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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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bäumte Kev sich auf.
    Die Wirkung trat ohne Verzögerung ein. Wie bei einem Wespenstich. Dem monströsesten aller Wespenstiche. Der Schmerz war krampfartig und qualvoll.
    Sein Gesicht erstarrte zu einer unbewegten Grimasse. Er knirschte unwillkürlich mit den Zähnen. Seine Sehnen traten hervor. Er spürte, wie das Blut in seinen Schläfen pochte und sein Augendruck sich erhöhte. Er hatte das Gefühl, innerlich zu schreien, doch kein Laut drang über seine Lippen.
    Ava Cheung nahm eine Kappe aus silbernem Drahtgeflecht zur Hand, stülpte sie ihm über und befestigte eine Reihe winziger, herabhängender Sensoren an seiner Kopfhaut. Die Kontaktpunkte waren mit Klebstoff bestrichen. Dann setzte sie ihm eine Schutzbrille auf. Ohne die Augen von ihm zu nehmen, streifte sie sich eine ähnliche Kappe über und fixierte die Sensoren. Nachdem sie sich ebenfalls eine Schutzbrille aufgesetzt hatte, grinste sie ihn an. »Jetzt werden wir sehen, wer das Opfer ist, Kev. Jetzt werden wir sehen, wer die Kontrolle hat.« Sie atmete tief ein, bleckte die Zähne, schloss die Augen. Sie erinnerte ihn an einen mumifizierten Leichnam.
    Dann attackierte sie.
Puh
. Es war, als würde er von einem Laster überrollt.
    Instinktiv setzte er sich zur Wehr, als sie ihn in Bewegung zu versetzen versuchte. Bald realisierte er, dass sie es nicht konnte. Die Verbindung war gekappt. Sein Wille, sich zu bewegen, war an einem anderen Ort verankert, einem Ort, auf den sie keinen Zugriff hatte. Natürlich konnte er selbst ihn auch nicht erreichen. Endlich mal was Neues.
    Kev fühlte, wie sie in seinem Geist wütete. Es tat weh, trotzdem bekam sie ihn nicht zu fassen. Die Blockade hielt stand.
Ja
.
    Die notfallmäßige Neuverdrahtung, die er vor achtzehn Jahren vorgenommen hatte, funktionierte noch immer. Gelobt sei, welch höhere Macht auch immer dafür verantwortlich war. Cheung konnte ihn in Stücke schneiden, aber ihn zwingen, das Mädchen zu vergewaltigen, konnte sie nicht. Der Druck intensivierte sich, doch dieser gepanzerte Teil seines Hirns war wie eine Nuss, die sie nicht knacken konnte.
    Cheung trat zurück; vor Zorn hatte sie weit aufgerissene Augen. »Du Hurensohn«, spie sie ihm entgegen. Sie nahm eine weitere Injektionsnadel vom Tisch. Hielt sie vor sein Gesicht, damit er den Tropfen sehen konnte, der an der Spitze der Kanüle glitzerte. »Du bist ein großer, starker Junge, hm? Allem Anschein nach benötigst du mehr Hilfe, als ich dachte. Mal sehen, welche Wirkung die doppelte Dosis hat.« Sie stach zu.
    Ein weiterer Wespenstich. Unglaublich, dass der Schmerz tatsächlich noch schlimmer werden konnte. Kev ertrug ihn stoisch, während er mit erstaunlicher Ruhe die Erkenntnis zuließ, dass ihn dieses Zeug umbringen würde. Sobald der Druck hoch genug war, würde sein Hirn implodieren.
    Seine einzige Chance war das Verlies, aber bisher war er dort immer unfreiwillig gelandet, hatte nie zuvor versucht, bewusst dorthin zu gelangen.
    Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, einen Weg zu suchen.
    Allerdings konnte es sein, dass er nie wieder herauskäme, dass er im Dunkeln bleiben würde, bis sein Körper verkümmerte, seine Muskeln und Sehnen sich zu einer Embryonalhaltung verkürzten und er bei entsetzlich klarer Besinnung auf den Tod wartete. Der grausam lang auf sich warten lassen würde.
    Keine gute Option, aber egal.
    Kev hatte keine Ahnung, wie er sonst in das Verlies gelangt war, aber er wusste, wer ihn daraus befreit hatte. Sein kleiner Engel. Vielleicht konnte er ihn auch wieder hineinführen. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren und seine Gedanken zu beruhigen, solange Ava wie ein wild gewordener Stier durch seinen Kopf tobte. Kev rief sich Edies Gesicht in Erinnerung, ihre strahlenden, gütigen Augen. Er ließ sie sein Bewusstsein ausfüllen und drängte den Schmerz in den Hintergrund. Ava konnte in dem nun leeren Raum wüten, so viel sie wollte. Er ließ sich davontreiben.
    Edie nahm vor seinem inneren Auge Gestalt an. Sie stand in dem finsteren, felsigen Tunnel, den er so gut kannte, und winkte ihn zu sich. Sie schimmerte wie eine Perle.
    Er folgte ihr in die Dunkelheit, ließ sich von ihrer hellen Gestalt durch das Labyrinth führen. Hinter ihm ließ Ava ihrer Raserei weiter freien Lauf. Es kümmerte ihn nicht mehr. Er folgte seiner großen Liebe, vertraute ihr bedenkenlos.
    Sie beleuchtete den Tunnel mit ihrem inneren Licht. Sie war seine Sonne. Kev wusste nicht, wie weit sie durch die dunklen, gewundenen Gänge liefen, aber es war

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