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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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egoistischer, opportunistischer Wichser, oder? Komm schon, sprich es ruhig aus.«
    Kev zuckte ohne Erbarmen mit den Schultern. »Das hast du gesagt, nicht ich.«
    Tony wischte sich über den Mund, dann kratzte er sich den Bartschatten unter seinem Kinn. »Eines solltest du nicht vergessen. Hätte ich einen eigenen Sohn gehabt, hätte ich exakt dasselbe getan. Und er wäre jetzt genauso angepisst wie du.«
    Kev verschlug es die Sprache. Er starrte den alten Mann verwirrt an und versuchte vergeblich, diese kryptische Bemerkung zu entschlüsseln.
    »Verstehst du?«, fuhr Tony ihn an. »Hast du verstanden, was ich sagte?«
    Kev räusperte sich. »Äh, ich denke schon.«
    »Darum nimm es nicht persönlich.«
    »Okay.« Er war noch immer ratlos.
    Grummelnd drückte Tony den Zigarettenstummel auf dem Felsen aus. Er fasste in seine Tasche und fischte etwas heraus. Es war eine Kette, an der kleine, angelaufene, längliche Plaketten hingen. Er gab sie Kev. »Besser spät als nie.«
    Kev nahm die Marken und inspizierte sie.
Eamon McCloud
. Seine Brust zog sich zusammen.
    Tony wandte sich ab und stapfte davon.
    »Tony«, rief Kev ihm aus einem Impuls heraus nach.
    Er drehte sich nicht um. Kev suchte nach den richtigen Worten, die diesem unerwarteten, rauen Moment der Güte angemessen waren. »Danke, dass du mich gerettet hast.«
    Tony sah sich noch immer nicht um. »Du bist es wert, gerettet zu werden, Junge.« Seine Stimme klang dumpf und schwermütig. Er ging zurück zum Haus.
    Kev schloss die Hände um die Erkennungsmarken und richtete den Blick nach innen, als sich die Erinnerung entfaltete. An jenen Tag, als sein übersteigerter Heldenkomplex ihn davon überzeugt hatte, dass es seine Aufgabe war, im Alleingang Beweise für die Polizei zu sammeln, um zu belegen, dass an dem Mitternachtsprojekt etwas faul und kriminell war. Er hatte gewusst, dass noch weitere Kinder sterben würden, wenn er jemand anderen darum bäte. Da war niemand gewesen, den er um Hilfe hätte bitten können. Davy war im Irak; Connor, der gerade beim FBI angefangen hatte, steckte mitten in einer Observierung; Sean, der in heißer Liebe zu Liv Endicott entbrannt war, war von deren Vater ins Gefängnis verfrachtet worden, um ihn von ihr fernzuhalten. Aus diesem Lager konnte er also nicht auf Unterstützung hoffen. Er war auf sich allein gestellt gewesen.
    Aber er hatte nicht warten können. Er war ins Schlafzimmer seines Vaters gegangen, das seit dessen Tod acht Jahre zuvor niemand mehr betreten hatte. Eine dicke Staubschicht hatte alles bedeckt, doch das Bett war noch immer mit militärischer Präzision gemacht, die triste, grüne Wolldecke straff gezurrt wie ein Segel. Kev hatte die Erkennungsmarken aus einem Zinnbecher genommen, der neben einem Foto seiner Mutter stand, sich aufs Bett gesetzt und mit den Metallplaketten in der Hand ihr lächelndes Gesicht betrachtet. Sie still um Mut angefleht. Damit er die harte Nummer durchziehen konnte.
    Anschließend hatte er die Marken eingesteckt und war mutterseelenallein nach Armageddon aufgebrochen. Und hatte sich dabei unglaublich blöd angestellt.
    Erst achtzehn Jahre später war er endlich physisch in der Lage, die schwerwiegenden Konsequenzen dieser Entscheidung zu erfassen. Er war bestürzt über seine Dummheit, seine Arroganz. Aber er hatte dafür bezahlt. Und zwar den vollen Preis.
    Sean kam gerade raus auf die Veranda. Er entdeckte Kev auf dem Felsvorsprung und winkte ihn nach unten. Sobald er nahe genug war, dass Seans Stimme über den tosenden Canyon-Wind trug, rief sein Zwillingsbruder: »Was ist mit Edie los?«
    Kevs Eingeweide krampften sich zusammen. »Was meinst du damit?«
    »Du hast keine Ahnung, warum sie spontan beschlossen haben könnte, einen frühmorgendlichen Spaziergang zu unternehmen und den Sicherheitsradius zu verlassen?«
    Die Angst traf ihn mit voller Wucht. Kev schaute zu der Hütte. Die Tür stand offen und schaukelte knarrend in den Angeln. Ein Blatt Papier tanzte und flatterte, als der Wind damit spielte. »Oh Scheiße«, wisperte er.
    »Aaro hat sie gesehen, aber da stand sie noch vor dem Haus, darum hat er sich nichts dabei gedacht. Er hat sich eine Tasse Kaffee eingeschenkt und ist zur Tür gegangen, und sie war weg. Sie hatte schon die halbe Wiese überquert. Sie trägt noch nicht mal eine Jacke. Dabei ist es saukalt.«
    »Welche Richtung?«, stieß Kev hervor.
    Sean deutete mit dem Finger. »Direkt nach Norden, auf den Highway zu.«
    Kev sprang von den Felsen auf den Fußweg

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