Die Lustsklavin
Hand meine Schultern und über meine Haare und fuhr dann fort: „Sei nicht traurig, Sklavin, ich mag es nicht, wenn jemand unglücklich ist.“
Solche Worte von dem großen Meister? Hatte ich richtig gehört? Oder war ich noch immer verrückt und bildete mir das alles nur ein? Es musste wahr sein, denn abermals begann Sir Ethan zu sprechen: „Cassandra, du bist mein Eigentum und ich werde dich vor allem und jedem schützen wie meinen Augapfel. Wenn du mir Gehorsam und Unterwürfigkeit schenkst, wirst du meines Schutzes immer sicher sein können.“
Wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, packte er wieder fest zu und hielt mich wiegend in seinen muskulösen, starken Armen.
„Du darfst jetzt sprechen und mir erzählen, was dich bedrückt“, gestattete er mir.
Ich fand nicht gleich den Anfang, aber er ließ mir Zeit, mich zu sammeln, und dann begann ich stotternd von meinen Erinnerungen und meinen wirren Gedanken zu erzählen. Ich ließ nichts aus, auch nicht das mit Nicolas. Sollte er es doch wissen, das machte mir nichts mehr aus. Ich quasselte immer schneller und endete schließlich damit, dass ich dachte, ich sei verrückt.
Er hörte mir aufmerksam zu und unterbrach mich nicht ein einziges Mal. Ich rechnete mit einem Kommentar oder beschwichtigenden Worten, aber er überraschte mich wieder einmal, denn er lockerte seinen Griff, wand sich von mir ab und stand auf.
„Knie dich vernünftig hin!“, brüllte er seinen Befehl in die Stille.
Automatisch gehorchte ich und schob mich auf meine Knie zurück, senkte mein Haupt und schwieg. Er war wie eine multiple Persönlichkeit. In einem Augenblick war er rührend um mich besorgt, in nächsten schon war er wieder der kalte Herrscher ohne Herz. Wie sollte ich das nur aushalten? War nicht das Verlies, so schlimm es sich auch anhörte, die bessere Alternative?
Polternd stapfte der Sir auf mich zu, riss meine schmerzenden Arme auf meinen Rücken und fixierte sie mit Handschellen aus Metall. Das kalte Material auf meiner Haut ließ mich erneut frösteln und ich unterdrückte gekonnt ein Bibbern.
„Steh auf, Sklavin!“
Anweisung und sofortiger Gehorsam. Ich stand fast augenblicklich. Seine schneidenden Worte untersagten jegliches Aufkeimen eines Widerstandes. Ich fühlte, wie er zu meinen Füßen mit Metall rumhantierte, und wagte einen Blick. Er schloss Fußfesseln mit großen Ringen um meine Gelenke und dazwischen befand sich nur ein kleines Stückchen grobgliedrige Kette. Wie sollte ich bloß damit laufen können? Das harte Eisen lag kalt und unnachgiebig um meine Füße und ich fühlte, wie so oft, meine unbändige Hilflosigkeit. Wenn doch nur Nicolas hier wäre. Er würde dem ganzen Treiben hier ein Ende setzen. Das dachte ich jedenfalls, wenn auch nur aus Selbstschutz.
Mit einem gewaltigem Zug riss der große Meister an der Kette, die an meinem Halsband befestigt war, und ich setzte mich wie ein Roboter rasch in Bewegung. Weil ich einen großen Schritt gemacht hatte, fiel ich fast hin, denn ich hatte die kurze Kette zwischen meinen Füßen vergessen, die mich daran hinderte, größere Schritte zu machen. Mühsam fand ich mein Gleichgewicht wieder und Sir Ethan zog mich hinter sich her. Wir verließen den Salon und ich tippelte hinter ihm die Wendeltreppe hinunter, immer Angst habend, dass ich fallen könnte. Ich gewöhnte mich, wider Erwarten, schnell an die Kette und hoppelte mehr, als dass ich ging, hinter ihm her. Wir durchwanderten wieder einen gemauerten Gang und als wir an sein Ende kamen, war ich überwältigt. Wir standen in einem prachtvollen, bunten Garten, der über und über mit verschiedenen Sommerblumen bestückt war, die in der Sonne um die Wette blühten. Es roch nach Sommer, nach Blumen, nach frisch gemähtem Gras. Ich schnupperte so intensiv wie ein Drogenabhängiger sein Kokain. Ich stolperte, als Ethan mich weiterzog, denn ich war einfach stehen geblieben. Wir befanden uns unter freiem Himmel und ich war so glücklich wie lange nicht mehr. Wie lange war ich eigentlich schon hier? Ich wusste es nicht, aber in diesem entzückenden Augenblick war es mir relativ egal, denn ich saugte diese Stimmung in mich auf wie ein Schwamm das Wasser. Ich wollte es in mir speichern und es nie wieder herauslassen.
Die harten Worte des Meisters konnten meine Hochstimmung nicht trüben: „Komm schneller, Sklavin. Jetzt werde ich dich erst mal vorführen, damit jeder weiß, dass du mir gehörst.“
Er posaunte
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