Die Macht der Angst (German Edition)
kleiner Bruder. Zumindest hoffe ich, dass sie es noch hat.«
»Ja, und?«
»Damit sind wir startklar.« Davy nickte Sean und Miles zu. »Con und Aaro werden Tam ins Krankenhaus bringen. Der Rest von uns führt unseren kleinen Bruder in die wunderbare Welt der X-Ray Specs und GPS -Tracker von SafeGuards ein.«
»Wir haben kein Handgerät«, wandte Sean ein.
»Ruf Nick an. Er soll euch von Stone Island aus lokalisieren«, antwortete Davy. »Er kennt all unsere Codes.«
Sean wählte eine andere Nummer und redete mit jemandem über Signalcodes und Koordinaten. Kev wandte den Blick wieder Tam zu. Sie atmete schwer, und Blut sickerte in das Laub unter ihr. Die Frau hatte sich ihnen gegenüber letzte Nacht so seltsam und unhöflich verhalten. Aber sie hatte versucht, Edie zu retten, vielleicht sogar um den Preis ihres eigenen Lebens. Er neigte respektvoll den Kopf. »Ich danke dir.«
Sie nickte. »Edie ist zäh.« Ihre bernsteinfarbenen Augen waren vor Schmerz zusammengekniffen. »Das findet man … selten. Halt sie fest.«
»Das habe ich vor«, sagte er.
Dann rannte er los. Vermutlich dem Ende der Welt entgegen, aber das kümmerte ihn nicht mehr. Solange er nur Edie wiedersehen konnte.
Noch ein letztes Mal, bevor er über den Rand des Abgrunds stürzte.
Ava lehnte sich näher an den Badezimmerspiegel heran, während sie versuchte, ihr Gesicht in etwas zurückzutransformieren, das sich als Waffe einsetzen ließ. Heute Abend war das harte Arbeit.
Sie hatte Foundation aufgetragen, um ihre kränkliche Blässe und die Flecken zu kaschieren, aber es war nicht der richtige Farbton für ihre Haut. Mehrere Schichten alter, klumpiger Mascara ließen ihre Augen groß und katzenhaft aussehen. Ein bisschen Lipgloss, fertig. Sie ließ die Masterkrone auf, als sie ihr Haar bürstete. Zum Glück hatte sie die Kappe, da ihre Haare in einem desolaten Zustand waren. Und es blieb keine Zeit für eine Dusche. Des und Edie würden in einer halben Stunde hier sein.
Das heiß ersehnte Ereignis war zum Greifen nahe.
Sie schob sich mehrere Plastikfesseln über den eng anliegenden Ärmel und steckte die elastische Sklavenkrone in den Bund ihrer Jeans, die lockerer saß als sonst. Der Stress hatte sie Gewicht verlieren lassen. Damit blieb mehr Platz für die Waffe. Ava verstaute sie an ihrem Kreuz und unterzog sich dann einer kritischen Musterung.
Sie sah aus wie ein verlorenes Sexhäschen im Regen. Aber dieser Look hatte manchmal seinen Nutzen.
Sie legte ein Ohr an Ronnies Tür und hörte das Wummern von Kopfhörern. Das Mädchen schmollte und hörte Musik auf seinem iPod. Ava stieg die Treppe hinunter und spähte in Parrishs Arbeitszimmer. Sie fand sofort, wonach sie suchte: ein silberner Brieföffner in einer edlen Lederschatulle. CWP . Parrishs Monogramm. Sie zog ein Tuch hervor, das sie aus Edies Kommode genommen hatte, und wickelte ihn darin ein, ohne ihn zu berühren.
Anschließend ging sie nach unten in den Überwachungsraum und steckte den Kopf durch die Tür. Sie gab sich befangen und scheu. »Äh, entschuldigen Sie bitte«, sagte sie leise.
Zwei Leibwächter wandten sich ihr zu. Die anderen zwei waren draußen auf Patrouille. »Dr. Cheung«, begrüßte der Ältere der beiden sie. »Wie können wir Ihnen helfen?«
Paul war sein Name. Ava zog verführerisch die eine Seite ihrer vollen Unterlippe zwischen die Zähne und klimperte mit ihren dick getuschten Wimpern. »Ich konnte nicht schlafen«, sagte sie. »Haben Sie etwas von ihr gehört?«
»Von Edie, meinen Sie?« Paul verzog den Mund. »Darauf würde ich keine große Hoffnung setzen.«
Paul war nicht der Richtige. Zu groß, zu fett, zu alt. Robert kam der Sache schon näher. Er war fünfzehn Jahre jünger, etwa fünfunddreißig. Ein athletischer, attraktiver dunkelhäutiger Mann. Ava bemerkte, dass er keinen Ehering trug. Er wäre glaubwürdiger als Edies einfältiger Komplize. Der arme Tölpel hatte sich von Edie den Verstand rausvögeln lassen, sich das Blaue vom Himmel versprechen lassen, zusammen mit einem Multimilliarden-Dollar-Vermögen. Ja, Robert war ihr Mann.
»Ich muss einem von Ihnen unbedingt etwas zeigen«, verkündete sie zaghaft. »In Edies Zimmer. Es hat vielleicht nichts zu bedeuten, und ich möchte Sie auch nicht stören oder Ihnen Ihre kostbare Zeit rauben. Trotzdem sollte jemand einen Blick darauf werfen.«
»Sagen Sie uns doch einfach, was Sie entdeckt haben, Dr. Cheung«, schlug Paul vor.
»Sie müssen es selbst sehen, um es zu verstehen«,
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