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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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über den Ausbruch auf dem Markt heute Morgen?«
    Cinder öffnete den Mund. Natürlich. Die Waschlappen. Die Medidroiden. Sie dachten, sie habe sich angesteckt.
    »Ich verstehe dich nicht, Cinder. Wie kannst du nur so selbstsüchtig sein?«
    Cinder schüttelte den Kopf. »Sie haben mich auch getestet, auf dem Schrottplatz. Ich bin gesund. Ich weiß doch auch nicht, woher sie es hat.« Sie streckte den Arm aus und zeigte ihnen den blauen Fleck, der sich in ihrer Ellenbeuge gebildet hatte. »Sie können es noch einmal kontrollieren, wenn sie wollen.«
    Einer der Medidroiden zeigte ein erstes Lebenszeichen und richtete einen Lichtstrahl auf den roten Punkt, an dem sie mit der Nadel gestochen worden war. Aber sie bewegten sich nicht, und Adri forderte sie auch nicht dazu auf. Stattdessen sah sie zu einem kleinen Portscreen auf dem Kaminsims, auf dem Fotos von Pearl und Peony aus der Kindheit gezeigt wurden. Bilder von ihrem alten Haus mit dem Garten. Bilder mit Adri, bevor sie ihr Lächeln verloren hatte. Bilder mit ihrem Vater.
    »Adri, es tut mir so leid«, sagte Cinder. »Ich liebe sie doch auch.«
    Adri umklammerte den Bildschirm. »Hör auf, mich zu beleidigen«, zischte sie. »Weiß jemand wie du überhaupt, was Liebe ist? Kannst du irgendetwas fühlen, oder ist das einfach nur … programmiert?«
    Adri sprach eigentlich mit sich selbst, aber die Worte trafen Cinder hart. Sie wagte einen Seitenblick auf Pearl, die noch immer auf dem Sofa saß, das Gesicht halb zwischen den Knien verborgen. Den Waschlappen hatte sie sinken lassen. Als sie merkte, dass Cinder sie ansah, blickte sie zu Boden.
    Cinder hielt sich an dem Magnetriemen fest. »Natürlich weiß ich, was Liebe ist.« Und Traurigkeit. Sie wünschte, sie könnte weinen, um es zu beweisen.
    »Gut. Dann wirst du verstehen, dass ich tue, was eine Mutter tun muss, um ihre Kinder zu schützen.« Adri klappte den Bildschirm zu und legte ihn auf den Sims. Pearl wandte das Gesicht ab und drückte die Wange gegen die Knie.
    Cinder wurde flau vor Angst. »Adri?«
    »Vor fünf Jahren bist du zu uns gekommen, Cinder. Vor fünf Jahren hat Garan dich mir überlassen. Ich weiß immer noch nicht, warum er das getan hat, warum er sich verpflichtet gefühlt hat, ausgerechnet nach Europa zu reisen, um irgendeine … Mutantin mitzubringen und sich um sie zu kümmern. Er hat es mir nie erklärt. Vielleicht hätte er es eines Tages getan. Ich wollte dich nie haben. Und das weißt du.«
    Cinder schürzte die Lippen. Die Medidroiden schielten sie aus leeren Gesichtern von unten her an.
    Das war ihr natürlich immer klar gewesen, aber Adri hatte es noch nie so deutlich gesagt.
    »Garan wollte, dass ich mich um dich kümmere, also habe ich es getan, so gut ich konnte. Sogar als er gestorben ist, als uns das Geld ausging, als alles … zusammenbrach.« Ihr versagte die Stimme und sie schlug die Hand vor den Mund. Ihre Schultern bebten, und sie atmete tief ein, um das Schluchzen zu unterdrücken. »Aber Garan hätte mir zugestimmt. Peony steht an erster Stelle. Unsere Mädchen sind wichtiger als alles andere.«
    Cinder erschrak. Sie konnte die Rechtfertigung aus Adris Stimme heraushören. Die Entschiedenheit.
    Lass mich nicht mit diesem Ding zurück.
    Sie schauderte. »Adri …«
    »Wenn du nicht wärst, würde Garan noch leben. Und Peony …«
    »Nein! Das ist nicht meine Schuld!« Cinder sah etwas Weißes aus dem Augenwinkel: Iko lungerte unsicher im Flur herum. Ihr Sensor war ganz dunkel.
    Cinder konnte nicht sprechen. Ihr Puls raste, weiße Flecken flimmerten auf ihrer Netzhaut. Eine rote Warnung flackerte in ihrem Sichtfeld auf – die Empfehlung, sich zu beruhigen. »Ich wollte auch nicht zu dem hier gemacht werden. Ich habe weder dich noch sonst wen gebeten, mich zu adoptieren. Es ist nicht meine Schuld!«
    »Meine Schuld ist es auch nicht!«, kreischte Adri. Mit einem Ruck zerrte sie den Portscreen aus der Halterung. Er fiel mit zwei Verdienstmedaillen ihres Mannes herunter und brach in Stücke. Plastikteilchen rollten über den abgetretenen Teppich.
    Cinder wich zurück, aber der Wutanfall war so schnell vorbei, wie er gekommen war. Adri schnaufte kaum noch. Sie war immer darauf bedacht, die Nachbarn nicht zu stören. Nicht aufzufallen. Keine Unruhe aufkommen zu lassen. Nichts zu tun, was ihrem Ruf schaden könnte. Selbst jetzt.
    »Cinder«, sagte Adri und rieb die Finger am Waschlappen, als könnte sie so ihre Fassung wiedergewinnen. »Du gehst jetzt mit den Medidroiden

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