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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Wie denn?«
    Er stand auf. »Ich lasse mir etwas Gutes einfallen.«
    »Was für ein ausgemachter Schwachsinn.« Sie schleuderte ihm die Plastiktasche mit den Bettdecken entgegen. Er fing sie und warf sie zurück. Sie ließ schon den Sack mit den Kissen über dem Kopf kreisen, als er sie in seinen Armen gefangen nahm.
    »Danke, dass du mir den Gefallen tust.« Er küsste sie mit solcher Leidenschaft, dass sie weder die Zeit noch den Atem hatte, etwas Spitzes zu entgegnen. Hitze wurde entfacht und intensivierte sich, bis die Umarmung ihre typische hungrige, leidenschaftliche Eigendynamik entwickelte. Keuchend hob er den Kopf. »Edie –«
    »Forschst du gerade nach Wegen, mich ohne Fernseher zu unterhalten?«
    Er zog eine gequälte Miene. »Im Moment eigentlich nicht. Ich muss diesen Anruf bei Marr hinter mich bringen. Ich hätte das längst tun sollen, aber ich hatte es zu eilig, dich aus der Stadt zu bringen. Morgen früh werde ich nicht die Zeit haben, weil wir rauf zum Felsplateau steigen müssen, um ein Signal zu bekommen, und es dauert vierzig Minuten, um dorthin zu gelangen. Es bleibt uns …«, er konsultierte seine Armbanduhr, »… gerade noch eine Stunde Tageslicht.«
    »Du kommst ohne mich schneller voran.«
    Kev quittierte das mit einem vielsagenden Blick. Sie seufzte. »Na schön, ich komme mit. Verdammter Scharfmacher.«
    »Bitte entschuldige. Ich wollte die Stimmung nicht so anheizen. Es sollte nur ein Kuss sein. Aber bei dir bleibt es dabei nie.«
    Edie gab ihm einen Schubs. »Schon gut. Lass uns aufbrechen. Und hör auf, mich auf dumme Gedanken zu bringen.«
    Bei dem Tempo, das Kev vorlegte, war es Schwerstarbeit, ihm hinauf zum Felsplateau zu folgen. Sie kämpften sich durch Unterholz, kletterten über Baumstämme, schlitterten und rutschten über Felsstürze. Edies dünne Tennisschuhe waren dem Marsch noch weniger gewachsen als ihre Beine, doch als sie dann das Ende der Baumgrenze erreichten, stahl ihr der Anblick des schneebedeckten Mount Adams den Atem.
    Sie vergaß ihre brennenden Lungen und Muskeln und starrte den Berg mit offenem Mund an. Aus dieser kurzen Distanz war die Kraft, die der gedrungene Vulkan verströmte, einfach überwältigend. Und seltsam vertraut.
    Er ist wie Kev,
ging es ihr durch den Sinn. Das ehrfürchtige Gefühl kam ihr deshalb vertraut vor, weil Kev diesem einsamen, schneebedeckten Vulkan mit seinem runden, von Wolken verhüllten Gipfel so sehr ähnelte. Dieses verborgene Feuer im Inneren. Beide waren asketisch schön, potenziell tödlich, mysteriös. Magnetisch.
    Edie konnte dem Sog nicht widerstehen, konnte sich nicht vorstellen, es jemals zu wollen.
    Der Vergleich trieb ihr die Tränen in die Augen, aber der raue, tosende Wind, der über den Steilhang fegte, lieferte dafür eine ausreichende Erklärung, außerdem achtete Kev sowieso nicht darauf. Er wanderte über das mit Geröll bedeckte Plateau und suchte nach einem Signal. Schließlich kauerte er sich in den Windschatten einer hoch aufragenden schwarzen Felswand.
    Edie hockte sich neben ihn und hüllte sich fest in die übergroße Jacke, die anzuziehen er sie genötigt hatte. Sie war an das feuchtwarme, gemäßigte Klima Portlands gewöhnt. Seit diesem Trip nach Aspen vor vielen Jahren, als ihr Vater ihr das Skifahren hatte beibringen wollen, waren ihre Ohren nicht mehr so kalt gewesen. Das Ende vom Lied war gewesen, dass sie mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus lag. Eine schmerzhafte Erfahrung, aber Charles hatte die Botschaft verstanden. Kein Skifahren mehr für Edie.
    Kev brüllte in sein Handy, doch der Wind trug seine Stimme davon. Er diskutierte hitzig mit der Person am anderen Ende. Schließlich klappte er das Telefon stirnrunzelnd zu und nahm ihren Arm. »Lass uns absteigen, bevor du mir noch erfrierst.« Er klang verdrossen.
    Edie, die vor Erschöpfung taumelte, hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen, als sie den Schutz und die Stille der Bäume erreichten. »Und?«, fragte sie. »Hast du es arrangiert?«
    »Morgen früh, in der Bibliothek des neuen Parrish-Foundation-Gebäudes. Zusammen mit Cheung, der Neurowissenschaftlerin. Marr ist beunruhigt, weil du nicht mitkommst. Er glaubt, dass ich dich irgendwo an den Haaren an einem Haken aufgeknüpft habe.«
    »Dann lass mich mitkommen«, schlug sie vor. »Damit er seine innere Ruhe wiederfindet.«
    Kev warf ihr einen Blick zu. »Seine innere Ruhe geht mir am Arsch vorbei. Und selbst ohne diese Kidnapper und die

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