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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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beschäftigt war, das portable Navigationsgerät an der Scheibe zu befestigen, schaute kurz auf seinen Plan:
    »Also hier steht ul. Szafarnia 2, Gdansk. Das muss unweit vom Zentrum in der Altstadt von Gdansk sein, direkt am Jachthafen. Dort gibt es auch einen Fluss namens Mottlau, und zirka einhundert Meter entfernt liegen das Zentrale Meeresmuseum und die Baltische Philharmonie«, ergänzte Hofmann.
    Sie fuhren durch die Innenstadt von Gdansk, die so wunderschön war, wie sie es beide nicht erwartet hatten: überall stilvolle Häuser, und alle picobello restauriert.
    Auch Max war beeindruckt. »Ich habe einmal gelesen, dass vor mehr als tausend Jahren der böhmische Bischof Adelbert über die Bucht von Gdansk geschippert ist, bei ›Gyddanze‹ ans Land gekommen ist und die Bewohner taufen wollte. Aber wie das oft im Leben ist, dankten es ihm nicht alle. Jedenfalls schlug man ihm einige Tage später der Kopf ab. Seinen Märtyrertod hat später ein Benediktinermönch beschrieben, und dieses Dokument gilt heute als Geburtsurkunde von Gdansk.«
    »Interessant!«
    Die Kommissarin war überrascht von Max‘ Geschichtswissen. Aber es war eben eines seiner Hobbys; er liebte Legenden und historische Überlieferungen.
    »Schau mal, die große Kirche da drüben, das muss die Marien kirche sein, denn ihr mächtiger Kirchturm überragt die Häuser der Altstadt. Hier muss viel Geld reingeflossen sein.«
    Nach etwa zwanzig Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht. Die Rechtsmedizinerin Carolina und der polnische Kommissar Jerzy kamen auf sie zu und begrüßten sie herzlich.
    »Sie müssen eine anstrengende Reise gehabt haben«, sagte Carolina.
    »Nein, nicht der Rede wert«, erwiderte Max lässig. Er hatte sie eine Spur zu lange angesehen und war sichtlich beeindruckt von ihr. »Von Berlin ist es ja praktisch ein Katzensprung, etwas mehr als eine Stunde Flug.«
    »Gut, ich höre, Sie sind frisch und voller Tatendrang. Dann legen wir am besten gleich los«, entgegnete die junge, attraktive Ärztin lächelnd.
    Vielleicht könnte ihr Kollege ihnen helfen, die Leiche zu identifizieren, schlug die Profilerin vor, denn sie hätten auch schon einen ganz bestimmten Verdacht.
    »Gut, dann fangen wir an.«
    Die kleine Gruppe hatte sich gerade um die Leiche versammelt, als die Rechtsmedizinerin auch schon energisch den Plastiksack aufzog.
    Dann stockte ihnen der Atem. Das, was sie sahen, war wie eine Szene aus einem Horrorstreifen.
    Leas Blick glitt automatisch zum Kopf der Leiche, von dem die halbe Schädeldecke und das Gehirn fehlten. Die Augen waren noch von dünnen Fädchen in ihren Höhlen gehalten, der Brustkorb war aufgeschnitten und das Herz herausgenommen worden.
    Als Erster hatte sich Max von diesem Anblick gelöst und sich auf den übrigen Körper konzentriert.
    Wenige Augenblicke später bemerkte er das Tattoo am linken Oberarm, eine Art Kranz, und weiter unten am Bauchnabel ein zweites, ein kleiner Schmetterling.
    »Oh Gott, das ist Sheyla«, rief er mit belegter Stimme.
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja, absolut … Die beiden Tattoos ...«
    Jetzt sah auch Lea, was er meinte.
    Der Kommissar konnte den Anblick seiner ehemaligen Gespielin nicht länger ertragen. Nur mühsam unterdrückte er eine aufkommende Übelkeit. Er musste raus hier, und zwar sofort. Kreidebleich wandte er sich ab.
    Währenddessen versuchte Lea, die Situation zu retten. Schließlich konnte sie den beiden polnischen Kollegen schlecht sagen, warum sich ihr Partner so verhielt. Sie versuchte, ruhig zu bleiben und den Vorfall, so gut es eben ging, zu ignorieren.
    »Können Sie uns schon ein paar Informationen zum möglichen Tathergang geben? Etwas, das uns weiterhelfen könnte?«, bat sie die Forensikerin.
    »Vermutlich hat der Täter das Mädchen örtlich am Kopf betäubt, denn das Öffnen der Schädeldecke ist normalerweise überaus schmerzhaft. Mit hoher Wahrscheinlichkeit«, fuhr die junge Rechtsmedizinerin fort, »können wir davon ausgehen, dass der Täter sie sediert hat, vor der Tat, denn wir fanden keinerlei Abwehrspuren an ihren Händen oder ihren Fingernägeln.
    Normalerweise würde sich das Opfer nicht einfach in sein Schicksal fügen. Die Erklärung, warum sie es doch tat, ist relativ simpel: Wir haben Fesselspuren an ihren Händen und Füßen gefunden, die von einem dickeren Seil stammen könnten. Außerdem haben wir am Mund der Toten Spuren von Klebeband gefunden. Das spricht dafür, dass der Täter sie geknebelt und an Händen und Füßen fixiert hat.

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