Mom. Sie ist winzig.»
«So schlecht ist sie gar nicht», sagte Peter.
«Doch», sagte Kate. «Dad, du hast noch nicht mal einen Herd.»
«Genug jetzt», sagte Peter entschieden.
Ann hatte keine Ahnung, wie es bei Peter aussah. Sie hatte nie Näheres darüber wissen wollen, wie er ohne sie lebte.
«Wir sollten besser mal los», sagte er.
Ann nickte. «Okay.»
Peter küsste Kate auf die
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