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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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schwang, wenn sie den Kopf in den Nacken legte. Sie ritt ihn voll ungestümer Leidenschaft, bis beide gleichzeitig ein gigantischer Orgasmus überrollte.
    Zitternd und gesättigt lag Kev anschließend unter ihr. Vollkommen erschöpft.
    Es war für ihn ein solches Novum, hinterrücks vom Schlaf übermannt zu werden, dass Kev ihm hilflos ausgeliefert war. Er packte ihn und zog ihn mit sich.

11
    Sorgsam darauf bedacht, Kev nicht zu wecken, rollte Edie sich von ihm herunter, aber ihre Behutsamkeit war überflüssig. Er schlief wie ein Murmeltier. Es war ein seltsamer Anblick. Sonst war er das Paradebeispiel hoch konzentrierter Wachsamkeit. Die Energie, die von ihm abstrahlte, war unglaublich gebündelt und intensiv. Ihn mit ausgestreckten Gliedern selig schlummern zu sehen führte ihr seine Verletzbarkeit vor Augen.
    Er war kein Superheld. Sie hatte ihn ausgelaugt. Fast hätte sie gelacht. Bahn frei für Edie, die Femme fatale. Die Männer liefen ihr in Scharen hinterher.
    Sie schnaubte spöttisch. In der Regel suchten sie eher das Weite.
    Sie kniete sich hin und nahm seine Narben in Augenschein. Es war unbegreiflich, wie ein Mensch einen anderen auf diese Weise verletzen konnte. Schon mit elf Jahren hatte es ihre Vorstellungskraft überstiegen. Was gut war. Ihre Kindheitstraumata hatten sie auch so schon mehr als genug verkorkst.
    Er war schön wie ein griechischer Gott. Narben hin oder her.
    Der Gedanke entzündete in ihr das Bedürfnis zu zeichnen, das sie fast immer in den Fingerspitzen spürte. Immerhin hatte Kev ihr seine Erlaubnis erteilt. Er hatte sie sogar darum gebeten, sie förmlich angefleht. Sie musste sich also nicht schlecht oder hinterlistig fühlen. Und vielleicht würde die sexuelle Spannung zwischen ihnen jetzt, wo er schlief, die Ätherwellen nicht länger stören und abdämpfen. Womöglich würde sie sogar etwas auffangen, das ihm helfen könnte. Edie hatte nie zuvor eine schlafende Person skizziert. Ob sie seine Träume sehen würde?
    Die knarzenden Dielenbretter vermeidend, schlich sie auf Zehenspitzen ins Nebenzimmer. Sie schnappte sich den großen Skizzenblock und ein paar Bleistifte. Großer Mann, große Seite. Jede Menge Platz. Ihre Finger zappelten vor Ungeduld.
    Sie hatte im Zeichenunterricht während ihres Studiums nackte Männer skizziert, aber das hier war keine Übung zur menschlichen Anatomie. Jede lange, fließende Kontur an ihm war atemberaubend schön. Das Bild reifte und veränderte sich, während sie sich darin verlor. Die Linien seines schlafenden Gesichts wirkten im Ruhezustand vollkommen anders. Jünger.
    Edie versuchte, die Muskeln über seinen Rippen, die athletischen Mulden und Wölbungen seiner Flanken auf das Papier zu bannen. Sein stattliches Glied lag, noch immer in Latex gehüllt, auf seinem Oberschenkel. Edie hätte ihm das Kondom abgenommen, wollte ihn jedoch nicht wecken und damit die Chance vertun, sämtliche Details einzufangen. An der Rundung seines Oberschenkels prangten frischere, hellrote Narben. Es waren Operationsnarben. Von dem Unglück am Wasserfall.
    Sie merkte, dass sie dazu übergegangen war, eine Kulisse hinter seiner schlafenden Gestalt zu entwerfen, aber es war weder ein Zimmer noch eine Landschaft. Es war ein Netz einander kreuzender Linien. Sie hatte die Seite gefüllt, ehe sie es realisierte.
    Ein Spinnennetz. Oh Gott. Ein Schauder erfasste sie, trotzdem hörte sie nicht auf zu zeichnen. Kev hatte es so gewollt. Sie musste sehen, wohin es führte.
    Sie konnte das Bild immer noch zerreißen, bevor er aufwachte. Sollte es wirklich schlimm sein.
    Ihr Bleistift bewegte sich schneller. Mit flinken Strichen malte er das Oval aus, die behaarten, abgewinkelten Beine. Die Spinne war gigantisch im Verhältnis zu Kevs schlafendem Körper. Mit schillerndem schwarzen Hinterleib lauerte sie wie das personifizierte Böse auf den bewusstlos vor ihr ausgestreckten Kev. Sein Gesicht war leichenblass vor Edies innerem Auge, aber er schien nicht tot zu sein.
    Er war betäubt. Hilflos seinem Schicksal ausgeliefert.
    Als Grafikerin wusste sie instinktiv, was sie brauchte, damit die Zeichnung funktionierte. Licht und Schatten, die richtige Proportion und Perspektive. Sie wusste, wie sie es gespenstisch und atmosphärisch gestalten, wie sie Angst erzeugen konnte. Ihr Bleistift flitzte über das Papier, er verstand seine Arbeit. Edie vollendete die Kiefertaster der Spinne, das wahnsinnige Glitzern der kleinen Augen, dann fiel der Stift aus ihrer kalten, tauben Hand. Der

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