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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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war er davon ausgegangen, hier im Haus wäre die Zeit stehengeblieben, und die drei würden genauso weiterleben wie früher – nur ohne ihn. «Riecht gut.»
    «Maddie, hol den Parmesan aus dem Kühlschrank», sagte Ann, «Kate, deck bitte den Tisch.» Sie warf Peter einen Blick über die Schulter zu. «Ich glaube, im Keller ist noch eine Flasche Wein, wenn du danach suchen magst.»
    «Klar.» Er musste nicht lange suchen, sie war an ihrem alten Platz im Weinregal über dem kleinen Kühlschrank. Den Staub von den glatten Rundungen wischend, kam er wieder in die Küche. Maddie füllte den Käse in eine kleine Schale, während Kate die Tischsets auslegte. Shazia stand an der Spüle, ein Glas Wasser in der Hand.
    Er zwinkerte ihr zu, und sie lächelte.
    Ann rührte die Nudeln um. «Haben Sie viele Verwandte in Kairo, Shazia?»
    «Meine ganze Familie lebt dort», antwortete Shazia. «Mein Bruder, meine Schwester, meine Eltern. Mein Vater stammt aus einer großen Familie. Er ist einer von zehn Geschwistern.»
    «Zehn!», staunte Maddie. «Das ist ja fast eine ganze Fußballmannschaft.»
    Shazia lächelte. «Ich habe jede Menge Cousins und Cousinen.»
    «Das kann ich mir denken», sagte Ann. «Was ist Ihr Vater von Beruf?»
    «Er ist Arzt.»
    «Und Sie machen Ihren Doktor. Da ist er bestimmt stolz auf Sie.»
    «Shazia hat in Oxford studiert.» Peter zog eine Schublade auf und suchte in dem Durcheinander aus Löffeln und Pfannenwendern nach einem Korkenzieher. «Und ihren Abschluss in Veterinärmedizin hat sie in Kairo gemacht.»
    «Toll.» Ann begann ein Baguette aufzuschneiden. «Und jetzt wollen Sie in die Forschung?»
    Peter wusste, was Ann dachte. Auch er hatte diesen Sprung gewagt. Er erinnerte sich genau, wie er Ann eines Abends erzählt hatte, dass er in die Forschung gehen würde. Er hatte sich über den Tisch gebeugt und mit beiden Händen ihre Hände umschlossen. Später hatte sie ihm gestanden, dass sie geglaubt hatte, er würde ihr einen Heiratsantrag machen. Und tatsächlich hatten sie wieder an einem Tisch gesessen, bei Kerzenlicht und Wein, als er ihr irgendwann später einen Antrag gemacht hatte. Sein Blick fiel auf die Flasche in seiner Hand, und er beeilte sich, sie aufzumachen.
    «Ich hatte einen Artikel von Peter im Netz gelesen», sagte Shazia. «Nur durch mehr Forschung sei wirklich etwas für die Gesundheit von Tieren zu erreichen, schrieb er. Das hat mich beeindruckt.»
    «Dein Telefon ist schön», sagte Kate. «Das ist eine coole Farbe.»
    «Guck mal, wie klein die Tastatur ist», sagte Shazia und klappte es auf.
    «Wow.»
    «Wie gefällt es Ihnen in Columbus?», fragte Ann. «Das muss eine ziemliche Umstellung sein, nach Oxford und Kairo.»
    Shazia lachte. «In mancher Hinsicht schon. Aber ich habe mich eigentlich schneller eingewöhnt als erwartet. Die Leute sind sehr freundlich, und es gibt hier viele ausländische Studenten.»
    Peter hielt ihr die Weinflasche hin, aber Shazia schüttelte den Kopf. Sie stellte ihr Wasserglas ab. «Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mich gerne hinlegen. Ich habe furchtbare Kopfschmerzen.»
    «Aber natürlich.» Ann wischte die Hände an einem Geschirrtuch ab. «Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer und gebe Ihnen Handtücher. Peter, kannst du den Mädchen auftun?»
    Sie sagte es so beiläufig.
Den Mädchen auftun.
Das war eine der Redewendungen, die sie früher ständig benutzt hatten. Er war überrascht, wie wehmütig es ihn machte, sie wieder zu hören. Hier zu wohnen würde schwieriger sein, als er gedacht hatte. Er sah Ann nach, wie sie die Treppe hinaufging, hörte, wie sie oben in unbekümmertem Ton mit Shazia redete und ihr alles zeigte, damit sie sich wohlfühlte, solange sie hier bei ihnen blieb.
     
    Nach dem Essen stand Peter an der Tür zu Maddies Zimmer. Unten in der Küche, wo Ann aufräumte, klapperte Geschirr. Aus dem Gästezimmer am Ende des Flurs hörte er das leise Murmeln von Shazias Stimme, vermutlich telefonierte sie mit jemandem.
    Maddie lag schon im Bett. Er stemmte die Hände in die Hüften. «Hast du auch wirklich die Zähne geputzt, Maddie?»
    Sie kicherte. «Ja, Dad.»
    «Weil ich sonst gar nicht erst zu dir reinkomme.»
    «Aber ich habe sie geputzt. Ich schwöre es.»
    «Mit Zahnpasta?»
    «Mit Zahnpasta.»
    «Also gut.» Er bückte sich, um das Nachtlicht anzuknipsen, und löschte das Deckenlicht. Das Zimmer wurde in weiches Rot getaucht. Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante.
    Von ihrem Kissen blickte Maddie ernst zu ihm auf.

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