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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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waren das doch Nachrichten, die sich in Windeseile verbreiteten. Schade, nun konnten sie sich wieder einige Tage lang nicht sehen. Sie würde wegfahren, und er war in Berlin!
    Dabei hatte er sie in den vergangenen Tagen so vermisst. Wie gern hätte er sie in seinen Armen gehalten, sie berührt, ihre weiche Haut gespürt, sie geküsst und ihren Duft eingeatmet. Er vermied es jedoch, sentimental zu werden, denn schließlich wollte er ihr nicht das Gefühl geben, dass sie ihn in der Tasche hatte. Sie sollte ruhig ein wenig um ihn kämpfen. Auch Männer wollten eben erobert werden.
    »Pass auf dich auf«, bat er sie schließlich.
    Ein wenig wunderte es Lea, dass er ihr so gar nichts Zärt liches gesagt hatte, denn nach ihrer letzten gemeinsamen Nacht hatte sie das eigentlich erwartet.
    Gedankenverloren saß Jack vor seinem Schreibtisch. Irgendwie wollte ihm das Telefonat nicht aus dem Kopf gehen.
    Wie gerne hätte er mit ihr geflirtet, ihr Dinge gesagt, die er mit Vergnügen mit ihr getan hätte. Aber sein Stolz siegte. Nein, er würde sich keine Blöße geben.
    Als Lea ihn am nächsten Morgen weckte, schoss Max erschrocken in die Höhe.
    »Was ist, wo bin ich?«
    »Du bist bei mir, und ich muss gleich los nach Polen, zur Wolfsschanze.«
    Die junge Profilerin versuchte ihm klarzumachen, dass es besser für ihn sei, wenn er, solange die Sache mit dem Mädchen nicht geklärt sei, in Berlin bleiben würde.
    »Du bist befangen«, erklärte sie ihm, »deine Urteilsfähigkeit ist eingeschränkt, und du bist in den Fall emotional involviert. Alles Umstände, die deine Objektivität eintrüben. Du weißt, dass du eigentlich raus aus dem Fall bist. Außerdem gibt es – genau genommen – bis dato keine Entlastung für dich. Theoretisch könntest auch du das Mädchen getötet haben. Du hast kein Alibi.«
    Das war doch wohl nicht ihr Ernst! Gestern Nacht noch hatte der Kommissar geglaubt, er könnte ihr vertrauen, weil sie ihn nicht verurteilt hatte für das, was er getan hatte. Und nun das?
    »Glaubst du das wirklich?«, fragte Max. Er verstand die Welt nicht mehr.
    Lea verneinte. Aber sie musste doch wenigstens den Anschein erwecken, als würde sie ihren dienstlichen Vorschriften folgen.
    Lea hasste Vorschriften und Regeln! Die waren doch nur etwas für Bürokraten! Wozu brauchten Menschen immer diese bescheuerten Regeln, wenn sich die, die sich daran halten sollten, doch einen Dreck darum scherten?
    »Lass uns fahren!«, sagte sie schließlich zu ihrem verdutzten Kol legen. »Unter einer Bedingung: Du hältst dich aus den Ermittlungen komplett raus, du bist zwar dabei, aber du beobachtest nur.«
    Pünktlich um zwanzig Minuten nach neun setzte die Bombardier der Fluggesellschaft Air Berlin auf dem Rollfeld in Gdansk auf. Der Pilot hatte eine Temperatur von drei Grad angekündigt, und es regnete in Strömen.
    Max hatte geschlafen, aber Lea fand einfach keine Ruhe. Zu sehr war sie mit den Morden beschäftigt. Unablässig versuchte sie den Schlüssel für die Gräueltaten zu finden. Eines jedenfalls war klar: Stets waren es ehemalige Wirkungsstätten Hitlers, die sich der Mörder als Ablageorte für die Opfer seiner grausamen Taten auserwählt hatte. Hatte er etwas mit den Nazis zu tun? War er eventuell gar Mitglied einer neonazistischen Vereinigung? Oder wollte er einfach nur auf sie verweisen, zeigte Sympathien für das braune Gedankengut? Gerade der Fahrerbunker, der möglicherweise stellvertretend für den Führerbunker stand, und die Wolfsschanze waren die zentralen Dreh- und Angelpunkte im Leben Hitlers gewesen. Aber was genau wollte der Täter mit den Morden erreichen? Wenn es Ritualmorde sein sollten, musste es etwas geben, was ihn umtrieb. Aber was war es?
    »Herzlich willkommen in Gdansk, liebe Fluggäste. Wir wün schen Ihnen noch einen schönen Aufenthalt oder eine gute Wei terreise. Wir haben uns gefreut, Sie als Gäste gehabt zu haben, und würden uns freuen, Sie bald wieder an Bord begrüßen zu dürfen.«
    Die Durchsage der Stewardess hatte nun auch Max aufgeweckt.
    »Hey, du Schlafmütze«, sagte Lea fast liebevoll. »Aufwachen, es geht los.«
    »Oh, war ich die ganze Zeit weg?«
    »Ja, und dein Schnarchen hat den ganzen Flieger in Schach gehalten.«
    »Ehrlich?«
    »Nein, aber es war dennoch unüberhörbar«, neckte sie ihn.
    Um zehn Uhr verließen sie schließlich das Flughafengebäude, holten ihren Leihwagen und fuhren los.
    »Wo soll das Institut für Rechtsmedizin genau sein?«
    Max, der gerade damit

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