Die Macht der Angst (German Edition)
meinte er. »Wir müssen dafür sorgen, dass diese komplizierte Gesamtsituation sofort erklärt werden kann. Haltet euch unbedingt zur Verfügung.«
»Für Onkel Charles würde ich alles tun«, bemerkte Tanya geziert.
»Ich hasse die Vorstellung, dass dieser Hurensohn sich irgendwo dort draußen mit Edie rumtreibt«, ereiferte sich Des. »Ich würde ihn mir gern selbst vorknöpfen.«
Der schweinsgesichtige Bodyguard kramte in seiner Hosentasche. »Ich habe seine Visitenkarte«, sagte er.
Des starrte ihn ungläubig an. »Sie haben
was
?«
»Er hat sie heute Nachmittag Max Collier gegeben.« Er überflog mit gerunzelten Brauen die Karte. »Kev Larsen,
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.«
Des riss sie ihm aus der Hand. Keine Privatadresse, aber das Wenige, das darauf stand, konnte er an Tom weiterleiten, damit der die benötigten Informationen mittels der Datenbanken, die im Cyberspace umherschwirrten, beschaffte.
Es folgte das zeitraubende Prozedere der Abschiedsküsse, Umarmungen, Schulterklopfer und gegenseitigen Versicherungen, bevor er die alte Schachtel und ihre hirntote Brut loswurde. Des gab die Informationen per SMS an Tom weiter, während er zur Parkgarage sprintete. Ava könnte die Recherche ebenfalls durchführen, aber bestimmt steckte sie gerade mitten in einem ausgewachsenen Nervenzusammenbruch. Man musste Ava beschäftigt halten. Ihr rastloses, labiles Hirn benötigte einen ständigen Nachschub an Daten, die es verarbeiten konnte, so, wie ein gigantisches, geiferndes, in einem Käfig eingesperrtes Raubtier ständigen Nachschub an blutigen Fleischbrocken brauchte.
Das Handy vibrierte wieder. Ava. Er riss sich zusammen. Es bestand kein Anlass, die Sache weiter auf die lange Bank zu schieben. Er drückte auf die Sprechtaste. »Ja?«
»Wo zur Hölle steckst du?«, kreischte sie. »Warum gehst du nicht mehr ans Telefon? Findest du dies den passenden Zeitpunkt für kindische Machtspielchen?«
»Ava, beruhig dich –«
»Haben sie sie geschnappt? Habt ihr sie im Sack? Sag mir, dass es so ist!«
»Nein. Ava, ich –«
»Was soll das heißen, nein? Diese Schwanzlutscher hatten die klare Anweisung, sich dieses hinterhältige Miststück während Parrishs Anfall zu krallen! Wir haben bereits die Tamlix-12-Ampullen in Edies Wohnung deponiert! Und sie haben es verbockt? Wir haben für nichts und wieder nichts unsere Ärsche riskiert?«
»Halt den Mund, Ava. Sie haben die Operation auf meinen Befehl hin abgebrochen.«
»Warum? Gottverdammt noch mal, Des!« Ihre Stimme war derart schrill, dass er zusammenzuckte und das Handy von seinem Ohr weghielt.
»McCloud«, sagte er, den Namen mit der Durchschlagkraft einer Pistolenkugel in ihre Schimpftirade feuernd.
Sie verstummte schlagartig. Was ihn zutiefst befriedigte. Es geschah so gut wie nie, dass es Ava die Sprache verschlug.
»Was?«, wisperte sie.
»Du hast richtig verstanden.«
»Soll das heißen, er ist am Leben? Du weißt, wo er sich aufhält?«
»Ich weiß sogar noch mehr als das. Er ist nicht nur am Leben, sondern er leidet auch noch unter Amnesie. Keine Ahnung, was mit ihm passiert ist. Kannst du das fassen?«
»Oh, mein Gott.« Avas Stimme zitterte vor Aufregung. »Wo ist er?«
»Edie Parrish treibt es gerade mit ihm. Sie hat mich heute Abend gebeten, für sie den Kontakt zu jemandem herzustellen, der Dr. Os alte Archive durchsehen kann. Um die Familie dieses Mannes, seine Vergangenheit aufzuspüren. Ist das nicht reizend, Ava? Du kannst dir denken, wer mir da spontan in den Sinn kam. Hast du nicht das Bedürfnis, dem armen Schwein zu helfen?«
»Gott, ja«, seufzte sie. »Ich werde ihm helfen, wie ihm nie zuvor geholfen wurde.«
»Also verstehst du jetzt? Ich musste sie vom Haken lassen, bis wir einen Zugriff auf ihn hatten. Jetzt können wir sie uns beide schnappen. Sie hat das Bankett mit ihm zusammen verlassen und ist zum Krankenhaus gefahren, um ihren Vater zu besuchen. Ich bin ihnen vor ein paar Minuten begegnet –«
»Du bist ihnen begegnet? Du meinst, du hast ihn getroffen? Wie ist er?«
»Hässlich wie die Nacht«, sagte Des barsch. »Er ist ein entstellter, arroganter Wichser, und er muss liquidiert werden.«
»Das lässt sich arrangieren, Liebling.« Ava war jetzt wieder glücklich, ihre rauchige, verführerische Stimme bebte vor Aufregung. »Also, wie ist der Plan?«
»Wanatabe ist ihnen gefolgt, aber er hat sie verloren –«
»Sie können noch nicht mal einen gottverdammten Wagen observieren?«, explodierte sie.
»Aber noch
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