Die Lutherverschwörung

nach: »Mit Gott spreche ich spanisch, mit Frauen italienisch, mit Männern französisch und mit meinem Pferd deutsch.«
    Neben politischen, religiösen und wissenschaftlichen gab es auch tief greifende soziale Umbrüche. So verlor zum Beispiel der Ritterstand an Bedeutung (Söldnerheere ersetzten seine Funktion – die Turnierszene in Worms soll das andeuten) und der Bauernstand lehnte sich gegen seine Lebensbedingungen auf.
    Vieles im Roman ist frei erfunden, das fängt bei den Personen an. Natürlich ist Wulf erfunden, aber auch sein Auftraggeber Bischof Brangenberg und dessen Bistum entstammen meiner Fantasie. Ich wollte keiner historischen Figur einen Mordanschlag in die Schuhe schieben. Auch die beiden Hauptfiguren Anna und Jost sind erfunden.
    Andererseits habe ich versucht, Luthers Lebensumstände in Wittenberg möglichst originalgetreu zu rekonstruieren. Luthers Freundschaft mit Cranach ist verbürgt; allein die zahlreichen Porträts, die der Maler von ihm anfertigte, sind hierfür ein Zeugnis. Zu Cranachs Geschäftsfeldern gehörten außer der Malerwerkstatt tatsächlich eine Apotheke und eine Druckerei, die beide als Schauplatz im ersten Teil des Romans eine Rolle spielen.
    Luthers Wittenberger Predigt und seine Gespräche mit Jost in diesem Buch versuchen, den Kern seines Glaubens in wenigen Worten einzufangen. Hier habe ich verschiedene Schriften des Reformators und seine Anmerkungen zur Bibelübersetzung zu Rate gezogen (obwohl die Quellen teilweise aus einer späteren Zeit stammen). Auch aus Luthers Tischreden, die nicht als sichere Quelle gelten dürfen, habe ich mich bedient.
    Über den Wormser Reichstag als welthistorisches Ereignis gibt es zwar zahlreiche Akten, Urkunden und historische Studien, aber sie helfen einem Schriftsteller nur bedingt. Als Ergänzung hilfreich, weil besonders anschaulich, sind bildliche Quellen, also z. B. alte Stadtpläne, Stadtpanoramen und Illustrationen. So habe ich mich in die Gemälde Cranachs vertieft, nicht nur um mich Luther anzunähern, sondern auch um mich in die ihn umgebende Welt hineinzudenken. Außerdem habe ich zahllose Holzschnitte und Zeichnungen aus der Zeit studiert.
    Was den Wormser Reichstag betrifft, kennen wir viele Daten, Schauplätze und Abläufe. Über die dramatischen Tage in Worms habe ich Bücher und Aufsätze gelesen und versucht, die Geschehnisse so detailgenau wie möglich zu rekonstruieren. So ist es historisch belegt, dass Luther einen Tag Aufschub bekam für die zweite Anhörung. Aber unser Wissen über die Fakten bleibt begrenzt. Was Luther seinen Anklägern wirklich antwortete, wissen wir nicht, auch wenn es eine Aufzeichnung seiner Verteidigungsrede gibt, die häufig als Quelle zitiert wird (ich habe einige Passagen daraus fast wörtlich übernommen).
    Ein Roman schildert seiner Natur gemäß nicht, was wirklich geschah (das leisten nicht einmal die Geschichtsbücher), sondern geht von der Frage aus: Was wäre, wenn? Das Buch ist ein Werk der Fantasie, es will nicht strengen historischen Maßstäben gerecht werden, sondern es will den Leser unterhalten und eine fremde, untergegangene Welt für ihn zum Leben erwecken.
    Christoph Born

Christoph Born
    Das Gutenbergkomplott
    Historischer Roman
    320 Seiten, Taschenbuch,
    ISBN 978-3-7655-4048-6

    Mainz im Jahr 1453. Der Patriziersohn Johannes Gutenberg perfektioniert seine Erfindung, die die Welt verändern wird: Mit Hilfe beweglicher Lettern druckt er die Bibel, wodurch die Heilige Schrift eine weite Verbreitung im Volk finden kann. In dieser Zeit kommt der Jurist Thomas Berger nach Mainz, um ein Richteramt anzutreten. Kurz darauf ereignen sich zwei Verbrechen in der Stadt, die offenbar in Zusammenhang mit Gutenbergs Erfindung stehen. Der Richter leitet die Ermittlungen ein und gerät dabei selbst in Lebensgefahr.
    Der Autor versteht es, historische Fakten und technische Details mit einer spannenden Handlung zu einer Einheit zu verbinden. Vor den Augen des Lesers entsteht ein farbenprächtiger historischer Roman aus dem Alltagsleben der ehrwürdigen Handels-und Bischofsstadt Mainz.
    BRUNNEN VERLAG GIESSEN
www.brunnen-verlag.de

Leseprobe aus »Das Gutenbergkomplott«
    Zwei stämmige Pferde zogen den Wagen, der hohe Räder hatte und den eine graue Plane hufeisenförmig überspannte. Henning ging neben den Pferden; er hielt in der rechten Hand die Zügel, in der linken eine Peitsche. Im Wagen saßen zehn Männer, als Gaukler und Schausteller verkleidet. Jetzt ging es bergab Richtung