Die Lustsklavin
weiße Wölkchen trieben zaghaft im Wind. Ich hatte nicht gewusst, dass ich den Blick in den Himmel einmal so schätzen würde.
Chloé zog mich plötzlich weiter in den Raum hinein und riet mir, mich hinzuknien. Ich befolgte ihren Rat und sie verließ ohne Worte den Raum und ließ mich allein.
Neugierig blickte ich mich um und erkannte noch mehr Details, die ich vorhin nicht wahrgenommen hatte. Es gab noch eine kleinere Tür, die aber nicht geöffnet war. Wo sie wohl hinführte? Im hinteren Teil des Salons gab es noch einen prachtvollen, antiken Tisch mit sechs Stühlen. Dort stand eine wunderschöne Schale mit frischen, leckeren Früchten und ich spürte, wie ich Appetit bekam. Ob ich es wagen konnte, mir ein Stück köstliches Obst zu holen? Kaum ging mir diese Frage durch den Kopf, fielen mir die Worte Ethans ein. Er bestimmte, wann und was ich essen durfte. Also blieb ich, wo ich war, und sah mich weiter um. Der weiche Teppich unter meinen Beinen war wohlig warm und sehr angenehm auf der Haut. Als ich zur Seite blickte, flitzte abermals ein Erinnerungsfetzen vor meinen Augen vorbei. Ich ging spazieren, in einem Park, ein Mann war neben mir. Derselbe Mann, den ich schon ein paar Mal gesehen hatte. Er war groß und hatte blaue Augen. Doch irgendwie verschwamm er nun und erschien mir wie ein Geist. Ich sagte zu ihm: „Ich bin sicher, dass ich es tun will. Ich gehöre dir und dafür will ich alles geben.“
Er sah mich an und ich erkannte in dieser milchigen Statur plötzlich Nicolas. Das konnte doch nicht sein. Da spielte mir jetzt mein Verstand einen Streich. Ich schüttelte vehement meinen Kopf, wie um die Gedanken zu vertreiben, aber sie blieben. Nicolas sah mich an und fragte voller Zweifel: „Du musst dir ganz sicher sein, du stellst dich gegen deinen Vater und du wirst für lange Zeit deine Familie nicht mehr sehen, willst du das wirklich?“
Ich wischte konfus mit meinem Unterarm über meine Stirn und meine Augen. Ein weiterer kläglicher Versuch, diese wirren Eindrücke zu vertreiben. Hier vermischten sich wohl reale Erinnerungen mit eingebildeten Gedanken. Ich sah, wie ich Nicolas anblickte, und die verschwommene Person wurde noch klarer. Erst nur ganz subtil, dann immer rasanter, bis ich ihn leibhaftig vor mir sah. Er lächelte und sah auf mich herab. Meine Worte hallten in meinem Hirn wider.
„Ich habe mich entschieden, ich will es tun.“
Und wieder mal war alles so schnell weg, wie es gekommen war. Ich rüttelte mich und stöhnte laut. Das konnte nicht sein. Ich kannte Nicolas nicht, bevor ich hierher entführt worden war. Jetzt drehte ich wohl durch, das war dann wohl das Ende meines Verstandes.
Traurig dachte ich an meine Familie und tief im Innern wusste ich, dass es da noch ein Geheimnis gab. Ich hatte mit meinem Vater gestritten, das war wirklich passiert. Aber wieso? Und über was oder wen? Nicolas konnte dabei kein Rolle gespielt haben, da war ich mir sicher. Oder vielleicht doch? Schließlich erinnerte ich mich nur bruchstückhaft und wusste selber nicht, was Realität war und was nicht. Jedenfalls war ich nun vollends verunsichert und total durcheinander. Wirr und keinen klaren Gedanken fassen könnend, hockte ich auf dem weichen Teppich und abermals kamen mir die Tränen. Doch das bemerkte ich nicht mal. Völlig in mich zurückgezogen, weinte ich hemmungslos und schüttelte mich in Weinkrämpfen. So musste mich Sir Ethan gefunden haben, denn ich spürte nur mit einem Mal, dass mich zwei Hände fest umpackten und mich hielten. Heißer Atem auf meinem Gesicht strich über meine Wange. Ich suchte den Trost und gab mich ihm hin. Ich ließ es zu, dass er mich hielt und wiegte wie ein Baby. Ich kuschelte mich in seine Arme und fühlte die Wärme, die er verströmte. Geborgen und sicher, schaukelte ich in seinem Rhythmus.
Wie lange ich so in seinen Armen verbracht hatte, wusste ich nicht, aber irgendwann hatte ich mich beruhigt und aufgehört zu weinen. Mein Atem und mein Puls waren auf einem normalen Level und ich zitterte auch nicht mehr. Er bemerkte, dass es mir besser ging, und löste ein wenig seinen Griff um meinen Oberkörper, lockerte ihn aber nicht ganz. Wir hockten auf dem Boden und er hauchte mir ins Ohr: „Es ist alles gut. Du wirst dich daran gewöhnen. Ich bin kein Unmensch und ich möchte nicht, dass du Angst vor mir hast. Du wirst es gut bei mir haben, wenn du mir artig zu Diensten bist.“
Er streichelte mit seiner warmen, wohligen, großen
Weitere Kostenlose Bücher