Die Macht der Angst (German Edition)
wich Ava aus. Sie lächelte Robert flehentlich an. »Würde es Ihnen etwas ausmachen? Bitte. Es dauert nur einen kurzen Moment.«
»Überprüf es, Robert«, sagte Paul bärbeißig. »Aber komm sofort zurück.«
In Roberts Miene stand höflicher Zweifel, als er Ava nach draußen begleitete. Sie zog ihn in die Küche, wo sie sich rasch vergewisserte, dass sie allein waren.
»Dr. Cheung«, sagte er verwirrt. »Hatten Sie nicht gesagt –«
»Schsch«, machte sie. »Nur einen Augenblick.« Sie hob die Brust an und bog den Rücken durch, damit sich das elastische Oberteil über ihrem vergrößerten Busen spannte. »Ich hatte mich nur gefragt … ob Sie sich eine Sekunde Zeit nehmen könnten … um …«
Robert wirkte beinahe furchtsam, während er auf ihre Brüste starrte. »Um was zu tun?«
Ava blinzelte mit ihren schweren Wimpern. »Mich festzuhalten«, platzte sie heraus. »B-bitte. Ich fühle mich so verloren.« Sie barg das Gesicht an seinem Oberkörper, schnappte sich seine Hand und legte sie mit einem flehentlichen Wimmern auf ihre Brust.
Seine Finger zuckten. Ava musste sich ein Grinsen verkneifen. Sie hatte ihn. Es war so einfach gewesen. Sie waren immer so einfach, diese widerlichen Lustmolche.
Zack,
stach sie ihm die Nadel in den Arm und drückte den Kolben runter.
Robert wurde stocksteif, sein Gesicht verzerrte sich zu einer starren Grimasse. Er zog einen keuchenden Atemzug in seine sich abrackernden Lungen. Der arme Robert. Fast hätte er ihr leidgetan. Er war so niedlich.
Sie setzte ihm die Sklavenkrone auf und brachte rasch die Sensoren an. Sein rasierter brauner Schädel machte ihr die Sache einfach. Darauf bauend, dass seine zusammengepressten Knie ihn aufrecht halten würden, lehnte sie ihn gegen die Wand.
Sie schaute in seine starrenden, von Weiß umrahmten Pupillen. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Ava nahm ein Papiertuch vom Küchentresen und tupfte sie fürsorglich ab. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf seine Lippen.
»Showtime«, flüsterte sie und schlug die Krallen in seinen Geist.
Erstaunlicherweise entpuppte er sich nach dem ersten geschockten Widerstand als hervorragender Interface-Kandidat. Ava gab ihm eine Sieben auf einer Skala von eins bis zehn. Natürlich hatte sie ihm eine enorme Dosis verabreicht, gleichzeitig war er ein Macho und vermutlich ein ehemaliger Soldat, womit er absolut nicht dem optimalen Interface-Profil entsprach. Ava war angenehm überrascht, als sie schon nach wenigen Momenten der Manipulation eine ausgezeichnete Kontrolle über seine Muskeln bekam. Aber bei einer solch hohen Dosis war ihr Zeitfenster eng. Sie zwang ihn, seine Waffe zu ziehen, dann hielt sie sich mehrere Schritte hinter ihm, als er zum Wachraum zurückkehrte.
Sie folgte ihm nicht hinein, da sie sich zuvor davon überzeugt hatte, dass es dort eine Überwachungskamera gab. Das kam ihr sehr gelegen. Es war mehr als praktisch.
Paul drehte sich um, doch als er sah, wer es war, wandte er sich wieder ab, sodass Ava sich nicht einmal mit der schwierigen Aufgabe abmühen musste, ohne ihre X-Cog-Brille auf ihn zu zielen. Sie ließ Robert einfach zu ihm hinübergehen, den Lauf in seinen Nacken drücken und feuern.
Paul sackte über dem Tisch zusammen. Ein dunkles Loch klaffte in seinem Hals. Blut spritzte auf die Tastatur und den Monitor.
Sie zwang Robert, mithilfe der besudelten Tastatur den Computer auszuschalten, auf dem das Überwachungsprogramm lief. Gerade noch rechtzeitig.
Denn schon kamen die anderen, die den Schuss gehört hatten, angerannt. Ava navigierte Robert wieder hinaus in den Korridor und stahl sich dann hinter die geöffnete Küchentür, um Sichtkontakt zu halten. Überrumpelung und Schnelligkeit waren jetzt die entscheidenden Elemente.
»Robert?«, schnaufte jemand atemlos. »Was zur Hölle war –«
Bäng. Bäng
. Beide Männer sackten zu Boden. Ava kam aus ihrem Versteck und beobachtete, wie das Arterienblut aus den tödlichen Wunden in Stirn und Kehle strömte. Es herrschte Stille, mit Ausnahme von Roberts angestrengten Atemzügen. Da schrien Evelyn und Tanya wie am Spieß. Sie ließ Robert in das Zimmer gehen, wo sie sich ängstlich auf dem Sofa zusammendrängten. Dr. Katz kauerte ebenfalls dort und stieß irgendwelche wirren, flehentlichen Worte aus.
Niemand bemerkte Ava, die sich in der Ecke hinter der Tür verborgen hielt.
Robert richtete die Waffe auf die Gruppe. Ava versuchte, durch ihn zu sprechen.
»Setzt euch auf die
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