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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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exotisches Tier. Sie würden ihn bis auf die Knochen blamieren. Das war der Preis, den er für ihre Hilfe zahlen musste.
    Tante Rosa eröffnete das Feuer. »Möchtest du Babys, Schätzchen?«
    Edie lief puterrot an. »Ja«, gestand sie. »Sehr sogar. Eines Tages.«
    Rosa tat das mit einem Schnauben ab. »Eines Tages? Was soll dieser Blödsinn? Du wirst schließlich nicht jünger.« Ihr Blick schweifte zu Kev. »Und er ganz bestimmt auch nicht.«
    »Du weißt überhaupt nicht, wie alt ich bin, Tante«, erinnerte er sie, als er das Wechselgeld in seine Brieftasche stopfte.
    »Alt genug jedenfalls.« Sie wühlte in ihrer imposanten schwarzen Plastikhandtasche und warf ihm die Schlüssel des Leihwagens zu.
    »Edie ist erst neunundzwanzig.«
    Rosa zeigte sich unbeeindruckt. »Meine
nonna
zu Hause in Brancaleone war mit neunundzwanzig bereits Großmutter!«
    »Das kannst du nicht ernsthaft als vernünftige Familienplanung anführen«, meinte er.
    Sie tätschelte ihm mahnend die unversehrte Wange. »Wenn du zu lange wartest, wird dein Sperma schlecht.«
    »Meinem Sperma geht es bestens, Tante. Gib Ruhe.«
    Edie umarmte die ältere Frau und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Lass uns ein bisschen Zeit. Zuerst müssen wir ein paar Dinge klären«, sagte sie. »Aber wir haben schon darüber gesprochen.«
    »Gesprochen?« Rosas Mund bebte, als müsse sie sich bezähmen, nicht zu lächeln. »Ich weiß, wie Babys entstehen. Nicht durch Sprechen. Wenn ihr jetzt nicht damit anfangt, werden Tony und ich zu schwach sein, um gute
nonni
zu werden. Das Kinderhüten, die Windeln –«
    »Ich werde keine verdammten Windeln wechseln«, verkündete Tony finster.
    Tante Rosa spie ihm etwas in der Sprache entgegen, in der Kev oft fluchte. Edie guckte zu Kev. »Was hat sie gesagt?«
    Kev zögerte, aber Bruno sprang für ihn in die Bresche. »Sie sagte: ›Halt den Rand, Dummschwätzer‹«, übersetzte er bereitwillig. »Sehr großmütterlich, hm?«
    »Auf Wiedersehen, Tante«, sagte Kev laut. »Danke für das Auto. Dafür schulde ich dir was.«
    »Esst meine Schweinelendchen!«, rief sie. »Und den Reispudding! Die Sachen sind im Kofferraum!« Sie nickte mit dem Kinn zu Kev. »Du brauchst starkes Sperma! Iss Fleisch!«
    Tony und Bruno führten Rosa hinaus auf den Parkplatz. Als Brunos BMW losfuhr, musterte Kev den zitronengelben Nissan Xterra, der daneben parkte. Eine schrille, einprägsame Farbe, aber egal. So war Rosa eben. »Das Ganze tut mir leid«, sagte er.
    »Das muss es nicht«, entgegnete Edie. »Rosa ist ungeduldig. Sie sehnt sich nach Enkeln. Sie sieht dich als ihren Sohn an. Ich finde sie toll. Ich finde sie alle toll.«
    Verblüfft schaute er sich zu ihr um. »Wirklich? Ist das dein Ernst?«
    »Sie sind so direkt. Bei ihnen weiß man, woran man ist.«
    Das war eine unumstößliche Wahrheit, allerdings war Kev noch nie in den Sinn gekommen, dafür dankbar zu sein. »Tja. Dann bin ich ja froh, dass wenigstens du das zu schätzen weißt. Und jetzt lass uns verschwinden.«

22
    Tonys Hütte lag irgendwo im Nirgendwo. Kev überquerte bei Cascade Locks den Fluss, dann fuhr er auf der Washingtoner Seite Richtung Osten bis nach White Salmon, anschließend nördlich um den Mount Adams herum hinauf in die Berge. Die Straßen wurden zunehmend schmaler und unwegsamer, während sie sich weiter hocharbeiteten, bis sie über bröckelnde, wellige Schotterpisten holperten, die kaum breit genug waren für die Radachse des Wagens. Sie rumpelten über ausgewaschene Gebirgsbäche, krochen durch Gräben, über Felsstürze, Klippen. Kev fuhr hoch konzentriert und blockte sämtliche Gesprächsversuche ab, bis Edie innerlich kochend aus dem Fenster starrte, während die Landschaft im Schneckentempo vorbeizog.
    Wenn er sie hier oben festsetzen wollte, würde seine Rechnung aufgehen. Edie bräuchte eine Ewigkeit, um von hier zu Fuß zu türmen. Falls sie nicht vorher erfror oder von einem wilden Tier gefressen wurde.
    Als er endlich anhielt, stieg sie aus, augenblicklich überwältigt vom süßen Duft der Luft, der ausgedehnten Stille, die nur die Melodien und Geräusche der Natur in sich trug. Die Bäume in dieser Höhe entpuppten sich als struppige, kurz gewachsene Ansammlung robuster Koniferen, durchmischt mit kalkweißen Bleistiftsträuchern und unterwuchert von grauem Gestrüpp. Da war ein flacher, bibbernder See mit glasklarem Wasser, auf dessen schilfiger Oberfläche ein kalter Wind spielte.
    Kev nahm ihre Hand und ihren Koffer und zog sie

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