Die Macht der Angst (German Edition)
galt?«
»Vermutlich nicht«, kapitulierte er missgestimmt. »Herrgott, was für ein Affenzirkus.«
»Also werden Tony, Rosa und ich mit meinem Auto zurück in die Stadt fahren, und ich werde heute Nachmittag wieder in die Firma gehen, weil ein paar von uns armen Idioten tatsächlich arbeiten müssen. Weißt du noch, was das ist, arbeiten? Oder ist es zu lange her?«
»Ich weiß alles über Arbeit«, brummte Kev.
Bruno schnaubte. »Morgen komme ich in aller Früh hoch zur Hütte, um dich abzulösen und meine Pitbull-Imitation abzuliefern, damit du deine schwachsinnige Spurensuche in den Osterman-Archiven
in santa pace
durchführen kannst.«
»Hört, hört!« Edies Tonfall machte Kev nervös. »Dann habt ihr beide ja schon alles organisiert! Wie zuvorkommend von euch.«
Plötzlich fand jeder etwas anderes, auf das er die Augen fixieren konnte. Bruno betrachtete leise vor sich hin pfeifend eine Wand mit indianischen Artefakten. Tony und Rosa bekundeten ein tiefes Interesse an dem Schlepper, der draußen auf dem Fluss vorbeituckerte.
Und Kev war tatsächlich sorgsam darauf bedacht gewesen, diesen Teil des Plans mit Bruno zu besprechen, während Edie unter der Dusche gewesen war. Der Einfachheit halber.
»Solche Dinge erfordern eine gewisse Vorausplanung«, argumentierte er lahm.
Ihre elfenhaften Brauen zuckten gefährlich weit nach oben. »Es wäre nett gewesen, wenn ihr mich zu der Strategiesitzung eingeladen hättet.«
»Äh, Edie!«, unterbrach Bruno sie, sein Tonfall übertrieben beschwingt und jovial. »Wie haben dir eigentlich die Rosenblätter und die Kerzen gefallen?«
Edie konnte nicht anders, als über das durchsichtige Ablenkungsmanöver dieses Clowns zu lächeln. »Ich fand sie wundervoll«, sagte sie weich. »Und das Essen war köstlich. Danke. Das war eine zauberhafte Idee.«
Alle Achtung. Brunos Instinkt und Timing waren besser als seine, gleichzeitig ärgerte Kev diese Erkenntnis über alle Maßen. Dieser elende Süßholzraspler. »In meine Wohnung einzubrechen war allerdings ein bisschen weniger wundervoll.«
Bruno schaute ihn mit gespielter Entrüstung an. »Ich wollte dir nur helfen, Bruder. Rosenblätter auf dem Bett zu verstreuen, darauf wärst du in einer Million Jahre nicht gekommen. Lerne von mir.« Er wackelte wieder mit den Brauen. »Kleine Gesten wie diese zahlen sich für einen Mann auf erstaunliche Weise aus.«
Kev war so dankbar für das Kichern, das hinter Edies vorgehaltener Hand hervordrang, dass er beschloss, Bruno doch nicht die Hammelbeine lang zu ziehen. Im Moment jedenfalls nicht.
Edie wandte ihre Aufmerksamkeit Tony zu. »Ich war sehr neugierig, dich kennenzulernen, nach allem, was Kev mir erzählt hat«, bemerkte sie.
Tonys Miene wurde außerordentlich misstrauisch. »Was hat er denn so erzählt?«
»Wie du ihm das Leben gerettet hast, indem du diesen Gangster in die Flucht schlugst, der Kev halb totgeprügelt hatte, und anschließend deinen Job aufgabst, um ihn zu verstecken. Das war sehr mutig.«
Tony rümpfte die Nase. »Eher dumm«, grummelte er. »Ich musste einen astreinen 83er Cadillac Escalade loswerden, nachdem ich ihn auf den Rücksitz gepackt hatte. Er hatte mehr Ähnlichkeit mit einem rohen Hamburger als mit einem Menschen. Du hättest den verdammten Wagen sehen sollen. Ich musste jemanden bestechen, damit er die Karre auf einer Mülldeponie verbuddelte.«
Kev verzog das Gesicht. »Gott, zu viel Information, Tony!«
Aber für Tony gab es nun kein Halten mehr. »Es ist ja nicht so, als könnte man einen Wagen einfach so zur Autopflege bringen und sagen, hey, Mann, kriegst du dieses menschliche Blut aus den Polstern raus? Scheiße, nein. Ich musste die ganze Kiste wegen dieses durchgeknallten Irren entsorgen. Er hat mich von Anfang an Geld gekostet. Verflucht, er kostet mich noch immer.«
»Und ihn zusammenzuflicken, ah,
madonna santa
.« Rosa gestikulierte ausdrucksvoll mit den Händen. »Sein Gesicht. Als würde man nasse Papierhandtücher zusammennähen.«
Kev warf Edie einen entschuldigenden Blick zu. »Tut mir leid«, murmelte er.
»Ist schon okay. Ich habe dich selbst in diesem Zustand gesehen.«
Diese schockierende Bemerkung zog eine ausführliche Erklärung bezüglich Edies Anwesenheit im Büro ihres Vaters an jenem schicksalhaften Tag vor achtzehn Jahren nach sich. Aber Kev wurde langsam hibbelig. »Wir sollten aufbrechen.«
Während er die Rechnung beglich, wichen Tony und Rosa Edie nicht von der Seite, wobei sie sie beäugten wie ein
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