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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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Trompetenstöße vom Turm des Doms herunter. Die Nachricht, dass Luthers Wagen sich der Stadt näherte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
    Jost stand nahe beim Tor. Hier drängten sich die Menschen so dicht, dass er selbst mit fünfzig Helfern nicht für Luthers Sicherheit hätte sorgen können. Er musste daran denken, dass Luther bereits in Erfurt gesagt hatte, es gebe keine Sicherheit außer bei Gott. In der gegenwärtigen Lage konnte man wirklich nur noch hoffen und beten. Jost wies Helmut an, sich mit fünf Männern in das Menschengewühl vor dem Tor zu mischen, während er selbst mit dem Rest der Truppe hinter dem Tor blieb. Jost stieg auf die Stadtmauer, weil er glaubte, von dort aus die Situation am besten zu überschauen.
    Eine Wormser Delegation ritt Luther entgegen. Söldner, die Franz von Sickingen zum Geleit geschickt hatte, begleiteten Luthers Wagen. Jost schaute sich um, die Menschen vor und hinter der Stadtmauer jubelten Luther zu und riefen seinen Namen, als sei er ein germanischer Held. Es mochten Hunderte sein, die ihn beim Tor erwarteten. Jost schaute zurück ins Stadtinnere; Schaulustige kletterten auf Dächer; man hörte Geschrei, das Schmettern von Trompeten, das Trampeln von Schritten – es erinnerte ihn an die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem.
    Er durfte sich von der Begeisterung nicht blenden lassen; neben ihm standen zwei seiner Männer, Georg, der seit zwei Jahren zu seiner Truppe gehörte, und Hermann, ein entfernter Verwandter von Helmut. »Achtet besonders auf Bewaffnete und behaltet die umliegenden Häuser im Auge!«, befahl er.
    Jost spürte die Nähe einer Gefahr, die er nicht orten konnte. Intuitiv dachte er an einen Einzelnen, der in der Masse aufging und von ihr unsichtbar gemacht wurde. »Gebt mir sofort Bescheid, wenn euch etwas auffällt.«
    Luther und seine Begleiter erreichten das Stadttor. Der anschließende Zug durch die engen Gassen von Worms entwickelte sich für Jost zum Alptraum. Luther winkte in die Menge, aber fröhlich wirkte er nicht. Vor Kaiser und Reich erscheinen! Luther stammte aus einfachen Verhältnissen, er war der Sohn eines Bergmannes. Wie sollte er sich auf einem Terrain bewegen, das er nicht kannte? Josts Mut sank, während er darüber nachdachte.
    Dann sah er die Spanier, die sich aber im Hintergrund hielten. Sie trugen Helm und Rüstung und waren mit Schwertern und Hellebarden bewaffnet. Hatte der Kaiser sie damit beauftragt, die Ankunft Luthers zu überwachen? Fürchtete Karl das aufgebrachte Volk, war er besorgt um seine persönliche Sicherheit und die der Stadt? Dass mit den Spaniern nicht zu spaßen war, hatte Jost in Italien am eigenen Leib erfahren.
    Luther würde im Johanniterhof unterkommen, aber der Weg dorthin war noch weit und führte am Dom vorbei. Jost war nie zuvor in Worms gewesen, und die Kathedrale zählte zu den schönsten, die er je gesehen hatte; besonders das Portal mit zahlreichen Figuren stach ins Auge, obwohl er nur einen flüchtigen Blick darauf werfen konnte.
    Der Zug stockte, und Luthers Wagen kam zum Stehen. Es gab kein Vor und kein Zurück mehr, Männer und Frauen jeden Alters streckten die Hände nach Luther aus, eine Wormserin kletterte sogar auf den Wagen und fiel ihm um den Hals. Endlich setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Die Stadtväter bahnten Luther einen Weg zum Tor des Johanniterhofes. Bald darauf zog er sich in seine Kammer zurück; der Trubel vor seiner Unterkunft legte sich aber nur allmählich.
    Die Stadt war voller Fremder und die Gasthöfe wegen des Reichstags überfüllt. Der Sekretär des sächsischen Kurfürsten hatte für Jost und seine Männer ein ganzes Haus mieten lassen, sodass sich Jost und Helmut wie üblich eine Kammer teilten. Nachdem er Wachen eingeteilt hatte, kehrte Jost dorthin zurück. Es war bereits Nacht und Helmut lag schon im Bett, aber Jost konnte nicht einschlafen. Angesichts der verworrenen Lage fühlte er sich völlig hilflos.
    Als er endlich einschlief, irrte er im Traum durch irgendeine Stadt, die er nicht kannte, bis er schließlich vor der gigantischen Fassade einer Kathedrale stand. Er lief durch das Kirchenschiff, aber in dem riesigen Bauwerk war keine Menschenseele, obwohl es noch heller Tag war. Graues Licht fiel schräg durch hohe Fenster. Er fühlte sich unbehaglich und schaute zum Gewölbe hoch, als suche er etwas, wusste aber

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