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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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kaiserliche Majestät hat Euch aus zwei Gründen hierherkommen lassen, zuvorderst um zu erfahren, ob Ihr Euch hier öffentlich zu den Büchern bekennt, die bisher unter Eurem Namen verbreitet worden sind. Tut Ihr das, so sollt Ihr zweitens erklären, ob Ihr ihren Inhalt aufrechthalten oder widerrufen wollt.«
    Hieronymus Schürf, der auf einer Bank in Luthers Nähe saß, rief laut: »Man nenne die Titel der Bücher!«
    Der Sprecher des Kaisers zeigte sich irritiert, er schaute zu Karl, der kaum merklich nickte. Also nahm Johannes von Ecken die Schriften, die vor ihm auf dem Tisch lagen, eine nach der anderen zur Hand und las die Titel vor. Manche, wie die Thesen oder die »Freiheit eines Christenmenschen«, kannte Jost; andere, wie den Psalterkommentar oder die Erklärung zum Gebet des Herrn, waren ihm fremd. Von Ecken schloss mit den Worten: »Nun seid Ihr aufgefordert, Martin Luther, hierzu Stellung zu nehmen.«
    Luther räusperte sich hörbar. Als er dann das Wort ergriff, klang seine Stimme dünn und zerbrechlich. »Zwei Fragen lässt mir die kaiserliche Majestät vorlegen: Erstens, ob ich alle Bücher, die meinen Namen tragen, für mein Eigentum erkennen will. Und zweitens, ob ich entschlossen bin, bei der bisher von mir verbreiteten Lehre zu bleiben oder zu widerrufen.«
    Jost kam ins Schwitzen, denn er litt mit Luther, dessen Unsicherheit ihm durch Mark und Bein ging. Wenn ich dort stünde, dachte er, hätte ich wahrscheinlich die Hosen so voll, dass ich überhaupt kein Wort hervorbrächte. Trotzdem war er ein wenig enttäuscht. Luther war sein Held und er verehrte ihn ähnlich wie die Leute, die auf die Dächer geklettert waren, nur um einen Blick vom Reformator zu erhaschen. Aber nun gab er keine gute Figur ab, und alle spürten es. Dies musste eine Genugtuung, ja fast ein Triumph für jene sein, die ihn hassten – und das machte Jost wütend.
    Â»Darauf will ich kurz und klar antworten, wie ich vermag. Die genannten Bücher muss ich als die meinen bezeichnen und werde niemals eines verleugnen …«
    Im Saal entstand Gemurmel, weil die meisten Luther gar nicht verstanden, so leise sprach er. Während Jost zuhörte, wanderte sein Blick über die Reihen der Zuhörer. Er fand es unverantwortlich, dass man so viele Gäste in den Saal gelassen hatte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten nur Mitglieder der Ständeversammlung Zutritt gehabt. Wer waren all diese Leute an den Wänden und auf den Emporen? Was hatten sie hier zu schaffen? Hatte man sie nach Waffen durchsucht? Streng genommen hatte auch er selbst hier nichts verloren; er war einfach mitgekommen, und niemand hatte ihn aufgehalten.
    Er dachte wieder an den gestrigen Abend, als Wulf ihnen entkommen war. Anna hatte ihm keine Vorwürfe gemacht, aber er hatte ihr die Enttäuschung angemerkt. Er konnte sich den Fehlschlag einfach nicht verzeihen. Sie hatten förmlich mit den Händen nach Wulf greifen können … und doch war er ihnen entschlüpft. Wohin war er geflüchtet? Hatte er die Stadt verlassen oder besaß er innerhalb von Worms ein Versteck?
    Jost bekam einen Schrecken, als er auf der Empore eine kleinwüchsige Gestalt entdeckte, aber es war nicht Wulf. Alle Fenster des Saals standen offen, und die Sonne strömte herein. War es denkbar, dass Wulf sich unter den Zuschauern befand? Jost ging ein paar Schritte Richtung Haupteingang.
    Â»Weil es sich hierbei um den Glauben und das Seelenheil handelt und um Gottes Wort, darf ich mich nicht der Gefahr aussetzen, etwas zu behaupten, was meiner Sache oder der Wahrheit schaden könnte.«
    Am Haupteingang standen die Menschen besonders dicht, aber von hier aus überschaute Jost den ganzen Saal. Gab es versteckte Winkel, einen Ort, wo man unbemerkt stehen und eine Armbrust anlegen konnte? Nein, das war unmöglich. Auch hätte Wulf eine so große Waffe nicht hereinschmuggeln können. Etwas anderes war es mit einem Messer, es war nicht auszuschließen, dass plötzlich jemand hervorstürzte und Luther niederstach.
    Â»Deshalb bitte ich in Demut Eure kaiserliche Majestät um Bedenkzeit, damit ich, ohne das Gotteswort zu verletzen und meine Seele zu gefährden, die rechte Antwort auf die Frage geben möge.«
    Jost unterbrach seine Suche und schaute überrascht zu Luther hinüber. Damit hatte er nicht gerechnet, ebenso wenig die Sitzungsteilnehmer und die

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