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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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war nicht wirklich beim Fußball. Sondern beim Schneeball. Verstehst du?
Schnee ball

    Ann lächelte. Sie freute sich, dass die vorwurfsvolle Miene vom Nachmittag verflogen war.
    «Sehr witzig», sagte Kate tonlos. «Falls wir irgendwann wieder Strom haben, Mom, kann ich mir dann die Haare färben?»
    Sie hat
falls
gesagt, dachte Ann traurig, nicht
wenn
.
    «In welcher Farbe?» Maddie war begeistert.
    «Wir kriegen auf jeden Fall wieder Strom», sagte Ann. «Und warum willst du deine Haare färben?»
    «Hilary und Claire sind heute Abend bei Michele, zu einem Schminkabend. Mich hat sie auch eingeladen, aber ich wusste ja, dass du das nicht erlaubst.» Kate spießte mit der Gabel ein Stück Fleisch auf.
    Das konnte doch nicht wahr sein. Kate musste es missverstanden haben. «Bist du dir sicher?»
    «Mmhm.» Kate schob ihr Essen auf dem Teller herum. «Alle
andern
Eltern haben es erlaubt.»
    Sodass Ann die einzige Spielverderberin war. «Tut mir leid, Kate, aber das ist zu gefährlich. Wir müssen das noch ein Weilchen aussitzen und abwarten.»
    «Das sagst du immer. Ich will nichts aussitzen. Aussitzen ist langweilig.»
    «Ach Kate. Ein bisschen Langeweile hat noch niemandem geschadet.» Ann fand auch vieles öde. Sie hatte es satt, die Wäsche mit der Hand zu machen und in einem Kamin zu kochen, der nie zu etwas anderem gedacht gewesen war, als die Wohnung zu schmücken. Sie hatte es satt, sich um das Essen und um ihre Eltern zu sorgen.
    «Dann darf ich also nicht?» Kate ließ die Gabel fallen und verschränkte die Arme.
    «Natürlich nicht.»
    «Ach Mom, bitte! Michele sagt, keiner von uns ist krank, und deswegen geht es.»
    «Genau das meine ich, Kate.» Wie oft würde sie es noch erklären müssen? Vielleicht war es zu viel erwartet, dass Kate verstand, worum es ging, aber sie musste es trotzdem akzeptieren. Wenigstens das würde sie lernen müssen. Sie konnte niemanden besuchen, Punkt. «Michele kann gar nicht wissen, ob eine von euch schon krank ist. Man kann sich angesteckt haben, ohne es zu wissen.»
    «Ja, ja.» Kate verdrehte die Augen.
    Ann verkniff sich eine scharfe Antwort. Shazia und sie wechselten einen Blick, und Shazia beugte sich vor. «Was deine Mutter sagt, stimmt, weißt du. Man ist am ansteckendsten, unmittelbar bevor die ersten Symptome auftreten.»
    Kate wich ihrem Blick aus. «Du bist auch erwachsen», murmelte sie. «Du verstehst das nicht.»
    «Daddy ist da!», rief Maddie.
    Ann neigte den Kopf und lauschte. Jetzt hörte sie es auch. Rumpelnd ging das Garagentor zu. «Du hast recht», sagte sie und schob erleichtert ihren Stuhl zurück.
    Maddie flog Peter entgegen, als er durch die Hintertür trat.
    «Hey», sagte er und strauchelte leicht, als er sie auffing. «War ich so lange weg?»
    «Eine Ewigkeit!»
    «So kommt es mir auch vor.» Peter setzte Maddie mit einem Schwung wieder auf den Boden und gab ihr einen Kuss auf die Nase. «Hallo, Katytan.» Er fuhr Kate durch die Haare, sie schlug seine Hand weg und glättete gleich wieder ihre Frisur.
    Katytan?
So hatte er sie seit Jahren nicht mehr genannt. Ann sah ihn an. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas war passiert, von dem er freiwillig nichts erzählen würde. «Und, ist alles gutgegangen?»
    «Ich hab unten an der Umspannstation in Hilliard einen Arbeiter getroffen.» Peter bückte sich, um sich die Stiefel aufzubinden. Er zog sie aus und stellte sie zum Trocknen auf die Fliesen.
    «Das ist ja toll.» Hilliard war nur ein paar Meilen entfernt. «Wird der Strom wieder angestellt?»
    «Es könnte noch eine Weile dauern. Sie kriegen nicht genug Arbeiter zusammen. Aber immerhin haben sie es geschafft, die Innenstadt ein paar Stunden lang mit Strom zu versorgen.»
    Lächelnd sagte Ann zu Kate: «Hast du gehört? Sie arbeiten an der Reparatur. Wir können jeden Moment wieder Strom haben.»
    Kate stemmte die Hände in die Hüften. «In der Stadt vielleicht. Aber was ist mit uns?»
    «Um uns werden sie sich auch kümmern», sagte Peter. «Aber sie müssen sich an eine bestimmte Reihenfolge halten. Die Netze hängen ja alle irgendwie zusammen. Zuerst müssen sie die Umspannstationen instandsetzen, dann die einzelnen Leitungen.» Er hängte seine Jacke an den Haken und ließ seine Schlüssel auf die Küchentheke fallen. «Ich habe einen Mordshunger.»
    Ann setzte sich ihm gegenüber an den Tisch, um seine Miene besser beobachten zu können. Maddie kletterte auf ihren Schoß, und Ann schlang die Arme um den kleinen warmen Körper ihrer

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