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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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auszurichten.«
    Kai hätte zu gerne über das Wort Planet gespottet, aber er ließ es bleiben.
    »Wir feiern damit das Ende des Vierten Weltkriegs«, sagte Torin.
    Levana schnalzte mit der Zunge. »Das ist das Problem bei so vielen kleinen Ländern auf einem einzigen Planeten. So viele Kriege.«
    Etwas fiel auf Kais Teller. Er sah, dass er die Füllung des Wan Tan aus dem Teig gedrückt hatte. »Vielleicht sollten wir froh über den Krieg sein, denn er hat die Länder dazu gezwungen, sich zusammenzuschließen.«
    »Ich glaube nicht, dass der Krieg dem Wohl der Bürger geschadet hat«, sagte Levana.
    Kai pochte das Blut in den Ohren. Millionen waren im Vierten Weltkrieg gestorben; ganze Kulturen waren vernichtet, Dutzende von Städten dem Erdboden gleichgemacht worden – darunter auch das ehemalige Peking. Von den natürlichen Ressourcen, die durch nukleare und chemische Kriegsführung zerstört worden waren, mal ganz abgesehen. Er war sich durchaus sicher, dass der Krieg dem Wohl der Bürger geschadet hatte.
    »Noch etwas Tee, Eure Hoheit?«, fragte Torin und Kai fuhr zusammen. Er bemerkte, dass er seine Stäbchen wie eine Waffe hielt.
    Mürrisch lehnte er sich zurück; ein Diener schenkte ihm nach.
    »Durch den Krieg ist der Vertrag von Bremen zu Stande gekommen«, sagte Torin, »der bisher allen Staaten der Union Erde nur Nutzen gebracht hat. Wir hoffen natürlich, in nicht zu ferner Zukunft auch Eure Unterschrift unter dem Dokument zu sehen, Eure Majestät.«
    Die Königin straffte die Lippen. »In der Tat, der Nutzen des Vertrags wird in Ihren Geschichtsbüchern ausführlich beschrieben. Aber ich kann mir nicht helfen, es kommt mir vor, als sei ein einziges Land wie Luna, regiert von einer einzigen Regierung, eine idealere Lösung – eine Lösung, die für alle Einwohner gerecht und vorteilhaft ist.«
    »Natürlich vorausgesetzt, die Regierung ist tatsächlich gerecht«, sagte Kai.
    Ganz kurz blitzte Herablassung auf dem Gesicht der Königin auf, verwandelte sich aber fast augenblicklich in ein heiteres Lächeln. »Selbstverständlich ist sie das auf Luna, das machen Hunderte von Jahren ohne einen einzigen Aufstand, sogar ohne jede noch so kleine Demonstration, deutlich. Unsere Geschichtsbücher belegen das.«
    Erschreckend . Kai hätte geknurrt, wenn er Torins finsteren Blick nicht auf sich ruhen gefühlt hätte.
    »Ein Zeugnis, nach dem jeder Herrscher strebt«, sagte Torin.
    Die Diener traten vor, deckten den ersten Gang ab und trugen unter silbernen Speiseglocken verborgen den zweiten auf.
    »Meine Königin ist ebenso darauf bedacht, ein Band zwischen Luna und der Erde zu schmieden, wie Ihr es seid«, sagte Sybil. »Es ist eine Schande, dass wir unter der Herrschaft Eures Vaters zu keiner Einigung gelangen konnten, aber wir hegen die Hoffnung, dass Ihr, Eure Hoheit, unsere Forderungen akzeptieren werdet.«
    Wieder musste Kai mit sich kämpfen und seinen Griff um die Stäbchen lockern, damit er nicht aus Versehen einen Hechtsprung über den Tisch machte und der Hexe eines davon ins Auge rammte. Sein Vater hatte jeden erdenklichen Versuch unternommen, eine Allianz mit Luna zu schmieden, bis auf die eine Forderung, auf die er sich nicht einlassen konnte. Denn er war sich sicher gewesen, dass eine Hochzeit mit Königin Levana das Ende der Freiheit für sein Volk bedeutet hätte.
    Aber niemand, nicht einmal er selbst, widersprach Sybil. Ihm ging das Bild aus der heutigen Konferenz nicht aus dem Kopf. Die mutierten Lunarier, die bestialische Armee. Wartend.
    Nicht nur was er gesehen hatte, ließ ihn frösteln, sondern auch das, was er nur vermuten konnte. Wenn er richtiglag, hatte Levana ihre Armee regelrecht ausgestellt, um ihnen zu drohen. Aber er wusste, dass sie nicht all ihre Karten so schnell ausspielen würde.
    Welche Trümpfe hatte sie noch auf der Hand?
    Konnte er riskieren, das herauszufinden?
    Heirat. Krieg. Heirat. Krieg.
    Die Diener hoben gleichzeitig die silbernen Glocken, und der dampfende Geruch von Knoblauch und Sesamöl stieg von den Tellern auf.
    Kai murmelte dem Diener über die Schulter ein Dankeschön zu. Im selben Moment stieß die Königin ihren Stuhl so heftig zurück, dass die Beine quietschend über den Boden schrammten.
    Überrascht sah Kai auf den Teller der Königin. Statt hauchdünn geschnittener Schweinefilets auf Reisnudeln lag auf ihrem Teller ein kleiner Taschenspiegel mit schimmerndem silberweißem Rahmen.
    »Wie kannst du es wagen?« Levana sah die Dienerin, die den Teller

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