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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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in den Elektrizitätswerken alle krank geworden waren oder einfach nicht mehr zur Arbeit erschienen. Dass sie womöglich bis zum Frühjahr warten mussten, ehe ihnen wieder warm wurde.
    Ann schenkte sich einen Becher Kaffee ein und atmete den Duft ein. «Ich werde heute waschen.»
    «Gott sei Dank. Ich hab nur noch die Boxershorts von meiner Mutter.»
    «Die mit den Rentieren drauf?»
    «Genau.»
    Sie sah ihn über den Becher hinweg an. «Dabei würde sie sich so freuen, wenn sie wüsste, dass du sie trägst.»
    Ann neckte ihn. So kannte er sie von früher. Das war die Ann, die er vor Jahren verloren hatte. Wie erstaunlich, dass sie ausgerechnet in diesen harten Zeiten wieder hervorkam. Er hatte sie vermisst. «Na ja, sie sind immerhin noch besser als die Krawatte, die sie mir zu Ostern geschickt hat.»
    Sie sog die Luft ein. «Schieß los.»
    «Sie ist mit kleinen Kaninchen bedruckt. Sehr niedlich, bis man näher hinguckt und sieht, was die Häschen treiben.»
    «O Himmel, sag bloß, du hast sie zur Arbeit getragen!»
    «Ich war in Eile. Ich hab sie einfach schnell umgebunden.»
    «Oh, Peter.»
    «Als mich ein Kollege darauf hinwies, hieß ich bei den Studenten schon Bugs Bunny.»
    Sie lachte.
    Er schüttelte den Kopf. «Ich glaube, eine der Pflegerinnen hilft ihr, die Geschenke auszusuchen. Mom war früher nicht so   …» Ihm lag das Wort «verrückt» auf der Zunge, aber er schluckte es herunter. Schließlich hatte seine Mutter ja buchstäblich den Verstand verloren.
    «Ach, ich weiß nicht. Sie hat die Feiertage schon immer in vollen Zügen genossen. Sobald sie den Neujahrsschmuck abnahm, hängte sie die Valentinsherzen auf.»
    «Das ist wohl wahr.»
    «Du solltest sie mal anrufen, weißt du.»
    Sie sagte es leichthin. Er hatte nie eine so enge Beziehung zu seiner Mutter gehabt wie Ann zu ihren Eltern, daran hatte sich nichts geändert, im Gegenteil. Weder er noch seine Mutter hatten etwas von ihren kurzen Telefongesprächen. «Peter?», sagte sie mit belegter Stimme, wenn er sie anrief. «Was für ein schöner Name. Den habe ich schon immer gemocht.» Unddann warteten sie beide darauf, dass ihm eine passende Antwort einfiel.
    Er griff nach der Kanne, um sich einzuschenken. «Wie geht’s deinem Vater?»
    «Er hat immer noch mit seiner Erkältung zu kämpfen. Beth macht sich ziemliche Sorgen um ihn.»
    Beth war zu Anns Eltern gezogen. Sie hatte ihre kleine Wohnung leergeräumt und alles ins Auto gepackt. Ohne Gehalt war das besser so. Aber er bedauerte, dass seine Schwägerin ihr bisschen Unabhängigkeit verloren hatte. «Er kriegt bestimmt bald seine Behandlung.»
    «Kann sein.»
    «Bei den Guarnieris raucht der Schornstein wieder.»
    Ein Schatten fiel über ihr Gesicht. «Wie denen wohl zumute ist.»
    «Al hat gestern Schnee geschippt. Ich habe gewinkt, aber er hat nicht reagiert.»
    Er hatte dagestanden und in den Schnee gestiert. Schließlich hatte er die Schaufel weggeschmissen und war wieder hineingegangen. Peter hatte später die angefangene Arbeit zu Ende gebracht. Unter dem Schnee hatte er festgefrorene Zeitungen und einen knallgrünen Handschuh gefunden. Er hatte ihn losgekratzt und auf die Fußmatte gelegt. Als er nachher wieder hingesehen hatte, war er verschwunden gewesen.
    «Wenn man doch bloß etwas tun könnte.» Sie hielt den Becher in beiden Händen. «Haben die Mädchen dich auf Jodi angesprochen?»
    «Mit keinem Wort.»
    «Sie müssen etwas ahnen, aber ich habe mich nicht getraut, es ihnen zu sagen.» Sie trank einen Schluck. «Ich hab Shazia gestern Abend telefonieren hören. Hat sie ihre Familie erreicht?»
    «Nein, die Sekretärin von Doktor Antony hat zurückgerufen. Er ist in Australien bei diesem Stamm der Aborigines. An der Nachricht muss also was dran sein.»
    «Australien. Da ist jetzt Sommer, oder? Stell dir das vor. Zahnbürsten, die man nicht enteisen muss. Fenster, aus denen man gucken kann, ohne vorher das Eis abzukratzen.»
    Er hatte immer versprochen, mit ihr nach Australien zu fahren. Auch das war ihm entglitten. Sein schlechtes Gewissen regte sich. «Ich werde dir neue Töpfe und Pfannen schenken.»
    Sie sah ihn überrascht an. «Was soll das denn plötzlich?»
    «Sieh dir den Kessel an. Er ist vollkommen schwarz. Den Ruß kriegst du niemals wieder ab, da kannst du lieber gleich aufhören zu schrubben. Wenn der Schrecken vorbei ist, kaufe ich dir einen ganzen neuen Satz. Du brauchst bloß zu sagen, welche du haben willst.»
    «Und wenn ich diese superteuren Kupfertöpfe

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