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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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ihrem Kopf abzuspielen, wann es von ihren bloßliegenden Nerven in den Hintergrund gedrängt worden war.
    Was sollte sie sagen?
    Cinder biss sich auf die Unterlippe und hielt ihr Handgelenk vor den Scanner. Das Lämpchen sprang auf Grün. So leise wie möglich öffnete sie die Tür.
    Aus dem Wohnzimmer ergoss sich helles Licht in den dunklen Flur. Cinder erhaschte einen Blick auf den Netscreen mit Bildern vom Markt. Noch immer ging der Stand der Bäckerin in Flammen auf. Der Ton war abgestellt.
    Cinder betrat das Zimmer, blieb aber abrupt stehen. Iko prallte von hinten gegen sie.
    Aus dem Wohnzimmer sahen ihr drei Androiden mit roten Kreuzen auf den runden Köpfen entgegen. Notfall-Medidroiden.
    Dahinter stand Adri in ihrem seidenen Hausmantel gegen den Kaminsims gelehnt, auch wenn das holografische Feuer nicht brannte. Pearl war noch angezogen, sie saß auf dem Sofa, die Knie an die Brust gezogen. Sie hielten sich trockene Waschlappen vor die Nase und sahen Cinder mit einer Mischung aus Abscheu und Angst an.
    Cinder drehte sich der Magen um. Sie wich einen halben Schritt in den Flur zurück und fragte sich, wer von beiden krank war. Aber dann fiel ihr ein, dass sie sich gar nicht angesteckt haben konnten, sonst hätten die Androiden sie längst mitgenommen. Außerdem müssten sie sich dann nicht mehr schützen. Das ganze Gebäude wäre abgeriegelt.
    Ein kleines Pflaster in Adris Ellenbeuge fiel ihr ins Auge. Sie waren schon getestet worden.
    Cinder setzte die Kuriertasche ab. Den Magnetriemen hielt sie fest umklammert.
    Adri räusperte sich und ließ den Waschlappen sinken. In dem fahlen Licht sah sie mit ihrer teigigen Haut und den hervorspringenden Knochen wie eine Leiche aus. Ungeschminkt, wie sie war, sah man die dunklen, geschwollenen Ringe unter ihren blutunterlaufenen Augen. Sie hatte geweint, aber jetzt war ihr Mund nichts als ein starrer Strich.
    »Vor einer Stunde habe ich eine Tele bekommen«, sagte sie in die angespannte Stille des Zimmers. »Sie hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass Peony vom Schrottplatz im Taihang-Viertel abgeholt und mitgenommen worden ist.« Ihre Stimme brach. Sie senkte den Blick, und als sie wieder hochsah, glänzten ihre Augen. »Aber das weißt du schon, oder?«
    Cinder trat von einem Fuß auf den anderen und versuchte, nicht zu den Medidroiden zu sehen.
    Ohne Cinders Antwort abzuwarten, sagte Adri: »Iko, wirf Peonys Sachen weg. Alles, was sie in der letzten Woche getragen hat, kommt in den Müll, aber bring es selbst hinunter, ich will nicht, dass es den Müllschlucker verstopft. Den Rest können wir auf dem Markt verkaufen.« Ihre Stimme war hart, als würde sie Aufgaben verteilen, seit sie die Nachricht bekommen hatte.
    »Ja, Linh-ji ĕ «, sagte Iko und rollte in den Flur zurück. Cinder stand bewegungslos an der Tür und umklammerte den Magnetriemen wie einen Schild. Obwohl die Androidin unfähig war, Adris Befehle zu ignorieren, setzte sie sich sehr langsam in Bewegung. Sie machte deutlich, dass sie Cinder nicht allein lassen wollte, solange sie von den Medidroiden mit ihren gelben Sensoren beobachtet wurde.
    »Warum«, fragte Adri und verdrehte den Waschlappen in den Händen, »war meine jüngste Tochter heute Nacht auf dem Schrottplatz im Taihang-Viertel?«
    Cinder zog den Magnetriemen an sich, er reichte ihr bis an die Schulter. Er war aus demselben Stahl wie ihre Hand und fühlte sich wie eine Verlängerung ihrer selbst an. »Sie hat mich begleitet, als ich nach dem Magnetriemen gesucht habe.« Sie atmete tief ein. Ihre Zunge war geschwollen und drückte ihr die Kehle zu. »Es tut mir so leid. Ich habe doch nicht – ich habe die Flecken gesehen und den Rettungshover gerufen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
    In Adris Augen glitzerten Tränen, aber sie blinzelte sie weg. Sie ließ den Kopf sinken und starrte auf den zusammengepressten Waschlappen, dann sackte sie gegen den Kaminsims. »Ich war mir nicht sicher, ob du zurückkommen würdest, Cinder. Ich habe die ganze Zeit auf eine Tele gewartet, dass man mein Mündel auch mitgenommen hat.« Adri richtete sich wieder auf und sah Cinder direkt an. Die Schwäche ging vorüber, ihre dunklen Augen wurden hart. »Diese Medidroiden haben Pearl und mich getestet. Wir beide sind noch nicht infiziert.«
    Cinder nickte erleichtert, doch Adri fuhr fort. »Sag mir, Cinder, wenn Pearl und ich uns nicht angesteckt haben, von wem hat Peony die Pest dann?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Weißt du nicht? Aber du weißt etwas

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