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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Albtraums.
    Gordon hatte an jenem letzten Tag nicht damit gerechnet, dass Kev sich zur Wehr setzen würde, er dachte, er sei mit seinen Kräften am Ende. Er hatte ihm gesagt, dass sie ihm an diesem Tag den Rest geben würden. Sie würden ihm die Augen ausstechen, ihm die Ohren, die Zunge, die Hände, die Füße, die Eier, den Schwanz abschneiden. Wenn er ihnen nicht endlich sagte, wo Liv war.
    Liv.
Liv?
Wer war das? Kev zermarterte sich das Gehirn, versuchte, den Namen zuzuordnen. Liv … Endicott.
    Oh Gott.
Liv
. Plötzlich sah er sie vor sich, wie sie, ihre grauen Augen von Angst erfüllt, draußen vor der Bibliothek stand. Er entsann sich, wie er ihr aufgetragen hatte, das Notizbuch zu Sean zu bringen und aus der Stadt zu verschwinden, bevor sie –
    Sean?
Wer zum Teufel war …
Sean?
    Sein Bruder. Sein Zwillingsbruder.
    Die Bilder strömten auf ihn ein, nun in Farbe und vollständig greifbar. Sean. Davy. Con. Dad. Das Haus. Die Berge. Das Mitternachtsprojekt. Sein Leben. Sein Ich.
    Tränen kullerten über seine Wangen und mischten sich mit seinem Blut. Eine Erinnerung löste hundert weitere aus, die ihn wie eine emotionsgeladene Lawine unter sich begruben. Die undefinierbare Sehnsucht, die ihn all die Jahre in ihren Klauen gehalten, die er zu ignorieren versucht hatte, sie hatte plötzlich einen Namen. Brüder. Familie.
    Er hatte an jenem Tag in Ostermans Folterlabor seine letzten Kraftreserven mobilisiert und Gordon mittels eines mutigen Tricks lange genug abgelenkt, um zu flüchten und ein Auto kurzzuschließen. Er war zu Flaxon gefahren – Gott allein wusste, wie er das bewerkstelligt hatte –, um über das Mitternachtsprojekt auszupacken. Eine schlechte Entscheidung, sich ausgerechnet an Parrish, den Chef von Flaxon, zu wenden. Er hätte zur Polizei gehen sollen. Zu jedem, nur nicht zu Parrish. Er war nicht klar bei Verstand gewesen.
    Sie hatten ihn überwältigt. Dann war Gordon gekommen, um ihn abzuholen.
    Osterman war außer sich vor Zorn gewesen. Zur Strafe hatte er Kev dazu zu zwingen versucht, sich selbst zu verstümmeln. In seiner Verzweiflung hatte Kev stattdessen irgendetwas mit seinem Gehirn angestellt. Er hatte die Blockade errichtet und sich in dem Verlies versteckt.
    Das war das Einzige, woran er sich erinnerte, doch der Rest ließ sich leicht rekapitulieren. Osterman war dieses unempfänglichen Stücks Fleisch überdrüssig geworden und hatte Gordon beauftragt, es loszuwerden. Tony hatte ihn gefunden. Ende der Geschichte.
    Ava schlug ihn wieder, und das schon seit geraumer Weile, aber Kev war zu sehr von seinen Erinnerungen überwältigt gewesen, um es zu bemerken. Sie taumelte. Blut strömte aus ihrer Nase. »… mir das anzutun?
Du Bastard!
Du hast mir wehgetan!«
Klatsch
.
    Kev zuckte zusammen, blinzelte. Er trieb in einem Ozean der Gefühle, der Erinnerungen. Er bekam sie nicht alle zu fassen. Ein halbes Leben war Last genug gewesen, um seinen Geist und sein Herz unter sich zu verschütten.
    »Tu das nie wieder!« Sie drohte ihm mit dem Finger, und er hätte gelacht, wenn er es gekonnt hätte. Als wäre er freiwillig in dieser beschissenen Situation. Er hatte das Gefühl, von einer Büffelherde auf eine Klippe zugetrieben zu werden. Die Geschichte seines Lebens.
    Cheung jagte wieder diesen Schwerlaster in sein Gehirn … oh, Scheiße …
    Alles war jetzt anders, er war wehrlos da drinnen, hatte sämtliche Schutzmechanismen ausgehebelt. Jetzt hatte sie ihn. Sie schlug ihre Klauen tief in seinen Geist, seinen Willen. Sie zwang ihn dazu, sich zu bewegen, gegen seine Fesseln anzukämpfen. Je stärker er sich wehrte, desto größer wurde ihre Kontrolle. Sie feixte. Ihre Zähne waren blutverschmiert.
    »Das ist schon besser«, keuchte sie. »Jetzt sind wir auf einer Wellenlänge.«
    Kev konnte sich ihr nicht widersetzen. In ihm herrschte völliges Tohuwabohu, und sie genoss es in vollen Zügen. Sie berührte ihn von innen, bewegte ihn wie eine Marionette, brachte die Muskeln in seinen Lenden dazu, sich gegen seinen Willen anzuspannen, als wäre er erregt.
    Und das war er. Es stimmte tatsächlich. Sie konnte ihn wirklich hart machen, und er hasste sich dafür. Sein Herz raste, sein Penis kribbelte und pochte.
    Hocherfreut befühlte sie ihn. »Bist du nun bereit, Kev?«, verhöhnte sie ihn. »Yuliyah wartet schon.« Sie streichelte und drückte sein Glied. »Nicht schlecht. Jetzt verstehe ich, was Edie an dir findet.«
    Edies Namen zu hören, versetzte ihm einen Stich und schärfte seinen Fokus.

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