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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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und auf ihre Haare. Was würde sie dafür geben, sich unter die Dusche stellen, von oben bis unten einzuseifen und mit warmem Wasser abspülen zu können.
    Kate kam hereingewirbelt und warf ihre Sachen in einem Haufen auf den Boden. «Da.»
    Ann sah sich um. «Kann man die Sachen auch wirklich nicht mehr anziehen?»
    «Auf keinen Fall. Es mieft alles total.»
    «Dann ist gut.» Ann fischte Kates grünes Shirt aus dem Haufen und drückte es tief ins Wasser. Die eisige Kälte schoss ihr durch die dünnen Gummihandschuhe direkt in die Knochen. Ihre Hände pochten.
    Kate sah ihr zu. «Ich verstehe das nicht. Wieso haben wir noch Wasser?»
    «Das ist ein anderes Leitungssystem. Aber wir müssen darauf vorbereitet sein, dass auch das ausfällt. Deshalb lasse ichimmer die Waschbecken und die Badewannen voll.» Und deshalb wusch sie jeden Tag einen Teil ihrer Sachen. Solange sie fließend Wasser hatten, würde sie waschen. «Deshalb darfst du nicht in meiner Wanne baden. Das ist Trinkwasser.»
    Kate schüttelte sich. «Das Wasser würde ich niemals trinken.»
    «O doch, mein Schatz.» Ann drückte das Shirt aus. Sie stellte das Wasser an und spülte es aus. «Hast du Michele erreicht?»
    «Sie ist nicht rangegangen. Niemand ist rangegangen.»
    Ein schlechtes Zeichen. Wer konnte, ging ans Telefon. Das war auch Kate klar. «Versuch dir keine Sorgen zu machen. Wahrscheinlich haben sie gerade mit jemand anderem telefoniert. Sie ruft dich bestimmt bald zurück.»
    «Sie hat doch diese Party bei sich gemacht, weißt du noch? Vielleicht hattest du recht.» Sie sah Ann nicht an. «Vielleicht ist jemand gekommen, der krank war.»
    Das einzugestehen war für Kate ungeheuer schwer. Ann hätte ihr gern tröstend einen Arm um die Schulter gelegt, aber damit würde sie nur ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigen. «Das war vor mehr als einer Woche», sagte sie also stattdessen möglichst leichthin. «Da würde Michele jetzt nicht noch krank werden.»
    «Kann sein.» Kate klang nicht überzeugt.
    «Du hast aber mit anderen Freunden geredet, oder? Und die sind alle gesund.»
    Kate hob eine Schulter und ließ sie fallen.
    «Wenn ich hier fertig bin, ruf ich mal bei ihnen an, okay? Ich hinterlasse eine Nachricht. Micheles Mutter ruft immer zurück, das weißt du.»
    Das Telefon klingelte, und Kates Gesicht hellte sich auf. «Vielleicht ist sie das», sagte sie und lief los.
    Ann hoffte es sehr. Sie zog den Stöpsel und sah zu, wie dasschmutzige Wasser ablief. Dann füllte sie das Becken wieder und legte Jeans hinein.
    «Mom», rief Kate. «Für dich.»
    Sie hörte die Enttäuschung in ihrer Stimme. Seufzend zog sie die Handschuhe aus und hängte sie über den Hahn. Ihre Finger schmerzten. Sie zog ihre Pulloverärmel drüber. Shazia saß mit untergeschlagenen Beinen in einem Sessel und starrte ins Leere. Maddie hatte sich zu ihr gekuschelt und blätterte in einem Buch. Sie kannte es schon fast auswendig. Sie sah sich bloß nochmal die Bilder an.
    Ann nahm den Hörer von Kate entgegen. Vielleicht war es Libby. Sie ging immer noch nicht ans Telefon, aber Ann hatte sie schon in der Küche hantieren sehen. Libby winkte nicht zurück, und sie kam auch nicht in den Garten, um mit ihr zu reden.
    «Hallo?», sagte Ann.
    Beth sagte: «Mom ist krank.»
    Ann sank auf das Sofa neben Kate, als hätte sie plötzlich keine Knochen mehr. «Was hat sie?», fragte sie ihre Schwester. Obwohl sie es ganz genau wusste.
    Shazia sah sie an.
    «Was soll sie schon haben», gab Beth zur Antwort. «George Washington und Sibley sind voll, deshalb fahre ich mit ihr nach Charlottesville.»
    Charlottesville war mehr als 150   Meilen vom Wohnort ihrer Eltern entfernt. Da gab es so viele Kliniken in und um die Hauptstadt, und sie mussten quer durch Virginia fahren? Ann wollte fragen, warum, aber dann bremste sie sich. Es war schlimm genug, sie wollte nicht unnötig darauf herumreiten. Beth hatte genug Sorgen.
    «Ich muss mich beeilen, Ann, aber ich wollte dir wenigstens Bescheid sagen.»
    «Was ist mit Dad?», fragte sie, aber Beth hatte bereits eingehängt.Kate saß da, mit dem Kinn auf der Brust, und klappte ihr Handy auf und zu. Ann legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich. Zu ihrer Überraschung ließ Kate es geschehen. Ann atmete tief durch. Sie roch Kates Duft und das fruchtige Parfüm, das sie sich immer noch jeden Morgen hinter die Ohren tupfte.
    Vor Jahren, als sie noch in North Carolina wohnten, waren eines Abends bei einem Unwetter

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