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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Davy zuckte mit keiner Wimper. Er war hoch konzentriert. Kev beneidete ihn. Er selbst war ein seelisches Wrack.
    Anschließend krochen sie weiter auf den Bäuchen durch Unterholz, welkes Laub und Kiefernnadeln. Drei der Gangster in Wintertarnanzügen kauerten hinter Aaros ramponiertem, schlammbespritztem grauem Van und berieten sich in aufgebrachtem Flüsterton. Con richtete sich auf und hob ein langes Rohr mit zwei Teleskopenden auf seine Schulter. Kev brauchte ein paar Sekunden, bevor er es zuordnen konnte.
    Heilige Scheiße, das war ein AT 4. Eine Panzerabwehrhandwaffe. Diese Typen waren so gut wie tot. Aaro hatte ein paar echte Kracher in seiner Spielzeugkiste. Und tatsächlich waren Aaros Augen vor Schreck geweitet, als er Con wortlos mit einem Handzeichen bedeutete, das bloß nicht zu tun –
    Ka-bumm
. Das Fahrzeug wurde mit seltsamer Grazie in die Luft gehoben, bevor es auf die Seite krachte. Glas explodierte. Eine ölige Rauchsäule stieg hoch. Flammen leckten über den Wagen.
    Aaro schlug die Hände vor die Augen. »Mein Van«, stöhnte er und fluchte in irgendeiner gutturalen, slawischen Sprache. »Musstest du meinen Van killen?«
    Es trat tödliche Stille ein, dann wurde nervöses Gemurmel hörbar. Einer der Männer versuchte fieberhaft, jemanden über sein Walkie-Talkie zu erreichen. Er versteckte sich hinter Rosas Taurus Sedan, mit dem Tony hergekommen war. Dem verzweifelten Ton seiner Stimme nach bekam er keine Antwort.
    Davy hatte freie Sicht. Er positionierte das Gewehr, aber Kev winkte ihn nach unten. Der Kerl war allein. Sein Tonfall deutete darauf hin, dass er allein keine Gefahr darstellte. Er würde jeden Moment die Nerven verlieren und abhauen.
    Und so kam es. Der Mann tauchte hinter den Bäumen ab und suchte das Weite.
    Kev stand auf und lief los. Es war keine bewusste Entscheidung, er konnte einfach nicht mehr länger warten, ganz egal, ob jemand auf ihn schießen würde oder nicht.
    Die anderen folgten ihm auf derselben Route, die Edie zuletzt genommen hatte. Kev sah die beiden auf dem Boden liegenden Körper schon über die Wiese hinweg und begann zu rennen. Ein beleibter Mann, der auf einer hochgewachsenen, schlanken Frau lag, deren dunkles Haar zu einem Fächer ausgebreitet war. Er rannte schneller. Sein Atem ging pfeifend, sein Herz raste, seine Brust brannte und verkrampfte sich vor Pein und widerstreitendem Leugnen –
    Diese Haare. Zu glatt, zu glänzend. Die Hand. Diese Finger waren länger und von einer olivfarbenen Tönung, nicht Edies zartrosa Hautfarbe. Es war Tam.
    Kev fiel neben ihr auf die Knie und stemmte den schweren Mann von ihr hinunter. Sie war angeschossen worden. Ins Bein und in die Schulter. Es stand schlimm um sie. Ihr Gesicht war grau, ihre Lippen blau, aber sie lebte noch.
    Der Mann, Tom, war zweifellos tot. Seine Augen starrten blicklos ins Leere, sein Mund stand weit offen. Sein Darm hatte sich entleert. Er stank bestialisch.
    Davy, Con, Sean, Miles und Bruno kauerten sich um sie, während Aaro mit der Waffe im Anschlag Wache hielt. Davy und Sean nahmen ihre Gürteltaschen ab und machten sich mit Bandagen und Aderpressen ans Werk.
    »Großer Gott, Tam«, knurrte Davy. »Was hast du nur mit diesem armen Kerl angestellt?«
    Ihre Mundwinkel zuckten. Sie hob ihre Finger und wedelte mit ihren golden lackierten Nägeln. »Die Katzenkratzkrankheit«, wisperte sie. »Ein Nervengift.«
    Kev sah die winzige Nadel, die unter dem Nagel ihres Zeigefingers herausragte. Ihr Daunenmantel war blutdurchtränkt.
    Davy schaute zu Sean hoch. »Ruf Val an. Er soll ein Privatflugzeug von Friday Harbour zum Flughafen von Hillboro chartern«, wies er ihn an. »Sag ihm, er soll sich beeilen.«
    Sean tat wie befohlen. Kev betrachtete das gräuliche Gesicht der Frau. Sie hatte Blutspritzer um den Mundwinkel und sah aus, als würde sie im Sterben liegen. Es kam ihm wie Missbrauch vor, trotzdem musste er sie fragen. »Tam.« Seine Stimme bebte. »Ich weiß, dass du verletzt bist, aber ich flehe dich an. Wohin haben sie Edie gebracht?«
    Ihre Lider gingen flatternd auf. Sie holte Luft und verzog vor Anstrengung gequält das Gesicht. »Des Marr«, murmelte sie. »Kofferraum. Mehr … weiß ich nicht.«
    Davy durchstöberte die Taschen des Toten und fischte einen Bund mit Autoschlüsseln heraus. »Nehmt die Karre von dem Wichser. Er braucht sie nicht mehr.«
    »Aber wohin?«, knurrte Kev. »In welche verfluchte Richtung?«
    Ein grimmiges Lächeln huschte über Davys Lippen. »Edie hat mein Handy,

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