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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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Angst, die alten Männer würden nicht mit mir zusammenarbeiten, wenn er mich allein hinschickte, um die Tests zu machen.»
    «Ja, er hat erzählt, dass sie ganz schön hart sein können.»
    Shazia blätterte um. «Als sie merkten, dass sie mich nicht schocken konnten, ging’s prima.»
    Wenn Peter von diesen Fahrten wiederkam, roch er nach frischem Blut und Zigarettenrauch. Ann hatte ihn gezwungen, sich in der Garage umzuziehen, bevor sie ihn ins Haus ließ. Einmal, als der Himmel strahlend blau war und die Bäume rot und golden leuchteten, hatte sie ihn gebeten, sie mitzunehmen, doch er hatte den Kopf geschüttelt.
Es würde dir nicht gefallen
, hatte er gesagt.
    Aber Shazia hatte er mitgenommen.
    Ann musterte die Fotos. Sie waren mehrere Jahre alt. Peter trug das Haar länger, sein Gesicht war weniger von Sorgen gezeichnet. Den Film hatte Ann entwickeln lassen, und sie hatte auch die Bilder ins Album sortiert. Sie hatte sie sich dabei gewiss angesehen, aber sie hatte sich nie die Mühe gemacht, Peter nach diesen Freunden zu fragen. «Ich kenne die Männer nicht.»
    Shazia tippte auf einen kleinen bartlosen Mann. «Victor arbeitet bei Peter im Labor. Sam auch.» Sie zeigte auf einen schmächtigen Kerl, der ein wenig abseits stand. «Und das ist Harold. Er arbeitet eigentlich bei Dr.   Lewis im Team. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Peter es geschafft hat, dass er mitgefahren ist. Harold ist nicht gern draußen bei der praktischenArbeit. Er bleibt lieber im Labor und führt die Experimente durch. Aber Peter sagt, man muss auch mal raus, um die Tiere kennenzulernen, die man retten will.»
    Ann hatte ihn immer damit geneckt, dass es ein Glück war, dass er sich nicht mit Löwen und Tigern beschäftigte.
    «Ich war vorher noch nie in einem Wald gewesen», sagte Shazia. «Die Sonne über dem See untergehen zu sehen, das war phantastisch.»
    Peter liebte Sonnenuntergänge. Als sie noch nicht verheiratet waren, hatte er sie oft abgeholt, mit einer Flasche Wein und Käse und Brot, und vorgeschlagen, dass sie irgendwohin loszogen, wo sie die Sonne untergehen sehen konnten. «Klingt, als wäre es schön gewesen. Dann können die Jäger wohl nicht allzu garstig gewesen sein.»
    Shazia strich mit der Hand über die Seite. «Nein, sie waren wundervoll.»
    Ann starrte sie an. Peter und Shazia gingen so locker miteinander um, dass ihr anfänglicher Verdacht beinahe zerstreut worden war. Aber angesichts des schwärmerischen Ausdrucks in Shazias Augen verspürte sie erneut einen Anflug von Eifersucht. Offenbar wurde Peter wirklich von dieser jungen Frau geliebt. Sie musste versuchen, sich damit abzufinden.
    Ann straffte die Schultern. «Du kannst die Bilder haben, wenn du magst.»
    Shazia machte große Augen. «Ach nein, das kann ich unmöglich annehmen.»
    «Ich bin sicher, Peter hätte nichts dagegen.»
    Shazia sah sie an. Ann meinte in ihren Augen zu lesen, dass sie verstand, was in ihr vorging. Mit unsicherer Stimme sagte Shazia: «Gut, Ann. Danke schön.»
    Unten donnerte irgendwas gegen eine Wand. Ann spürte den Boden unter ihren Füßen beben und senkte automatischden Blick. Wieder knallte es dumpf, und diesmal wusste sie, wo das Geräusch herkam. «Da schlägt jemand ans Garagentor.»
    O Gott. Die Mädchen waren allein unten.
    Ann rannte die Treppe hinunter, indem sie immer zwei Stufen auf einmal nahm. «Kate, Maddie! Wo seid ihr?»
    «Hier.»
    Sie blieb auf dem Treppenabsatz stehen und schaute nach unten. Maddie stand an der Tür und zog den Reißverschluss ihres Mantels zu. Neben ihr schlüpfte Kate eilig in ihre Stiefel.
    «Wo wollt ihr denn hin?» Schnell lief Ann die letzten Stufen hinunter.
    «Nach draußen», antwortete Kate mit leuchtenden Augen. «Es ist Krieg.»
    Ann schob sich an ihren Töchtern vorbei zum Fenster neben der Tür. Im Garten auf der anderen Straßenseite flitzten bunte Gestalten herum. Sie hörte Schreie und Gelächter.
    Shazia sagte: «Das sind Kinder. Sie machen eine Schneeballschlacht.»
    «Ihr bleibt drinnen», befahl Ann ihren Töchtern. Sie sah den Kindern draußen zu, wie sie durcheinanderrannten, sich duckten, bückten und warfen. Wo waren die Eltern? Was dachten sie sich nur dabei? Dachten sie, wenn die Kinder draußen an der frischen Luft waren, könnte ihnen nichts passieren? Hatten sie denn nicht gehört, dass Jodi gestorben war? Sie war genauso durch die Gegend gerannt wie diese Kinder und hatte sich dabei die Grippe eingefangen. Gerade mal acht war sie gewesen.
    Maddie zog sich

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