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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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Wohnzimmer. Sie traute sich nicht, ihnen den Rücken zu kehren. «Libby!»
    Libby gab nicht zu erkennen, dass sie Ann gehört hatte. Sie trat nach Smith.
    Ann schnappte nach Luft. «Libby! Was ist los? Libby, hör auf!»
    Auf der anderen Straßenseite ging eine Tür auf. Mrs.   Nguyen streckte einen Augenblick den Kopf heraus und warf einen Blick auf die Szene. Sie warf Ann einen Blick zu, schüttelte den Kopf und schloss die Tür wieder.
    Smith rappelte sich auf, schlug sich mit der Hand an die Stirn und wich vor seiner Frau zurück. «Herrgott nochmal, Libby.»
    «Bleib mir vom Leib.» Libby kletterte wieder auf den Fahrersitz.
    Smith hielt die Tür fest. «Beruhige dich, ja? Du übertreibst.»
    Reifen drehten durch. Schwarze Abgaswolken verdunkelten die Luft.
    «Mom, ruf die Polizei», flehte Kate.
    «Ich weiß nicht, ob sie kommen würden.»
    Smith zwängte sich hinter die Tür und versuchte, an die Verriegelung zu kommen.
    Libby schlug nach seinem Gesicht, seinen Schultern, seinem Arm. «Hau ab, hab ich gesagt!»
    Smith hielt sich an der Vordertür fest und hangelte nach dem hinteren Türgriff. Er bekam die Tür auf. Nun kletterte er auf den Sitz.
    Libby fiel förmlich aus dem Auto. Sie nahm die offene Tür und knallte sie ihrem Mann gegen die Beine.
    «Libby!» Unwillkürlich machte Ann einen Schritt auf die beiden zu. «Smith!»
    Smith stieg rückwärts wieder aus, einen Kindersitz in den Armen. Das Baby schrie jämmerlich. Die Decke verrutschte, und sie konnten Jacob sehen, der mit geschlossenen Augen und weitgeöffnetem Mund brüllte.
    «Er tut ihm weh, Mom.»
    «Nein, Kate. Er tut Jacob nicht weh. Der hat bloß Angst.»
    Libby umklammerte den Griff des Kindersitzes. «Unter steh dich!»
    «Du bist völlig durchgedreht.» Smith machte sich von ihr frei und riss das Kind mit dem Sitz an sich.
    Libby drosch mit den Fäusten auf ihn ein. Sie traf seine Schultern. Er stieß sie mit dem Ellbogen von sich und trampelte mit dem Kind zurück ins Haus. Schwer atmend starrte Libbyihm nach. Sie sah sich mit wilden Blicken um. Ihre Augen blieben an Kate und Ann hängen.
    Wie gern wäre Ann zu ihrer Freundin gelaufen und hätte sie in die Arme genommen. «Libby, kann ich irgendwas tun?»
    «Hau ab.» Libby setzte sich auf den Fahrersitz. Es dauerte einen Moment, dann ging der Motor aus. Sie legte die Arme aufs Lenkrad und ließ den Kopf auf die Arme sinken.
    «Mom?» Kates Stimme zitterte.
    Ann zog ihre Tochter an sich. «Mach dir keine Sorgen, Schatz.» Vielleicht gab es dauernd solche Szenen zwischen den beiden. Was wusste man schon über andere Ehen? Sie hätte nicht gedacht, dass Libby und Smith sich auf diese Weise streiten könnten, aber sie hätte ja auch nicht gedacht, dass Peter sie verlassen könnte.
    Libby war aus dem Auto ausgestiegen. Sie stapfte die Auffahrt hinauf zum Haus. Bald war sie ihren Blicken entschwunden. Ann hörte das Garagentor rasseln, dann war alles still.
    «Ich dachte, Libby und Smith lieben sich.» Kate klang kreuzunglücklich.
    «Ja, natürlich. Das tun sie auch.» Ann drückte ihre Tochter an sich. «Aber, weißt du, Kleines, Ehen sind nun mal kompliziert.»
    Eine schwache Antwort, Ann schämte sich fast dafür.
    Kate schob ihren Arm weg. «Warum heiraten Leute dann überhaupt erst?»
    Sie wandte sich ab und riss die Haustür auf. Das leise Geräusch, mit dem die Tür ins Schloss fiel, klang in Anns Ohren so laut, als hätte ihre Tochter die Tür mit aller Kraft zugeknallt.
     
    Erst als man kaum noch die Hand vor Augen sah, zündete Ann die Kerzen an. Shazia legte Holz nach, und sie aßen alle zusammenam Küchentisch im Licht der gelblichen Kerzenflammen. Von nebenan hatten sie keinen Ton mehr gehört. Libby war nicht ans Telefon gegangen.
    «Wieso ist Daddy so lange weg?» Maddie schlug mit der Gabel gegen ihren Teller.
    Ann hielt ihre Hand fest. «Er kommt bestimmt bald wieder.» Es klang selbst in ihren Ohren wenig überzeugt. Peter war schon den ganzen Nachmittag fort. Was nur Minuten hätte dauern dürfen, dauerte schon viele Stunden. Vielleicht hatte er irgendwo jemandem helfen müssen. Vielleicht hatte er eine Panne. Oder war irgendwo in einer Schneewehe steckengeblieben. Es gab so viele Erklärungen. Es hatte keinen Sinn, sie alle durchzugehen. Aber trotzdem merkte sie, wie sie ständig nach dem Geräusch von Peters Pick-up lauschte. «Was hat Hannah denn erzählt, Maddie?»
    «Sie hat sich beim Fußball den Fuß verknackst.»
    «Aua. Wieso hat sie Fußball gespielt?»
    «Es

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