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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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ihre Mütze über die Ohren. «Dad sagt, wenn wir gut einen Meter Abstand zu anderen Leuten halten, sind wir sicher.»
    Ann drehte sich um und sah Maddie an. «Dies ist was anderes. Ich verbiete euch, aus dem Haus zu gehen.»
    Kate band sich einen Schal um und langte nach ihren Handschuhen. «Klar, weil die Schneebälle voller Bazillen sind, was?»
    «Das kann man nicht wissen. Tut mir leid, ihr beiden, aber ihr müsst drinnen bleiben.»
    Maddie starrte sie an. «Alle anderen dürfen raus!»
    «Ich weiß, aber das macht es nicht richtiger.»
    In Maddies Augen glänzten Tränen. Sie stampfte mit dem Fuß auf. «Ich hasse dich.» Sie band ihren Schal los und schmiss ihn auf den Boden. Shazia bückte sich schnell, um ihn wieder aufzuheben.
    Kate guckte aus dem Fenster. Sie zuckte mit den Schultern. «Ist sowieso egal. Sie sind weg.»
    Ann ertrug die Hoffnungslosigkeit in den Stimmen ihrer Töchter nicht. «Wollen wir   …?», setzte sie an, aber Kate sah sie bloß an. Ihre flaschengrünen Augen funkelten kalt.
    «Was ist mit dem Spiel, zu dem eure Mom mich holen wollte?», fragte Shazia. «Sollte ich nicht irgendwo mitspielen?»
    Maddie verschränkte die Arme und sah zu Boden. Schmollend sagte sie: «Cluedo.»
    «Ach ja. Ich hab schon davon gehört, aber ich hab es noch nie gespielt.»
    «Es ist ganz leicht.»
    «Alles ist leicht, wenn man schummelt.» Wütend zog Kate Finger für Finger ihre Handschuhe aus.
    Maddie holte Luft zu einer giftigen Erwiderung, aber Shazia streckte die Hand nach ihr aus. «Bringst du es mir bei?»
    Maddie zögerte, aber dann ließ sie sich, nicht ohne Ann noch einen bösen Blick zuzuwerfen, ins Wohnzimmer führen.
    Ann sagte sanft: «Es tut mir furchtbar leid, Kate. Ich wünschte   –»
    Doch Kate hob den Kopf. «Ich höre ein Auto.»
    Dass ein Auto vorbeifuhr, war in letzter Zeit eine Seltenheit. Jetzt hörte Ann es auch. Unter den Kindern bei der Schneeballschlacht waren auch ein paar Teenager gewesen. Vielleicht hatten sie beschlossen, ein Auto zu knacken. Ein beängstigender Gedanke. Würden sie als Nächstes in ihre Garage einbrechen? «Bleib hier», befahl sie Kate. Wie sollte sie sich wehren? Ausgerechnet jetzt musste Peter unterwegs sein. «Ich geh mal eben nachsehen.»
    Sie trat hinaus. Hier war das Motorengeräusch deutlich zu vernehmen. Vor ihr lag rechts und links verlassen die Straße, weiß und grau und schwarz. Die Häuser starrten sie mit leeren Fenstern an. Irgendwo war jemand, ganz in der Nähe, nur war er nicht zu sehen. Sie drehte sich um und spähte zu Libbys Haus hinüber. Die Kälte kroch durch ihre Sachen, legte eisige Finger auf ihre Haut. Zitternd zog sie die Ärmel über ihre Hände und verschränkte die Arme. Sie ging bis an den Rand des Vordachs. Da sah sie den schwarzen Geländewagen rückwärts die Auffahrt hinunterfahren.
    «Das ist Libby.» Kate war auch herausgekommen und lehnte sich an Ann, um warm zu bleiben. «Wo will sie hin?»
    «Ich weiß nicht.» Ann legte den Arm um ihre Tochter. «Ich habe gestern Abend mit ihr geredet. Da hat sie nichts gesagt.» Wenn sie los wollte, um zu schauen, ob die Läden auf waren, hätte sie Ann angerufen, um zu fragen, ob sie etwas brauchte. Und sie hätte Smith losgeschickt.
    Sie sahen zu, wie der Wagen zur Straße rollte. Dann kam jemand um die Hausecke, kämpfte sich mühsam durch den Schnee. Smith.
    «Libby!», schrie er.
    «Was ist los?», rief Ann.
    Smith ignorierte sie.
    Ann schaute nach Libby, um zu sehen, wie sie reagierte. Libbystarrte ihren Mann durch die Windschutzscheibe an, einen entschlossenen Ausdruck im Gesicht.
    «Er hat keine Schuhe an», sagte Kate.
    Sie hatte recht. Bei Smiths nächsten Schritten sah Ann seine nackten Füße. Sein Mantel war offen, und er hatte nichts auf dem Kopf. War das, was er daruntertrug, ein Schlafanzug?
    Libby trat aufs Gas. Am Ende der Auffahrt schlingerte der große Wagen, landete in einem Schneehaufen und hing fest.
    Smith erreichte das Auto. Er stand knietief im Schnee und schlug mit den Fäusten ans Fenster auf der Fahrerseite. «Lib by ! Mach keinen Quatsch. Komm wieder rein!»
    Kate schob ihre kalte Hand in die Hand ihrer Mutter.
    Libby schmiss mit solcher Wucht die Tür auf, dass ihr Mann das Gleichgewicht verlor und seitlich wegsackte. Er rutschte mit den Beinen voran unter das Auto. Ann hielt die Luft an. Jetzt lag er vollständig drunter. Der Motor lief noch.
    Kate drückte ihre Hand. «Mom. Tu was.»
    Sie sollte die Polizei rufen. Aber das Telefon stand im

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