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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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verschwunden, und sie wollte sich wieder in die Arbeit stürzen.
    »Wenn du meinst, dass du wieder fit bist, warum nicht?«, hatte Max sie einige Male ermutigt. Er kannte seine Kollegin und wusste genau, wie sie sich fühlte.
    Die vier Tage im Krankenhaus waren schon mehr als genug für sie. Tatenlos herumliegen, das war nichts für Lea. Schon gar nicht, wenn ein Serienkiller da draußen frei herumlief und immer weiter mordete. Das konnte sie auf keinen Fall zulassen.
    Gerade wollte sie aufstehen, als sie eine Gestalt links neben sich wähnte. Klar und deutlich glaubte sie einen Mann zu erkennen, vielleicht Anfang fünfzig, groß und kräftig, ein wahrer Hüne. Er schien da vor ihrem Bett zu sitzen und sie anzustarren. Sie sah in seine Augen, und eine andere Welt tat sich auf. Sie sah klaffende Risse in einem Mauerwerk, das düster und dunkel vor ihr lag, und Hände, die sich ihr entgegenstreckten. Es war ein schreckliches Bild, diese Hände, die nach Hilfe verlangten, mussten Frauenhände sein, so grazil und schlank, wie sie waren.
    Und so schnell, wie sie ihr erschienen waren, so unvermittelt waren sie auch wieder verschwunden.
    Lea schloss die Augen und betete. Bitte lass es vorbeigehen. Nicht wieder einer dieser entsetzlichen Albträume. Aber dann, als sie ihre Augen öffnete, erstarrte sie.
    Da saß er immer noch und fixierte sie mit diesem irren, hypnotischen Blick. Verzweifelt fragte sie ihn, was er denn von ihr wolle, aber er regte sich nicht und gab keine Antwort. Lea wurde wütend.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie verärgert.
    Nach einem langen Augenblick sah sie ihn plötzlich aufstehen, ganz nah an sich herankommen, und sie konnte sogar seinen schweren Atem spüren, als sie ihn hauchen hörte: »Sie wissen genau, wer ich bin!«
    »Nein«, entgegnete sie, »ich kenne Sie nicht.«
    »Strengen Sie sich an, die Lösung liegt direkt vor Ihnen«, ermutigte er sie und setzte ein fieses Grinsen auf, das eine Mischung aus Hochmut und Verachtung war. Und dann, noch bevor sie etwas entgegnen konnte, war er verschwunden. Ihr Kopf schmerzte.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Dr. Schulz, der leitende Oberarzt und Neurologe, besorgt.
    »Warum?« Lea war irritiert.
    »Sie haben gerade mit der Wand gesprochen. Wenn das nicht zu Ihren Gepflogenheiten gehört, scheint mir die einzig richtige Erklärung eine Halluzination zu sein.«
    »Eine Halluzination?«, erkundigte sie sich ungläubig.
    »Ja«, bestätigte der Neurologe, »aber Sie müssen sich keine Sorgen machen, es ist keine psychische Störung, sondern lediglich eine Nebenwirkung des künstlichen Komas.«
    Lea sah ihn irritiert an, während er fortfuhr: »Normalerweise sind die Risiken und Nebenwirkungen eines künstlichen Komas eher gering. Das Hauptproblem besteht darin, dass beim Erwachen alle Regelsysteme wieder störungsfrei anlaufen. Deshalb reduzieren wir die Schlafmittel langsam und setzen sie nicht abrupt ab. Danach kann es bei manchen Patienten aber für einige Stunden oder Tage zu Halluzinationen kommen, die oft von den eingesetzten Medikamenten herrühren, aber wieder vollkommen verschwinden.«
    »Na, dann bin ich ja beruhigt«, antwortete sie und versuchte ein Lächeln, obwohl ihr gerade überhaupt nicht danach zumute war.
    Auf keinen Fall konnte sie länger in diesem Bett bleiben, während der irre Killer dort draußen weiter frei herumlief. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen, setzte sich auf und dachte an ihre Halluzination.
    Diese glühenden, irren Augen. Die muskulöse Gestalt. Die Frauenhände. Was wollten sie ihr sagen? Waren es wirklich nur Halluzinationen gewesen, oder hatten sie eine tiefere Bedeutung? War es eine Botschaft, die ihr Unterbewusstsein ihr sandte? Wusste sie etwa längst, wer diese Gestalt war?
    Aber so sehr sie auch ihr Hirn zermarterte, ihr kam keine Idee, wer es vielleicht sein könnte, den sie da glaubte gesehen zu haben. Im Augenblick wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass der ganze Spuk endlich aufhörte. Sie wollte sich wieder spüren, wollte erfahren, was real war. Beherzt stellte sie ihre nackten Füße auf die kalten Fliesen des Krankenzimmers.
    Wie gut das tat! Sie spürte die Kälte, spürte den glatten, rutschigen Boden unter sich. Wenigstens das schien wirklich zu sein! Keine Trugwahrnehmungen, keine gespenstischen Bilder, die ihr das Unterbewusstsein vorspiegelte, nichts, das ihr malades Hirn sich ausgedacht hatte.
    Jetzt wollte sie nur noch hinaus. Raus aus diesem Zimmer, weg von den Geräten und Apparaturen,

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