Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)
mit. Und machst keine Szene.«
Das zog Cinder den Boden unter den Füßen weg. »Was? Warum?«
»Weil wir verpflichtet sind, alles zu tun, was uns möglich ist, und du weißt, wie hoch die Nachfrage nach deinem … Typ ist. Vor allem jetzt.« Sie stockte. Ihr Gesicht war rosa und fleckig. »Wir können Peony vielleicht noch helfen. Sie brauchen Cyborgs, um ein Gegenmittel zu finden.«
»Du hast mich für die Seuchenforschung gemeldet?« Sie brachte die Worte kaum über die Lippen.
»Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
Das verschlug Cinder die Sprache. Stumm schüttelte sie den Kopf, als die drei gelben Sensoren sich auf sie richteten. »Aber … keiner überlebt diese Tests. Wie konntest du …«
»Keiner überlebt die Blaue Pest. Wenn du Peony so gernhast, wie du behauptest, dann tust du, was ich sage. Wenn du nicht so selbstsüchtig gewesen wärst, hättest du dich heute gleich nach dem Markt freiwillig gemeldet, statt nach Hause zu kommen und meiner Familie Schaden zuzufügen. Mal wieder.«
»Aber …«
»Nehmt sie mit, sie gehört euch.«
Cinder war zu entsetzt, um zu verhindern, dass der nächststehende Androide piepsend ihr Handgelenk scannte.
»Linh Cinder«, verkündete eine metallische Stimme, »Ihr freiwilliges Opfer wird von allen Bürgern des Asiatischen Staatenbundes bewundert und geschätzt. Als Ausdruck unserer Dankbarkeit für Ihren Beitrag zu unserer Forschung wird eine Zahlung an Ihre Angehörigen geleistet.«
Sie umklammerte den Magnetriemen. »Ah, darum geht es in Wirklichkeit! Peony ist dir egal, ich bin dir egal, du willst doch nur diese blöde Auszahlung!«
Adri riss die Augen auf, die Haut über ihren Schläfen straffte sich.
Mit zwei Schritten war sie bei Cinder und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht.
»Nehmt sie mit«, befahl Adri. »Schafft sie mir aus den Augen!«
»Ich habe mich nicht freiwillig gemeldet. Ihr könnt mich nicht gegen meinen Willen mitnehmen!«
Der Androide war vollkommen unbeeindruckt. »Ihr gesetzlicher Vormund hat uns autorisiert, Sie in Gewahrsam zu nehmen. Wenn nötig auch durch die Anwendung von Gewalt.«
Cinder hob die geballte Faust. »Du kannst mich nicht gegen meinen Willen zum Versuchskaninchen machen.«
»Doch«, sagte Adri schwer atmend. »Allerdings kann ich das. Solange du unter meiner Vormundschaft stehst.«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Peony dadurch gerettet wird! Du tust nur so, als ob es um sie geht. Ihr bleiben nur noch ein paar Tage. Sie finden kein Gegenmittel, bevor …«
»Dann war mein einziger Fehler, zu lange zu warten«, sagte Adri. »Glaub mir, Cinder, ich werde es niemals bereuen, dass ich dich geopfert habe.«
Die Laufflächen eines Androiden ratterten über den Teppich auf sie zu. »Sind Sie bereit mitzukommen?«
Cinder biss sich auf die Unterlippe und ließ die Faust sinken. Sie warf einen Blick auf Adri, aber sie konnte kein Mitgefühl in den Augen ihrer Stiefmutter entdecken. Eine Welle von Hass brandete in ihr auf. Auf ihrer Netzhaut blinkten Warnungen. »Nein, dazu bin ich nicht bereit.«
Cinder ließ den Magnetriemen mit voller Wucht gegen den Kopf des Androiden krachen. Der Roboter fiel zu Boden, seine Antriebsraupen drehten sich in der Luft. »Ich komme nicht mit. Ich habe genug unter Wissenschaftlern gelitten.«
Der zweite Androide rollte auf sie zu. »Initiiere Vorgang 240b: Gewaltsames Abführen des einberufenen Cyborgs.«
Cinder grinste verächtlich und peitschte das Ende des Magnetriemens quer über den Sensor des Androiden, so dass die Linse in tausend Stücke zerschmetterte und der Androide auf den Rücken fiel.
Sie wirbelte herum, um sich dem letzten Androiden zu stellen, und überlegte sich gerade, wie sie aus der Wohnung fliehen sollte. War es zu riskant, einen Hover zu rufen? Woher sollte sie ein Messer nehmen, um ihren ID-Chip herauszuschneiden? Mit dem Chip würden sie sie bald aufspüren. Ob Iko schnell genug wäre, ihr zu folgen? Konnte sie den ganzen Weg bis nach Europa laufen?
Aber der Medidroide war zu schnell. Sie stolperte und wollte gerade den Magnetriemen einsetzen, doch der Androide umklammerte ihr Handgelenk mit seinen Metallgreifern und feuerte aus seinen Elektroden. Elektrizität schoss durch Cinders Nervensystem. Die Stromspannung war zu viel für ihre Schaltkreise. Cinders Lippen öffneten sich, aber der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken.
Sie ließ den Magnetriemen fallen und brach zusammen. Rote Warnungen flackerten über ihr Netzhaut-Display, bis
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