Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
Vom Netzwerk:
Beste, was sie sich jetzt vorstellen konnte.
    Der Adler, den sie im Olympiastadion gesehen hatte, hatte ihr keine Ruhe mehr gelassen, also klickte sie auf ihren Laptop, googelte und fand einige interessante Dinge über dieses Tier.
    Sei t Jahrhunderten war der majestätische Vogel, so stand hier auf einer Seite, ein Sinnbild für geistige Erleuchtung, Heilung und Schöpfung. Er war – welche Überraschung – einer der größten Raubvögel und diente vielen Kulturen als Quelle der Inspiration.
    In der alten aztekischen Kultur, las sie weiter, befahl der höchste Gott den Menschen, sich an jenen Orten niederzulassen, an dem sie einen Adler finden würden, der auf einem Kaktus saß und eine Schlange fraß. So bauten die Azteken dann auch ihre Stadt Tenochtitlan, das heutige Mexico City.
    Der Raubvogel war Zeus heilig, welcher oftmals in seiner Gestalt Donner und Blitz lenkte. Die Sumerer verehrten ihn als Gott, und die Hethiter verwendeten einen doppelköpfigen Adler als symbolisches Emblem der Wachsamkeit, damit sie nie von Feinden überrascht werden konnten.
    In den ägyptischen Hieroglyphen stand der Greifvogel für den Buchstaben A und symbolisierte die Seele, den Geist und die Wärme des Lebens.
    Geist, Wärme? Hatte es vielleicht damit zu tun? Wollte der Täter dem Opfer Seele und Geist nehmen?
    Ja, das könnte passen, überlegte Lea. Vielleicht waren die jungen Frauen eine Art Opfergabe, denn der Adler stand in der frühchristlichen Mystik auch für Wiederauferstehung.
    Das schrille Geräusch ihrer Türklingel riss sie aus ihren Gedanken.
    »Max! Was machst du hier? Weißt du, wie spät es ist?«, fragte sie, überrascht, ihren Kollegen zu sehen.
    »Ich muss mit dir reden.«
    Gerade wollte sie ihn fragen, was passiert war, da läutete der Pizzabote, dem sie ein sattes Trinkgeld gab. Jetzt konnte sie sich endlich neben ihrem Kollegen auf dem Sofa niederlassen.
    »Und jetzt erzählst du mir in Ruhe, was los ist.«
    Der Kommissar war nervös und wirkte so unruhig, wie sie ihn selten gesehen hatte.
    »Du bist die Einzige, der ich vertraue«, begann er sichtlich bewegt. »Und das, was ich dir jetzt erzähle, weiß niemand über mich. Es ist ganz privat und persönlich, und du musst mir versprechen, dass du es ganz für dich behalten wirst. Den heutigen Abend«, begann er dann mit fahrigen Bewegungen, »wollte ich wie schon viele Male zuvor mit einem Mädchen von der Agentur Lovebird verbringen.«
    Die Worte fielen ihm gewiss nicht leicht.
    Lea wusste, wie schwer das für ihn war, sich zu öffnen und die Mauer einzureißen, die er sich mühevoll über Jahre hinweg aufgebaut hatte.
    Max kämpfte mit sich, doch er hatte sich eingestehen müssen, dass dies der einzige Weg war. Er brauchte Hilfe. Das Sprichwort »Die Zeit heilt alle Wunden« traf diesmal nicht zu – und wenn er ehrlich war, hatte es die ganze Zeit schon nicht funktioniert.
    Er hatte es sich in seiner seelischen Glasglocke bequem gemacht, seine eigene Wirklichkeit geschaffen und nie versucht, einmal herauszukommen. Es war Zeit, das Glas zu durchbre chen. Er musste Lea erzählen, was passiert war.
    »Was ist das für eine Agentur?«, wollte sie wissen.
    Max holte tief Luft, denn jetzt kam der Moment der Wahrheit. Nun würde herauskommen, dass er ihr wichtige Ermittlungsergebnisse verschwiegen hatte. Sein Verhalten war unentschuldbar.
    Er hatte ihr sein Gespräch mit Benni und Klaus vorenthalten, ihr nichts über sein Treffen mit der Agenturchefin erzählt und auch nichts von seinen Gesprächen mit Hannahs letzten Kunden. Er hatte versucht, alle Spuren zu verwischen, die dazu geführt hätten, den Teil der Persönlichkeit von ihm offenzulegen, den er all die Jahre zu schützen versucht hatte. Ihm war klar, dass sie ihn dafür hassen konnte.
    Er atmete nochmals tief ein.
    »Das ist eine Agentur, bei der man sich Prostituierte mieten kann.« So, nun war es heraus.
    Die junge Kommissarin sah ihn lange durchdringend an. Langsam verstand sie, und Stück für Stück setzte sich das Puzzle zusammen.
    Ihr Kollege kaufte sich Frauen, okay. Sie nahm es hin, es erschütterte sie nicht. Viele Männer taten das, warum auch nicht? Sie würde ihn nicht verurteilen. Nicht dafür.
    »Die Agentur«, fuhr er fort und holte tief Luft, »ist nur etwas vornehmer als andere Etablissements, die Mädchen sind hübscher und exotischer.
    Sie sind echte Profis, was Sex angeht. Und da gab es ein Mädchen, mit dem ich schon einige Male was hatte. Du musst wissen, ich stehe nicht auf

Weitere Kostenlose Bücher