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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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vielen eigenständigen Kameradschaften – haben mir gezeigt, dass es momentan unmöglich ist, diese vielen Splittergruppierungen unter einen Hut zu bringen, geschweige denn, ihnen eine bestimmte Richtung zu geben.«
    Jack hatte jedes seiner Worte mit Bedacht gewählt, und er konnte sehen, dass sie ihre Wirkung nicht verfehlten. In einigen Gesichtern konnte er gar so etwas wie Bestürzung oder Verständnis lesen – und das war schon mehr, als man erwarten konnte. Er sah kurz auf seinen Zettel, den er sonst nie brauchte. Nur heute musste er einfach etwas haben, an dem er sich festhal ten konnte. An einem Tag, an dem alles weggebrochen schien, was ihm einst so wichtig gewesen war.
    Nur einen Menschen gab es noch, der ihm Halt geben konnte – Lea. Und obwohl er nicht wusste, ob sie ihm eine zweite Chance einräumen würde, gab ihm dieser Gedanke doch Kraft. Braun zwang sich, sich ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Er musste diese Sache mit Anstand und Würde beenden, und dann konnte er zu Lea zurückkehren. Der Gedanke an sie zauberte ihm ein Lächeln aufs Gesicht, und für einen kurzen Moment sah er aus wie ein glücklicher Sieger.
    Die Fotoapparate der Fotografen klickten, und die Kamera männer versuchten, die besten Bilder einzufangen. Noch nie war ihm dieses Business so zuwider und so unehrlich und verlogen vorgekommen wie heute.
    »Ich möchte mich hiermit klar distanzieren von der Gewalt, den Sex-Eskapaden und allem, was Sie sonst noch in den letzten Wochen im Zusammenhang mit der Nationalpartei haben lesen oder verfolgen müssen«, erklärte er langsam und akzentuiert, während er aufblickte und in den Saal hineinsah. »Es hat nichts, aber auch gar nichts mit dem zu tun, wofür ich und wofür die Partei steht. Auch weiterhin wird sich die Nationalpartei dafür einsetzen, die nationale Identität zu bewahren. Deutschland muss deutsch bleiben, und dort, wo das nicht mehr der Fall ist, wieder werden. Wir werden unser Land vor Überfremdung und wirtschaftlichem Ausverkauf schützen.
    Ja, meine Damen und Herren, die Nationalpartei wird sich auch weiter dafür einsetzen, dass die deutsche Sprache den Stellenwert erhält, der ihr zukommt, dass sie ihren Rang als Wissenschafts- und Wirtschaftssprache zurückerhält. Sie wird weiter dafür kämpfen, dass in unseren Schulen unsere Kinder richtig unterrichtet werden, und verhindern, dass Kinder ausländischer Mitbürger weiter mit ihren mangelhaften Deutschkenntnissen das Unterrichtsniveau absenken und unsere Schüler am Lernen hindern.
    Das Ergebnis ist bekannt«, fuhr Jack fort. »Seit Jahren ist Deutschland Schlusslicht bei Pisa und anderen europäischen Bildungsstudien. Aber nicht nur um die Schulpolitik wollen wir uns kümmern, auch der Arbeitsmarkt ist und bleibt eines unserer zentralen Themengebiete: Wir schaffen Arbeit, indem wir die Einwanderung stoppen und Ausländer in ihre Heimatländer zurückschicken. Denn Ausländer besetzen Arbeitsplätze, die auch ein Deutscher einnehmen könnte; und wenn ein Ausländer keine Arbeit hat und deshalb Sozialleistungen bezieht, belastet er den Sozialstaat. Ob mit oder ohne Arbeit – jeder Ausländer, der nicht gerade zu den Selbstständigen gehört, nimmt Deutschen Arbeit und Sozialleistungen weg.«
    Jack machte eine Pause. Er ließ seinen Blick über die Köpfe der Journalisten schweifen und überlegte: Waren das wirklich seine eigenen Worte, oder waren es nur Parteiparolen, die er mechanisch heruntergespult hatte, wie so oft vorher? Er kannte die Antwort und senkte für einen kurzen Augenblick resigniert den Kopf.
    Wieder rasten die Gedanken. Verflixt, Jack! Reiß dich zusammen und sei nicht so ein verdammter Jammerlappen, haderte er mit sich selbst. Sei stark und konzentrier dich!
    Dann zwang er sich, Haltung anzunehmen, streckte sich, achtete darauf, dass sein Rücken gerade war, nahm die Schultern nach hinten und richtete seinen Blick fest und entschlossen nach vorn. Er wollte, dass seine folgenden Worte die nötige Aufmerksamkeit bekamen, die er ihnen zugedacht hatte.
    »Aufgrund der aktuellen Entwicklung, der zunehmenden Welle von Gewalt, sehe ich es als meine Pflicht, die Verantwortung zu übernehmen und mit sofortiger Wirkung zurückzutreten.«
    Ein Raunen ging durch den Raum.
    »Die Lage ist ernst«, fuhr er fort, »meine Damen und Herren. Ich möchte damit den Weg freimachen für eine neue Ausrichtung der Nationalpartei und eine neue Führung, die meines Erachtens dringend erforderlich sind. Vielleicht

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